Der Kurssturz der AMS-Aktie war am Dienstag das grosse Thema an der Schweizer Börse. Nach einer Umsatz- und Gewinnwarnung von Montagabend brach der Titel der Chip- und Sensorfirma um 9 Prozent auf 87 Franken ein – der tiefste Stand seit Anfang Februar. Im Leserforum von cash.ch häuften sich die Kommentare von überraschten Anlegern, Analysten setzten bei ihren Schätzungen den Rotstift an.

Noch Mitte März war die Welt des Anleger-Lieblings AMS in Ordnung. Die Aktie stand in der Region von 120 Franken und somit auf einem Allzeithoch. Nach einem hervorragenden 2017 hatte AMS seinen Börsenwert innert Jahresfrist mehr als verdoppelt. Dann eben der Einbruch. Das kann es geben, besonders bei einer volatilen Aktie wie AMS.

Die AMS-Aktie in den letzten zwölf Monaten (Quelle: cash.ch)

Unter Marktteilnehmern wie Fondsmanagern und Analysten sorgt aber eine andere Beobachtung für Stirnrunzeln, die erst jetzt richtig beachtet wird. AMS meldete zwischen dem 6. Februar und dem 9. März 2018 zahlreiche Transaktionen von Top-Managern, die auf privater Basis Firmen-Aktien veräusserten. In der erwähnten Zeitspanne wurden Aktien und Optionen im Wert von rund 86 Millionen Franken verkauft, wie Daten der Börsenbetreiberin SIX zeigen. Dahinter stand stets ein oder mehrere Mitglieder der Geschäftsleitung. 

Besonders auffallend sind jene Management-Transaktionen, bei denen keine Mitarbeiteroptionen ausgeübt wurden, sondern die auf einem normalen Aktienverkauf basierten. Zum Beispiel am 9. Februar und am 9. März: Bei der ersten betrug das Volumen des Aktienverkaufs 31,1 Millionen Franken, bei der zweiten waren es 12 Millionen Franken. AMS schreibt dazu auf Anfrage: "Die erwähnten Transaktionen wurden im Rahmen eines intern definierten Handelsfensters durchgeführt, um damalige grössere private Barmittelbedarfe abzudecken."

Zu einem besseren Zeitpunkt hätte der Aktienverkauf allerdings nicht erfolgen können: Denn Mitte März setzte bei AMS ein deutlicher Kursrückgang ein, wie auf dem obigen Chart ersichtlich ist (grüner Pfeil). Seit dem Allzeithoch hat der Titel mittlerweile um rund 27 Prozent korrigiert. Grund: Analysten senkten im März und April die Erwartungen an das neuste iPhone (Modell X) von Apple, für welches AMS Zulieferer ist. 

Hintergrund der am Montag kommunizierten Umsatz- und Gewinnwarnung war dann in der Tat der Übergang von einer Produktgeneration zur nächsten "bei einem grossen Smartphonehersteller", wie AMS mitteilte. Daraus lässt sich schliessen, dass die Aufträge von Grosskunde Apple im ersten Halbjahr weit hinter den ursprünglichen Erwartungen zurückbleiben dürften.

Wie geht es weiter mit Apple?

Was Investoren, mit denen cash gesprochen hat, nun besonders stört: Zumindest die AMS-Aktienverkäufe von Mitte März liegen in einer Zeit, in der sich die Geschäftszahlen für das erste Quartal und ebenso der Ausblick auf den Geschäftsverlauf des zweiten Quartals konkretisieren. Es mag Zufall sein, dass die Aktienverkäufe der Manager nahe dem Höchststand erfolgten. Rückblickend argwöhnen Investoren dennoch mit dem Zeitpunkt der Aktienverkäufe und fühlen ihr Vertrauen strapaziert. Denn nach den Höchstständen der Aktie erfolgten keine Titelverkäufe mehr durch die Firmenverantwortlichen. Ein Fondsmanager sagt deshalb zu cash, er wisse nicht, wie er Äusserungen des AMS-Managements in Zukunft einschätzen soll. 

CEO Alexander Everke bleibt derweil optimistisch für die mittel- und langfristige Zukunft von AMS. Die Flaute im zweiten Quartal solle eine einmalige Delle bleiben, sagte er am Dienstag in einer Telefonkonferenz: "Wir erwarten keine Wiederholung derartiger kurzfristiger Übergangseffekte in ähnlichem Ausmass in den kommenden Jahren", zitiert ihn die Nachrichtenagentur AWP.

Aktive Ypsomed-Führung

Immer wieder für Aufsehen bezüglich privatem Handel mit firmeneigenen Aktien sorgt auch Ypsomed. Beim Medizinaltechniker verkauft und kauft ein nicht-exekutives Verwaltungsratsmitglied in regelmässigen Abständen Aktien. Ende Februar wurden zum Beispiel 10'000 Titel im Wert von 1,7 Millionen Franken verkauft. Auch ein gutes "Timing": Kurz darauf (am 7. März) tauchte der Kurs aufgrund Spekulationen einer Gewinnwarnung deutlich. 

Im Laufe des März dann das Gegenteil: Ebenfalls ein nicht-exekutives Verwaltungsratsmitglied kaufte bei tieferen Kursen auf privater Basis Ypsomed-Titel im Umfang von rund 1 Million Franken, wie der folgende Screenshot zeigt. Vermutlich handelt es sich dabei um Firmengründer, Ex-CEO und Verwaltungsratspräsident Willy Michel, der mit seiner Familie mehr als 70 Prozent der Ypsomed-Aktien kontrolliert (cash berichtete).

Seither hat sich der Ypsomed-Kurs wieder stabilisiert. Inwiefern das mit den Aktienkäufen der Firmenverantwortlichen zusammenhängt, bleibt offen.

Fazit der Geschichte(n): Von Management-Transaktionen kann eben doch eine gewisse Signalwirkung ausgehen, auch wenn sie für Investoren rückblickend einen schalen Beigeschmack haben. Und bei Verkäufen von Aktien durch die Firmenverantwortlichen sollten Anleger genauer hinschauen als bei Käufen.

Management-Transaktion von Ypsomed, Screenshot SIX Exchange Regulation