Die Zoll- und Haushaltsrisiken könnten der Erholung an den Aktienmärkten in der neuen Woche im Wege stehen. Die hohe US-Staatsverschuldung rückt an den Kapitalmärkten zunehmend in den Fokus und sorgt für Unbehagen. Anleger haben zudem Konjunkturdaten auf dem Radar und werden genau analysieren, inwieweit die Wirtschaft durch die Zollunsicherheiten bereits beeinträchtigt ist.

In der abgelaufenen Woche hatten die Optimisten zunächst noch die Oberhand behalten: Der Dax übersprang erstmals die Marke von 24'000 Punkten und auch der SMI konnte bis 12'408 Punkte vorstossen. Ab Mitte Woche holten die Anleger aber die Zollängste ein. US-Präsident Donald Trump zeigte sich unzufrieden mit dem Stand der Gespräche mit der EU. Es sei schwer, mit der EU zu verhandeln, sagte er in den sozialen Medien. Er empfehle, Zölle gegen EU-Waren in Höhe von 50 Prozent ab dem 1. Juni zu verhängen. Der Dax tauchte daraufhin ab und verbuchte bei einem Stand von 23.396 Punkten ein Wochenminus von 1,5 Prozent.

Anleger sollten trotz der Annäherung im Zollstreit zwischen den USA und China die Zölle als Risikofaktor auf dem Schirm haben, warnt Helaba-Strategin Claudia Windt. «Nachhaltige Lösungen, die den Unternehmen Planungssicherheit verschaffen würden, sind noch nicht gefunden.» Mittlerweile sind viele der Anfang April verhängten Zölle für 90 Tage ausgesetzt, um Zeit für Verhandlungen zu haben. Für die EU stehen jedoch schwere Verhandlungen an. «Schnelle Einigungen oder gemeinsame Absichtserklärungen, wie sie mit China oder Grossbritannien getroffen wurden, sind unwahrscheinlich», sagen die Experten von Marcard, Stein & Co. Ein Scheitern und damit eine weitere Eskalation des Handelsstreits sei nicht das Hauptszenario, «aber auch nicht ausgeschlossen.»

Der erneute Aufwärtskurs des Frankens dürfte von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) nicht allzu gerne gesehen werden. Am 19. Juni steht der nächste geldpolitische Entscheid an. Immer mehr Analysten und Ökonomen erwarten mittelfristig wieder Negativzinsen. Immer mehr von ihnen rechnen im Juni mit einer Senkung um 50 Basispunkte, womit der Leitzins dann bei -0,25 Prozent und bereits im negativen Bereich wäre.

US-Verschuldung rücken in den Mittelpunkt

Ein weiterer Faktor, der an den Börsen zunehmend eine Rolle spielt, sind gemäss Helaba-Strategin Windt zufolge die im Zuge der Erholungsrally deutlich gestiegenen Bewertungen. «Inzwischen sind aber auch Dax und EuroStoxx50 teuer – wenn auch weniger ausgeprägt als ihre US-Pendants», so Windt. Die Aktienanleger hätten viel Positives in Sachen Zollstreit vorweggenommen. «Vielleicht kommt aber auch bald eine andere alte Börsenregel zum Einsatz: 'Sell in May and go away'.» Im Vergleich zu den europäischen Pendants ist der Schweizer Aktienmarkt aber immer auf einem vernünftigen Niveau. Das Kurs-/Gewinn-Verhältnis des SMI steht nahe am langjährigen Durchschnitt von 18. 

Neben der Handelspolitik rücken die Haushaltspläne von US-Präsident Donald Trump immer stärker in den Fokus. Sein umstrittenes Steuerpaket hatte am Donnerstag im Kongress eine wichtige Hürde genommen. Trump verspricht dem amerikanischen Volk massive Steuersenkungen. Überparteiliche Haushaltsexperten warnen vor einem Anstieg der Schulden in den kommenden Jahren in Billionenhöhe und potenziellen Problemen für die ohnehin strapazierten Staatskassen der weltgrössten Volkswirtschaft.

Mit Moody‘s hat nun auch die dritte grosse US-Ratingagentur die Kreditwürdigkeit des Landes herabgestuft. «Grösstes Risiko ist, dass irgendwann in den nächsten Jahren eine neue Rezession eintritt und die Finanzpolitik keinen Puffer mehr besitzt, durch expansive Massnahmen deren Belastungen zu mildern», sagen die Ökonomen der Commerzbank. «Verschärfen könnte sich die Haushaltssituation auch dadurch, dass die Zinsen in den nächsten Jahren höher liegen als erwartet.»

Konjunktur und Fed-Protokolle im Fokus

An Konjunkturdaten aus den USA stehen am Dienstag die Auftragseingänge langlebiger Güter und Daten zum Verbrauchervertrauen an. Am Freitag werden die US-Konsumausgaben und das PCE-Inflationsmass veröffentlicht. Am Mittwoch werden die Fed-Protokolle der vergangenen Notenbanksitzung von den Investoren beäugt werden. Die Federal Reserve hatte trotz der Forderung von Trump nach einer raschen Zinssenkung den Leitzins in einer einstimmigen Entscheidung in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent belassen.

Am Montag publiziert das Bundesamt für Statistik das Beschäftigungsbarometer für das erste Quartal 2025. Am Dienstag legt Lem das Ergebnis 2024/25 vor sowie Salt den Quartalsbericht. Am Donnerstag folgt Dottikon ES mit dem Ergebnis 2024/25, ehe am Freitag CI ComLeclanché und Meyer Burger den Jahresabschluss 2024 mitteilen.  

Am Freitag stehen die Teuerungsdaten aus Deutschland an. Die Experten der Commerzbank gehen davon aus, dass die Inflation auf 2,0 Prozent und damit genau auf das EZB-Ziel gesunken ist. Die Energiepreise seien im Vergleich zum Vorjahr wohl weniger gefallen als im April und die Nahrungsmittelpreise hätten etwas stärker zugelegt. Am Dienstag steht die GfK-Konsumstimmung für Juni an.

Die US-Börsen bleiben am Montag feiertagsbedingt wegen dem Memorial Day geschossen. Am Donnerstag bleibt die Schweizer Börse an Auffahrt zu.

(Reuters/cash)