Nach einem Auf und Ab im Zollstreit hat die Wall Street den letzten Handelstag des Monats kaum verändert abgeschlossen. Auf längere Sicht waren die vergangenen Monate jedoch gut für Anleger.
Der breit gefasste S&P 500 und der technologielastige Nasdaq verzeichneten jeweils den besten Monat seit November 2023. Am Freitag gab der S&P 500 0,06 Prozent nach und schloss mit 5907 Punkten. Der Nasdaq Composite fiel um 0,32 Prozent auf 19'114 Zähler und der Dow Jones Industrial Average legte hauchdünn um 0,06 Prozent auf 42'243 Werte zu.
US-Präsident Donald Trump hatte die Investoren in Aufregung versetzt, als er in seinem Kurznachrichtendienst Truth Social erklärte, China habe gegen eine Vereinbarung mit den USA über die gegenseitige Rücknahme von Zöllen und Handelsbeschränkungen für Seltene Erden verstossen. Er drohte der Volksrepublik eine härtere Gangart an, Aktien gaben daraufhin auf breiter Front nach. Später erklärte Trump, er werde mit Chinas Präsident Xi Jinping sprechen und hoffentlich die Differenzen über Handel und Zölle ausräumen. Prompt verringerten die Aktien ihre Verluste.
Der leitende Portfoliostratege bei Ingalls & Snyder in New York, Tim Ghriskey, sagte, die Zölle blieben ein Thema für den Markt. «Die Handelsgespräche zwischen den USA und China sind angeblich wieder ins Stocken geraten, und dennoch steht ein Treffen an.»
Der Mai war ein volatiler Monat für Aktien, da Trumps unberechenbare Handelspolitik die Anleger in Atem hielt. Für Verunsicherung sorgte auch das juristische Tauziehen um die Rechtmässigkeit der neuen US-Zölle. Ein US-Gericht hatte die Umsetzung zunächst blockiert, doch am Donnerstagabend hob ein Berufungsgericht die Entscheidung auf. «Früher hatten Anleger gefühlt eine ziemlich klare Vorstellung, wie es mit Handel und Zöllen weitergeht, und jetzt ist die Situation sehr verwirrend geworden», sagte Art Hogan, Chefstratege beim Vermögensverwalter B Riley Wealth.
Dollar rückt vor
Der Dollar-Index blieb nach den Verlusten vom Donnerstag fast unverändert. Der Preis für das in der US-Währung gehandelte Gold fiel um 0,7 Prozent auf 3291 Dollar je Feinunze. Für schlechte Stimmung sorgten die jüngsten US-Konjunkturdaten. Die US-Bürger haben ihre Ausgaben trotz abebbender Inflation kaum erhöht. Die Konsumausgaben stiegen im April um 0,2 Prozent im Vergleich zum Vormonat, wie das Handelsministerium am Freitag mitteilte. Von Reuters befragte Volkswirte hatten mit diesem Zuwachs gerechnet, nach plus 0,7 Prozent im März. Der private Konsum ist Schwungrad der US-Wirtschaft, die zuletzt allerdings den Rückwärtsgang einlegte.
Gap nach Prognose mit Kurseinbruch
Im Rampenlicht bei den Einzelwerten stand Gap mit einem Kursrutsch von rund 20 Prozent. Das Unternehmen rechnet mit Zusatzkosten von rund 250 Millionen bis 300 Millionen Dollar wegen der US-Zölle, nahm die Belastungen in seine jüngste Prognose jedoch nicht auf. «Dass Gap die Zölle nicht in die Prognose aufgenommen hat, belastet die Markterwartungen in Bezug auf die Aussichten des Unternehmens für den Rest des Jahres», sagte Sky Canaves vom Analysehaus eMarketer.
Überraschend starke Geschäftszahlen ermunterten Anleger hingegen zum Einstieg bei Ulta Beauty. Die Aktien des US-Kosmetikhändlers sprangen um knapp 12 Prozent nach oben. Der Nettoumsatz sank im vierten Quartal um knapp zwei Prozent auf 3,49 Milliarden Dollar, während Analysten im Schnitt von einem Rückgang auf 3,46 Milliarden ausgegangen waren. Hintergrund sei der Erfolg von Ultas Rabattaktionen im Weihnachtsgeschäft gewesen. Konkurrenten wie Coty, Elf und L'Oreal hatten zuletzt enttäuschende Ergebnisse gemeldet.
Gefragt waren auch die Titel von Zscaler, die um 9,8 Prozent zulegten. Der IT-Sicherheitsspezialist hat Kevin Rubin zum neuen Finanzchef ernannt. Der bisherige CFO des Coaching-Start-ups BetterUp tritt die Nachfolge von Remo Canessa an, der im Dezember in den Ruhestand gegangen war. Zudem hob Zscaler seine Jahresprognose an. Geschäftskunden investieren verstärkt in IT-Sicherheitslösungen von Anbietern wie Zscaler, seitdem die Verbreitung generativer KI sie einem höheren Risiko für Datenverluste ausgesetzt hat.
(Reuters)