Gemäss Markterwartungen werden 2018 die zehn grössten US-Tech-Firmen zusammen erstmals einen Umsatz von über 1 Billion Dollar erzielen. Damit stiegen die Einnahmen gegenüber dem Vorjahr um knapp 16 Prozent. Die grössten Anteile entfallen auf Apple (erwarteter Umsatz 2018: 273 Mrd. Dollar), Amazon (229 Mrd. Dollar), Alphabet (131 Mrd. Dollar) und Microsoft (106 Mrd. Dollar).

Der erwartete Umsatz der "Top 10" überbietet die Jahresleistung der Schweizer Volkswirtschaft um ganze 50 Prozent. Kein Wunder also, stehen ob dieser schier unfassbaren Grösse diese Firmen besonders im Fokus von Anlegern.

Was dabei schon fast vergessen geht: Die US-Tech-Welt beschränkt sich keinesfalls auf ein paar wenige Firmen. Ganze 625 Aktien sind in den USA als Technologiefirmen an der Börse kotiert. Darunter befindet sich die eine oder andere Firma, die eine grosse Zukunft vor sich haben wird. Hier sind fünf aussichtsreiche Tech-Titel aus der zweiten Reihe, die den meisten Schweizer Anlegern eher weniger geläufig sein dürften (für Übersicht siehe Tabelle unten):

iRobot

Mit dem Staubsauger-Roboter Roomba ist iRobot führend in einer Branche mit riesigem Potenzial. Der Marktanteil beläuft sich auf 62 Prozent. Zwar besitzen erst 11 Prozent aller amerikanischen Haushalte einen Staubsauger-Roboter, doch soll diese Zahl bald rasant ansteigen. Gemäss Expertenschätzungen wird der Gesamtmarkt bis 2023 um 22,5 Prozent pro Jahr wachsen.

iRobot ist Konkurrenten wie Dyson oder Samsung bezüglich Technologie überlegen. Dennoch spürt der Branchenleader die Konkurrenz: Im Februar sorgte der Ausblick 2018 für einen Kurssturz. Der Gewinn pro Aktie soll demnach im Gesamtjahr nur 2,10 Dollar betragen, Analysten erwarteten jedoch 2,70 Dollar. Die Gewinnmarge engt sich ein. Ende April gab zudem Amazon bekannt, dass die Firma an Heimrobotern tüftelt. iRobot hat an der Börse in den letzten zwölf Monaten um 33 Prozent nachgegeben, viel Negatives ist also schon eingepreist. Für Anleger, die an das Geschäftsmodell glauben, ist dies ein idealer Einstiegszeitpunkt.

Zynga

Weltweit bekannt wurde der Internetspieleentwickler Zynga durch die Onlinespiele Farm Ville und City Ville, die via Facebook gespielt werden können. Allerdings ist die Euphorie nach einigen Erfolgen in den letzten Jahren einer grossen Ernüchterung gewichen. Denn: Der Vormarsch des Smartphones wurde komplett verschlafen. Dadurch gingen die Nutzerzahlen drastisch zurück.

Vom Höchst bei fast 16 Dollar im Februar 2012 ist die Aktie nun meilenweit entfernt (aktuell 3,69 Dollar). Inzwischen gilt aber firmenintern die Devise "Mobile-First". Geld verdient Zynga durch den Verkauf virtueller Währungen, mit Hilfe derer man innerhalb des Spiels schneller vorankommen kann. Und tatsächlich sind die Unternehmenszahlen jüngst wieder erfreulicher: Im ersten Quartal 2018 stieg der Umsatz an, und aus einem Verlust im Vorjahr wurde ein Gewinn von 5,6 Millionen Dollar. Ein Investment in den Turnaround-Kandidaten Zynga ist äusserst riskant, könnte aber mit einem starken Kursanstieg belohnt werden.

Gogo

Glaubt man den Analystenschätzungen, so besitzt die Gogo-Aktie zum aktuellen Kurs bei 9,36 Dollar ein Aufwärtspotenzial von über 70 Prozent. Doch ist diese Zahl mit Vorsicht zu geniessen: Da sich der Titel im freien Fall befindet, dürften viele Analysten ihre Kursziele nicht mehr à jour haben. Alleine seit letztem Donnerstag ist die Aktie um 57 Prozent eingestürzt.

