Im Rampenlicht in der neuen Börsenwoche steht die nächste Sitzung der US-Notenbank und der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Von der ersten erhoffen sich die Anleger Hinweise, ob die Federal Reserve eine erste Zinssenkung im Juni ins Auge fassen könnte. Trotz des jüngsten überraschenden Anstiegs der US-Inflation lassen die Investoren die Hoffnung auf eine relativ baldige Zinswende nicht los. An den Terminmärkten wird die Wahrscheinlichkeit für eine geldpolitische Lockerung bei den Fed-Sitzungen im Juni und Juli auf knapp 60 beziehungsweise gut 75 Prozent geschätzt. Vor der Veröffentlichung der US-Erzeugerpreise, die als früher Indikator für die Entwicklung der Verbraucherpreise gelten, waren es zwar noch 65 und 85 Prozent gewesen.

Fallende Zinsen bei den weiteren Entscheiden gelten allerdings weiterhin als mehr oder weniger ausgemacht. Experten mahnen zur Vorsicht: «Wir gehen zwar weiterhin davon aus, dass die Fed ab Juni den Leitzins senken wird, aber das Risiko einer späteren Lockerung überwiegt derzeit deutlich die Wahrscheinlichkeit einer Zinswende bereits Anfang Mai», sagt etwa Helaba-Strategin Claudia Windt.

In der Schweiz wird erwartet, dass die Nationalbank die Füsse für den Moment ebenfalls still hält und den Saron bei 1,75 Prozent belässt. Da die Teuerung in der Schweiz sowohl im Januar als auch im Februar moderat ausfiel und klar innerhalb des Zielbandes liegt, haben die Schweizer Währungshüter eigentlich genügend Spielraum, bei Bedarf die Zinsen zu senken. Die Meinung der Marktteilnehmer sind aber nach wie vor geteilt, wann die SNB die erste Zinssenkungen vornimmt. Karsten Junius, Chefökonom der Bank J. Safra Sarasin, kann sich durchaus vorstellen, dass die SNB bereits jetzt zur Tat schreitet. Die UBS wiederum erwartet eine erste Zinssenkung im Juni. Auf der anderen Seite erwartet Thomas Stucki, Anlagechef der St. Galler Kantonalbank, die erste Leitzinssenkung in der Schweiz erst im nächsten Jahr. 

Der Swiss Market Index (SMI) hat in der abgelaufenen Börsenwoche erneut zugelegt und er schloss mit einem Wochenplus von 1,3 Prozent.

Weitere Zinsentscheide in Japan und Grossbritannien

Die mit Spannung erwartete Zinsentscheidung der US-Währungshüter steht am Mittwoch an. Für eine Senkung des Leitzinses unter die aktuelle Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent dürfte es nach Signalen von Fed-Chef Jerome Powell noch zu früh sein. Doch erhoffen sich Investoren Hinweise auf die Pläne zur Abkehr von der Hochzinspolitik, die ab Mitte des Jahres erwartet wird. Analysten zufolge dürfte der wichtige Termin - ähnlich wie die Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) in der alten Woche - allerdings wenig wirklich Neues bringen. «Während die Fed wohl weitere Anhaltspunkte für das Erreichen ihres Inflationsziels abwartet, dürften Japans Notenbanker handeln», sagt Robert Greil, Chefstratege der Münchner Privatbank Merck Finck.

Die Bank von Japan (BOJ) steht bei ihrer Sitzung vor dem Abschied von der jahrelangen Ära der Nullzinsen. «Auf Basis der japanischen Inflationsnormalisierung und jüngsten Aussagen von Notenbankern dürfte die negative Leitzinspolitik beendet werden», erklärt Greil. Doch einige Marktteilnehmer erwarten diesen Schritt der BOJ erst für April und nicht bereits bei der März-Sitzung, die am Dienstag stattfindet. Die Inflation in Japan liegt jedenfalls weiterhin über dem Zielwert von zwei Prozent und der sich verschärfende Arbeitskräftemangel dürfte zu kräftigen Lohnerhöhungen führen. Notenbank-Gouverneur Kazuo Ueda hatte zuletzt die japanische Wirtschaft etwas düsterer als noch im Januar gesehen.

Am Donnerstag tritt auch die Bank of England (BoE) zusammen. Notenbank-Chef Andrew Bailey hatte jüngst Spekulationen über eine Zinswende im laufenden Jahr neue Nahrung gegeben. Es sei von den Finanzmärkten «nicht unvernünftig», von einer geldpolitischen Lockerung auszugehen. Die BoE stemmt sich mit Macht gegen die Teuerung von zuletzt noch 4,0 Prozent. Sie hat den Schlüsselzins auf 5,25 Prozent nach oben getrieben und hält ihn seit September 2023 konstant.

Einkaufsmanagerindices im Fokus

Jenseits der Notenbanken stehen in der neuen Woche zahlreiche wichtige Frühindikatoren im Mittelpunkt. So werden die März-Einkaufsmanagerindizes für Deutschland und die Euro-Zone, die USA sowie Japan am Donnerstag erwartet. Commerzbank-Ökonom Christoph Weil zeigt sich optimistisch: Im Februar sei im Euroraum mit dem Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor das verlässlichste Konjunkturbarometer überraschend stark gestiegen. Damit habe es erstmals seit sieben Monaten den Rezessionsbereich verlassen. «Wir gehen davon aus, dass dies keine Eintagsfliege war und erwarten für März einen weiteren leichten Anstieg», prognostizierte Weil. Auch der Index für die Industrie dürfte nach der Unterbrechung im Februar seinen Aufwärtstrend fortgesetzt haben.

Ausserdem werden Anleger die Konjunkturerwartungen des Mannheimer ZEW-Instituts am Dienstag sowie die Umfrage des Münchner Ifo-Instituts zum Geschäftsklima am Freitag unter die Lupe nehmen.

In der neuen Börsenwoche geht es in gedrosseltem Tempo mit der Berichtssaison weiter. Am Dienstag präsentieren Georg Fischer, Partners Group, SoftwareOne und Vetropack das Jahresergebnis und am Donnerstag DocMorris. Am Montag steht zudem die Generalversammlung bei Meyer Burger an. Diese entscheidet über die geplante Kapitalerhöhung. Am Freitag erhält die Schweizer Börse mit dem IPO der Firma Galderma Zuwachs. 

(cash/Reuters)