Wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht dasselbe. Das werden sich viele Anlegerinnen und Anleger denken, wenn sie die Kursentwicklung der beiden Uhrenhersteller Richemont und Swatch in den vergangenen drei Jahren betrachten. Dann hat Richemont nämlich Swatch den Rang klar abgelaufen. Die Performance der Aktien seit November 2019 beträgt bei Richemont plus 53 Prozent, bei der Inhaberaktie von Swatch dagegen minus 11 Prozent.

Dabei haben beide Unternehmen meistens gute Ergebnisse gezeigt. Aber die Anleger bevorzugen Richemont, weil der Genfer Konzern auf das oberste Preissegment mit luxuriösen Uhren setzt und zudem noch edelsten Schmuck im Angebot hat. Swatch dagegen bietet Uhren in allen Preissegmenten an und das Schmuckangebot ist weniger von Bedeutung. Ausserdem ist für Swatch der seit Ausbruch der
Coronapandemie schwächelnde chinesische Markt laut Analysten wichtiger als für Richemont.

Diese Meinung scheinen die jüngsten Schweizer Exportzahlen zu bestätigen: Teure Zeitmesser haben sich wieder besser verkauft als günstige und der wichtige Markt China hat erneut klar geschwächelt.

Ein Uhren-Analyst von Santander übte kürzlich denn auch harsche Kritik an der Strategie von Swatch. Seines Erachtens hat die Swatch Group das Etikett "Luxusgüterhersteller" eigentlich nicht verdient, wie der cash Insider kürzlich schrieb. Der Analöyst räumt zwar ein, dass das Unternehmen gut 70 Prozent des Jahresumsatzes im Geschäft mit hochpreisigen Uhren wie Omega, Blancpain oder Longines erzielt. Dem steht ein Umsatzanteil mit den tiefpreisigen Swatch-Uhren von gerade mal 3 Prozent gegenüber.

Swatch-Inhaberaktie deutlich tiefer bewertet

Bei den Longines-Uhren hegt der Santander-Analyst allerdings erhebliche Zweifel, dass sich diese auch im Falle eines Wirtschaftsabschwungs noch so gut verkaufen wie bisher. Diese Marke ist immerhin für rund 20 Prozent des Gruppenumsatzes verantwortlich. Hinzu komme, dass zwei Drittel des Umsatzes über den Grosshandel laufe, wie er weiter schreibt. Auch hier sieht der Analyst gewisse Gefahren, sollte sich das Umfeld eintrüben.

Für die spanische Santander geht deshalb völlig in Ordnung, dass die Swatch-Inhaberaktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von bloss 14 auf den nächstjährigen Schätzungen deutlich tiefer gehandelt wird als Richemont.

Die Credit Suisse senkte das Rating für Swatch vor knapp drei Wochen gleich auf "Underperform" von "Outperform" und kappte das Kursziel gleich um die Hälfte auf 180 von 360 Franken. 

Die CS-Analysten erachten das Chancen-Risiko-Verhältnis bei der Inhaber-Aktie von Swatch als nicht überzeugend. Die makroökonomischen Aussichten trübten sich zunehmend ein. Die Analysten bevorzugen demnach Unternehmen, die sich im Bereich der weichen Luxusgüter engagieren, der in einem Abschwung tendenziell besser abschneiden, sowie die stärksten Marken.

Innerhalb der harten Luxusgüter setzen die  Analysten der CS aufgrund der besseren strukturellen Aussichten Schmuck gegenüber Uhren. Daher sind sie bei Swatch vorsichtig, da das Unternehmen fast ausschliesslich im Bereich der Luxusuhren des unteren Marktsegments tätig ist und eine "suboptimale Markenpositionierung" aufweist. Dies mache Swatch sowohl für strukturelle als auch für zyklische Risiken anfällig, so die Analysten.

(cash/AWP)