Der Betreiber von Kommunikationsdienstleistungen in Flugzeugen hat mit den Erstsquartalszahlen zwar nicht enttäuscht, aber mit dem Ausblick 2018 für Stirnrunzeln gesorgt. Das Management verkündete, dass der operative Gewinn (EBITDA) unter der zuvor erwarteten Spanne von 75 bis 100 Millionen Dollar zu liegen komme. Das grosse Problem: Flugzeuge mit kabellosem Internet auszustatten ist teurer als erwartet. Gogo soll aber inzwischen eine attraktive Lösung gefunden haben, die noch etwas Umsetzungszeit benötigt. Nach einem angekündigten schwachen zweiten Quartal soll es danach wieder aufwärts gehen. Möglich daher, dass die Aktie wieder nach oben schiessen wird. Ein Investment scheint zum jetzigen Zeitpunkt aber zu riskant.

NetEase

Das chinesische Internet-Technologieunternehmen NetEase ist an der Technologiebörse Nasdaq kotiert. Der Umsatz steigt bereits seit der Gründung 1997 kontinuierlich an. Bezüglich Marktkapitalisierung hat die Firma die Grösse einer LafargeHolcim erreicht. Bekannt wurden die Chinesen im Heimmarkt durch selbst entwickelte Onlinespiele und ihre Suchmaschine 163.com. Inzwischen ist NetEase auch im Bereich E-Commerce tätig. Das Problem der Firma: Man ist zwar an vielen Orten dabei, aber nirgends Marktführer. Unter den Suchmaschinen haben in China etwa Baidu oder Taobao die Nase vorn, im E-Commerce sind es Alibaba und JD.com.

Trotzdem ist die NetEase-Aktie, deren Analysten im Schnitt ein Aufwärtspotenzial von 26 Prozent attestieren, nicht uninteressant: Die wichtigste Einnahmequelle ist der Gaming-Bereich, der 75 Prozent des Umsatzes und sogar 90 Prozent des Gewinns ausmacht. Mit der wachsenden Mittelschicht in China steigt auch die Zahl der zahlungsfähigen Online-Gamern. Hinzu kommt, dass China kaum ausländische Konkurrenz zulässt, so dass NetEase seine Position über die nächsten Jahre zumindest wird behaupten können. Wer sich für China-Aktien interessiert, kann zugreifen.

Criteo

Mit der in den USA kotierten Firma Criteo aus Paris sind fast alle Internetbenutzer schon Mal in Kontakt gekommen – obwohl der Name den wenigsten geläufig sein dürfte. Die auf Online-Werbung spezialisierte Firma ist verantwortlich für Banner, die beim Online-Shopping benutzerdefinierte Werbung von kürzlich besuchten Produkten aufschaltet. Criteo verdient für jeden Klick auf ihren Banner Geld.

Und im ersten Quartal 2018 zeigte sich Finanzchef Benoit Fouilland einmal mehr zufrieden: "Wir haben ein weiteres Quartal mit gesundem Wachstum, höherer Profitabilität und gesteigertem Cash Flow geliefert", wird er in einer Medienmitteilung vom 2. Mai zitiert. Nur der Aktienkurs will da nicht so recht mitthalten: In nur einem Jahr hat sich der Kurs halbiert. Ein wichtiger Grund dafür ist der zunehmende Ruf nach mehr Datenschutz im Internet, welcher künftig auch Criteo - die Nutzerinformationen für die benutzerdefinierte Werbung benötigen – in die Quere kommen könnte. Vorerst sollte man die Finger von der Aktie lassen.

Ausgewählte Tech-Firmen im Vergleich

AktieMarktkapitalisierung Performance, 1 Jahr Aufwärtspotenzial gem. Analysten*
Criteo1,7 Mrd. Dollar-49%+38%
Zynga4,0 Mrd. Dollar+17%+11%
iRobot1,7 Mrd. Dollar-33%+21%
NetEase35,2 Mrd. Dollar-22%+26%
Gogo0,5 Mrd. Dollar-52%+71%

*Prozentualer Unterschied vom aktuellen Kurs zum durchschnittlichen Kursziel der Analysten
Quellen: cash.ch, nasdaq.com und Yahoo Finance