"An der Börse findet derzeit ein Tauziehen statt zwischen den Bullen, die auf weitere Stimulus-Massnahmen, entschlossene Notenbanken und ein Ende der Pandemie mit anschliessendem Boom hoffen, und den Bären, die wegen einer dritten Welle und dynamisch steigender Corona-Infektionen mit einer langsameren Konjunkturerholung rechnen", sagt Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus Axi. "Ohne frische Impulse dürfte es für die Aktienmärkte schwer werden, diesen Kampf zu entscheiden und eine klare Richtung zu finden."

Die schleppenden Coronavirus-Massenimpfungen und die Verzögerungen bei den staatlichen Konjunkturhilfen trübten die Aussichten für die heimischen Börsen, warnt Martin Lück, Chef-Anlagestratege für Deutschland, Österreich und Osteuropa beim weltgrössten Vermögensverwalter Blackrock. Europa werde beim Neustart der Wirtschaft nach Überwindung der Pandemie den USA und China um mehrere Quartale hinterherhinken.

"Es ist allerdings ein gutes Zeichen, dass der Markt trotz anziehender Infektionszahlen und steigender Unsicherheit auf hohem Niveau verharren kann", sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. In der alten Woche legten der Swiss Market Index und der Dow Jones je 1,4 Prozent zu. Der deutsche Leitindex Dax und der Nasdaq in den USA stiegen je 0,9 Prozent.

Martin Schlumberger, Leiter des Portfoliomanagements beim Vermögensverwalter StarCapital, weist darauf hin, dass mit steigenden Impfquoten Nachholeffekte beim Konsum der Wirtschaft kräftigen Schub verleihen werden. "Sind die vermögenden deutschen Rentner geimpft, werden sie die Kreuzfahrtschiffe stürmen."

US-Arbeitsmarktbericht am Karfreitag

Bei den Konjunkturdaten steht das Highlight mit dem US-Arbeitsmarktbericht am Karfreitag an. "In den USA sind in den letzten Wochen etliche Corona-bedingte Restriktionen gelockert worden", sagt Commerzbank-Volkswirt Christoph Balz. "Entsprechend dürften viele Unternehmen wieder mehr Personal eingestellt haben, vor allem im Gastgewerbe." Experten erwarten für März im Schnitt den Aufbau von 500'000 neuen Stellen außerhalb der US-Landwirtschaft, nach einem Plus von 379'000 im Vormonat.

Weil die Börsen dies- und jenseits des Atlantik am Freitag aber geschlossen bleiben, können Investoren erst in der darauffolgenden Woche darauf reagieren. Einen Vorgeschmack auf die offiziellen Daten liefern die Zahlen der privaten US-Arbeitsagentur ADP am Mittwoch.

Daneben steht am Dienstag der Index für das US-Verbrauchervertrauen auf dem Terminplan. Der private Konsum gilt als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft. Am selben Tag werden vergleichbare Zahlen für die Euro-Zone veröffentlicht. Am Donnerstag folgen die Barometer für die Stimmung der Einkaufsmanager aus Deutschland, der Euro-Zone und den USA.

Für die am Mittwoch anstehende europäische Inflationsrate erwartet Commerzbank-Experte Balz wegen der gestiegenen Energiepreise einen Anstieg auf 1,4 Prozent. Die Kernrate, bei der die stark schwankenden Preise für Energie und Nahrungsmittel herausgerechnet sind, werde unverändert bei 1,1 Prozent und damit deutlich unter der Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB) von knapp zwei Prozent bleiben. In den vergangenen Wochen hatten Inflationsängste wiederholt für Unruhe an den Börsen gesorgt.

(Reuters)