«Wir bewegen uns in eine grundlegend neue Ära an den Finanzmärkten», sagt Ben Powell, Chefstratege für den Mittleren Osten und Asien-Pazifik bei BlackRock Investment Institute. Dabei zwingt die aggressive Rhetorik von Donald Trump Investoren zur Neubewertung jener Vermögenswerte, die bislang als Grundpfeiler galten. Sowohl der US-Dollar als auch US-Staatsanleihen – traditionell sichere Häfen in Krisenzeiten – erscheinen plötzlich weniger attraktiv.
Diese Dollarschwäche machte sich im Goldpreis und dem Wertgewinn anderer G10-Währungen bemerkbar. Neben dem Edelmetall, das auf Jahressicht um fast 20 Prozent an Wert zugelegt hat, haben als sicher geltende Währungen wie der Schweizer Franken, der japanische Yen oder die schwedische Krone in diesem Jahr ebenfalls deutlich an Wert gewonnen.
Die höchste Aufwertung gegenüber dem Dollar verzeichnet die Schwedische Krone mit über 14 Prozent. Doch auch der Japanische Yen, der Schweizer Franken und der Euro legen zwischen 10 und 11 Prozent auf Jahressicht zu. Ebenfalls zu den stärksten Aufwertungen gehören die dänische und norwegische Krone - sie notieren ebenfalls um bis zu 10 Prozent höher als noch zu Jahresbeginn. Am Ostermontag fiel der Dollar gegenüber dem Franken fast auf ein Niveau von 80 Rappen. Das ist der tiefste Stand in 14 Jahren.
Dollar im Vergleich zu |
Veränderung seit Jahresbeginn |
Schwedische Krone | -14,3% |
Euro | -10,8% |
Japanischer Yen | -10,7% |
Schweizer Franken | -10,5% |
Dänische Krone | -10,5% |
Norwegische Krone | -8,8% |
Britisches Pfund | -7,4% |
Brasilianischer Real | -5,6% |
Mexikanischer Peso | -4,7% |
Singapur-Dollar | -4,6% |
Kanadischer Dollar | -4,1% |
Quelle: Bloomberg/TradingView
Während für kleinere Valuta besonders der Sicherheitsaspekt für den Wertanstieg verantwortlich ist, wird beispielsweise die japanische Währung zusätzlich von Berichten gestützt, wonach die Bank of Japan an weiteren Zinserhöhungen festhält. Für den Anstieg des Euros dürften die verbesserten Konjunkturaussichten für einen zusätzlichen Schub gesorgt haben.
Unabhängigkeit der US-Zentralbank
Nachdem die Ankündigung der US-Importzölle für eine erste Flucht aus dem «Greenback» geführt hat, wächst nun die Unsicherheit gegenüber dem Dollar durch Trumps Drohung, den Fed-Präsidenten Jerome Powell entlassen zu wollen. Ein solcher Schritt würde die Unabhängigkeit der US-Notenbank in Frage stellen.
Am Osterwochenende drohte Trump mit einer Rezession der US-Wirtschaft und forderte eine sofortige Zinssenkung vom Fed-Chef. Gleichzeitig bezeichnete er Powell in dem Truth-Social-Post als «grossen Verlierer». Trumps Berater sagten daraufhin, das Weisse Haus prüfe weiterhin die Möglichkeit, Powell zu entlassen - ein Schritt, der laut Marktbeobachtern einen Dollar-Schock auslösen könnte.
Zwar meinen die Experten von Blackrock, dass schon seit Jahren tiefgreifende strukturelle Veränderungen in der Weltwirtschaft zu beobachtet seien und «Donald Trump dabei eher wie ein Beschleuniger bereits bestehender Entwicklungen wirkt», doch ein weiterer Abwärtsdruck des Greenbacks darf nicht ausgeschlossen werden.
«Solange die Unabhängigkeit der US-Geldpolitik infrage gestellt wird, bleibt der Dollar unter Druck. Erst ein deutlicher Rückschlag an den US-Anleihe- oder Aktienmärkten könne Trump möglicherweise zur Mässigung seiner Äusserungen bewegen», sagt Joseph Capurso von der Commonwealth Bank of Australia.
Der US-Dollar-Index - ein Korb aus sechs Leitwährungen wichtiger US-Handelspartner - fiel am Dienstag auf gut 98 Punkte. So tief stand er zuletzt im März 2022.
(cash/Bloomberg/Reuters)
1 Kommentar
Und da werfen die Amis anderen Ländern ständig vor, Währungsmanipulation zu betreiben...