Eine Rede von US-Notenbankchef Jerome Powell hat die US-Börsen am Mittwoch beflügelt. Powell stimmte die Finanzmärkte vor der letzten Fed-Sitzung im laufenden Jahr auf eine weniger aggressive Gangart bei den Zinsen ein. Insbesondere der technologielastige Nasdaq 100 sprang mit einem Kursplus von 4,6 Prozent in die Höhe. 

Nachdem der Nasdaq 100 Mitte Oktober das Jahrestief erreicht hatte, ist dieser um 12,5 Prozent angestiegen. Die Bilanz für das Jahr 2022 ist mit einem Kursminus von 27 Prozent trotzdem noch ziemlich ernüchternd.

Kursentwicklung des Nasdaq 100 seit Jahresbeginn (Quelle: cash.ch).

Die jüngste Rallye bei den Technologiewerten zeigt aber zweierlei: Erstens, wie schnell diese wieder zurückkommen, sobald die geldpolitischen Zügel auch nur dem Schein nach gelockert werden. Zweitens, welche Titel in der Investorengunst ganz zuoberst stehen.

Wie die untenstehende Tabelle mit den schlechtesten und besten Nasdaq-100-Aktien seit Mitte Oktober zeigt, sind vor allem Chiptitel im Aufschwung gefragt. Mit ASML, Nvidia, Lam Research, KLA-Tencor, Applied Materials, Advanced Micro Devices (AMD) und Microchip Technology stammen gleich sieben der zehn Aktien aus dieser Branche.

Gerade der niederländische Chipindustrie-Ausrüster ASML, der die Liste mit einem Kursplus von 60 Prozent anführt, geniesst auch unter den Analysten grosses Wohlwollen. Im Durchschnitt sehen diese laut Daten von Bloomberg ein Aufwärtspotenzial von 22 Prozent. Würde dies Realität, wäre der diesjährige Kursverlust beinahe schon Makulatur.

Trotzdem sollte man sich nicht auf Chipaktien stürzen: Die weltweiten Halbleiterumsätze werden 2022 nur um vier Prozent wachsen und 2023 wegen der Verschlechterung der Weltwirtschaft um 3,6 Prozent zurückgehen, prognostizierte der Marktforscher Gartner diese Woche. In den kommenden Monaten sind daher Unternehmen im Vorteil, die sich technologisch abheben und sich so den konjunkturellen Gegenwinden entziehen können.

Mit Amazon, Tesla und Meta sind gleich drei Tech-Schwergewichte unter den Verlierern. Dies erstaunt nur auf den ersten Blick: Auf Tesla lastet das Twitter-Abenteuer von CEO Elon Musk. Meta kommt seit der angekündigten und sehr mutigen Metaversum-Wette nicht in die Gänge. Und Amazon hat Ende Oktober angekündigt, dass es angesichts erhöhter Inflation und Rezessionssorgen mit einem überraschend schwachen Weihnachtsgeschäft rechnet.

Die Wohnungsvermittlungsplattform Airbnb hat im dritten Quartal zwar die Gewinnprognose übertroffen, rechnet aber mit einer rückläufigen Nachfrage nach Buchungen. Trotzdem sollte der Marktführer im Bereich der Vermietung von Ferienwohnungen nicht abgeschrieben werden. Dank eines treuen Kundenstamms verfügt Airbnb über einen tiefen Burggraben. Falls sich das geldpolitische Umfeld tatsächlich aufhellt, dürfte auch dieser seit Jahresbeginn um 39 Prozent niedergeprügelte Titel wieder anziehen.

ManuelBoeck
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