Tesla wird derzeit als "Wachstumsunternehmen ohne Wachstum" wahrgenommen und die Aktie könnte einen zweistelligen Rückgang verzeichnen, der die zunehmenden Schwierigkeiten bei Umsatz und Gewinn widerspiegelt. Das schrieben die Analysten von Wells Fargo in einer aktuellen Bewertung.

Die Bank hat das Rating für Tesla von "neutral" auf "untergewichten" herabgestuft und das Kursziel für die Aktie von 200 auf 125 Dollar gesenkt. Dies würde einen Rückgang von etwa 23 Prozent im Vergleich zum aktuellen Kurs von 162,5 Dollar bedeuten.

Die Einschätzung von Wells Fargo ist eher pessimistisch. Bei einer Bloomberg-Umfrage empfehlen die Analysten mehrheitlich, die Aktie zu halten - 20 "Buys" stehen 26 "Holds" und dreizehn "Sells" gegenüber. Das durchschnittliche Kursziel liegt 29 Prozent über dem aktuellen Kurs.

Die Wall Street hat bei Tesla seit Anfang März die Alarmglocken läuten lassen, nachdem enttäuschende Zahlen aus China, Daten aus europäischen Ländern und eine Produktionsstörung in der Fabrik bei Berlin darauf hindeuteten, dass die Auslieferungen im ersten Quartal die durchschnittlichen Erwartungen der Analysten verfehlten.

Die Tesla-Aktie hatte auch so einen schlechten Start ins erste Quartal und ist seit Jahresbeginn um 34 Prozent gesunken. Das Unternehmen hat die Umsatzprognosen für das vierte Quartal leicht verfehlt und einen Umsatz von 25,17 Milliarden Dollar erzielt. Der Gewinn stieg im Vergleich zum Vorjahr von 3,7 auf 7,9 Milliarden Dollar. Die Analysten hatten jedoch einen höheren Gewinn pro Aktie erwartet als die angekündigten 71 Cent.

Abwärtsrisiken

Die Analysten von Wells Fargo haben auf eine zunehmende Anzahl von Herausforderungen hingewiesen, denen sich der Elektrofahrzeughersteller Tesla gegenübersieht. Mehrere Wall-Street-Strategen haben vorhergesagt, dass die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen im Jahr 2024 nachlassen wird. Dies bedeutet, dass Tesla sich entscheiden muss, ob es die Preise für seine Fahrzeuge weiter senkt, um wettbewerbsfähig zu bleiben und Konkurrenten wie das chinesische Unternehmen BYD sowie traditionelle US-Autobauer zu übertreffen.

"Wir sehen ein Abwärtsrisiko für das Volumen, da Preissenkungen eine abnehmende Wirkung haben. Wir erwarten enttäuschende Auslieferungen und weitere Preissenkungen, die voraussichtlich zu negativen Aktienrendite-Anpassungen führen werden", erklärten die Analysten von Wells Fargo in ihrer Mitteilung.

Die Prognose der Bank deutet darauf hin, dass der Gewinn je Aktie von Tesla im Jahr 2024 um 32 Prozent unter den Schätzungen der Wall Street und im Jahr 2025 um 52 Prozent unter den Konsensschätzungen liegen wird. Gleichzeitig könnte die erwartete Markteinführung des preisgünstigeren Modells 2 - des 25.000-Dollar-Teslas - die Anleger enttäuschen, da die Rentabilität des Fahrzeugs gering ist und der Zeitpunkt der Markteinführung überhastet erscheint. "Selbst mit nicht berücksichtigten Einsparungen sehen die Bruttoumsätze beim Modell 2 niedrig aus", schrieben die Analysten.

Dennoch hat der Elektroautohersteller Tesla immer noch einiges zu bieten. Die Analysten halten Tesla für ein Unternehmen, das in der Produktion vorausschauend denkt. Das Unternehmen könnte einen Kostenvorteil erzielen, indem es die Entwicklung von Produktionsmethoden fortsetzt, die die Kosten senken sollen. Wenn die Technologie für autonomes Fahren und der Supercomputer Dojo erfolgreich sind, könnte das Unternehmen einen "grossen Vorsprung in der Autonomie" haben, so das Wells Fargo-Team.

Elon Musk mit Ranglistenabstieg

Die steile Talfahrt von Tesla in diesem Jahr hat den Marktwert des Unternehmens um mehr als 245 Milliarden Dollar reduziert und es aus der Liste der zehn grössten Unternehmen im S&P 500 verdrängt. Elon Musk hat dadurch auch seinen Titel als "reichster Mann der Welt" verloren und liegt jetzt auf dem dritten Platz hinter Bernard Arnault und Jeff Bezos. Trotz des Rückgangs wird die Aktie immer noch mit dem 55-fachen des erwarteten Gewinns gehandelt, verglichen mit einem Durchschnitt von etwa 31 beim Bloomberg Magnificent 7 Price Return Index.

Zu den Magnificent 7 gehören Apple, Microsoft, Google-Muttergesellschaft Alphabet, Amazon.com, Nvidia, Tesla und Facebook-Eigentümer Meta.

"Obwohl Tesla in der Elektrofahrzeug- und Batterietechnologie führend ist, schneidet das Unternehmen im Vergleich zu den Wettbewerbern der Magnificent 7 schlecht ab", erklärte Langan von Wells Fargo und wies auf die Bewertungsdiskrepanz hin.

"Tesla war lange Zeit stark in eines der Lieblingsnarrative des Marktes investiert - die Elektrifizierung der weltweiten Autoflotte", sagte David Wagner, Portfoliomanager bei Aptus Capital Advisors. "Jetzt liegt der Fokus des Marktes eher auf dem Thema Künstliche Intelligenz und ESG ist etwas in den Hintergrund gerückt. Daher ist die historische Bewertungsprämie möglicherweise nicht mehr gerechtfertigt, insbesondere da das zukünftige Umsatzwachstum langsamer und die Margen tiefer werden."

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