Auch nach der jüngsten Rekordjagd haben SMI, Dax, Dow Jones & Co Experten zufolge noch Luft nach oben. "Zwar sind Aktienbörsen den realwirtschaftlichen Entwicklungen in der Regel einige Monate voraus, haben also bereits einen Grossteil der wirtschaftlichen Erholung nach der globalen Corona-Rezession eingepreist", sagt Carsten Mumm, Chef-Analyst der Privatbank Donner & Reuschel. "Trotzdem steht – voraussichtlich unter zeitweise höheren Schwankungen – weiteren Kursgewinnen in den kommenden Monaten nichts im Wege, denn der Aufschwung wird sich auch 2022 fortsetzen."

Analyst Konstantin Oldenburger vom Online-Broker CMC Markets setzt auf positive Impulse aus den USA. "Der Plan von US-Präsident Joe Biden für eine grünere Wirtschaft in Verbindung mit einem Konjunkturpaket in einer noch nie gesehenen Grössenordnung könnte auch einen noch nie dagewesenen Boom der US-Wirtschaft und der Nachfrage nach Produkten und auch Aktien auslösen – und dass sowohl der digitalen als auch analogen Wirtschaft." Jamie Dimon, Chef der Bank JPMorgan, traut der US-Wirtschaft einen bis 2023 anhaltenden Wirtschaftsboom zu.

Der Schweizer Aktienmarkt hat zum Wochenschluss nach einem Verlauf in einer engen Bandbreite etwas höher geschlossen. Die Stimmung sei zwar nach wie vor sehr gut, doch habe der Markt etwas an Schwung verloren. Daher habe der Sturm auf das Vor-Corona-Hoch vom Februar 2020 bei 11'270 Punkten noch einmal vertagt werden müssen, hiess es am Markt. Dennoch konnte sich der Leitindex SMI gut über der 11'200 Punkte Marke halten können. Vom Rekordhoch ist er aktuell nur noch gut 30 Punkte entfernt. Gegenüber der Vorwoche hat der SMI damit gut ein Prozent hinzugewonnen.

Der Dax stieg in den vergangenen Tagen zeitweise auf ein Rekordhoch von 15'311,86 Punkten und gewann unter dem Strich etwa ein halbes Prozent. Damit stand er vor dem sechsten Wochengewinn in Folge. Das ist die längste Serie seit rund eineinhalb Jahren. Nikolas Kreuz, Geschäftsführer des Vermögensverwalters Invios, mahnte allerdings zur Vorsicht. Die Gewinner von gestern seien nicht unbedingt die Gewinner von morgen. Ausserdem seien einige Branchen im deutschen Leitindex überproportional vertreten. "Hier kann eine Änderung der Favoriten an der Börse den Index schon als Ganzes ins Rutschen bringen."

Ein Belastungsfaktor für die deutschen Anleger ist Experten zufolge der anhaltende Streit über die Strategie zur Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie. Weil sich Bund und Länder nicht auf eine gemeinsame Linie einigen können, steht der für Montag geplante Gipfel zu diesem Thema auf der Kippe. Gleichzeitig will der Bund Insidern zufolge den Ländern die Verschärfung der Restriktionen ab einem Inzidenzwert von 100 per Gesetz vorschreiben.

WIEDER MEHR KONJUNKTURDATEN AUF DEM TERMINPLAN

Nach den zwei eher ereignisarmen Wochen rund um Ostern steigt in der neuen Woche die Zahl der Konjunkturdaten-Veröffentlichungen. Den Anfang machen am Montag die europäischen Einzelhandelsumsätze. Am Tag darauf folgt der ZEW-Index, der die Stimmung der deutschen Börsenprofis widerspiegelt. Experten sagen für April einen Anstieg auf 79,1 Punkte von 76,6 Zählern voraus.

Am Freitag folgt in der Schweiz der Produzenten- und Importpreisindex März 2021 vom Bundesamt für Statistik (BFS). 

In den USA richtet sich die Aufmerksamkeit auf die Einzelhandelsumsätze am Donnerstag. Er rechne für März mit einem Plus von 6,5 Prozent, weil viele Verbraucher die im Rahmen der Corona-Hilfen ausgezahlten Direktzahlungen des Staates zum Teil umgehend ausgegeben hätten, sagt Commerzbank-Volkswirt Christoph Balz. Der private Konsum gilt als Hauptstütze der weltgrössten Volkswirtschaft.

Am Abend zuvor legt die US-Notenbank Fed ihren Konjunkturbericht, das sogenannte Beige Book, vor. Von ihm versprechen sich Investoren Hinweise auf die weitere Geldpolitik.

US-BANKEN LÄUTEN BILANZSAISON EIN

In der neuen Woche geht ausserdem die US-Bilanzsaison wieder los, wie üblich eingeläutet von den Grossbanken. Bank of America, Citigroup, JPMorgan & Co. öffnen binnen weniger Tage ihre Bücher.

Auch in der Schweiz veröffentlichen erste Firmen ihre Umsätze für das erste Quartal 2021. Darunter Bossard, Givaudan, Gurit, Conzzeta. Zudem halten zahlreiche Unternehmen ihre Generalversammlung ab, unter anderem Nestlé und Swiss Re

Unabhängig davon verfallen am Freitag Optionen auf Indizes und einzelne Aktien. Zu diesem Termin schwanken die Aktienkurse üblicherweise stark, weil Investoren die Preise derjenigen Wertpapiere, auf die sie Derivate halten, in eine für sie günstige Richtung bewegen wollen.

(Reuters/cash)