Der «Swiss Market Index», oder kurz: «SMI», umfasst derzeit die 21 grössten Schweizer Aktien aus dem Gesamtmarkt (SPI). Er ist somit der bedeutendste Aktienindex des Landes und deckt ungefähr 75 Prozent der Gesamtkapitalisierung aller an der SIX kotierten Aktien des SPI ab. Investoren aus aller Welt verlassen sich auf den SMI als Basiswert für Investitionen, ausserdem ist er ein starker Indikator für den wirtschaftlichen Erfolg der Schweiz.
Der Name «SMI» ist sicherlich vielen Börseninteressierten ein Begriff, was viele jedoch nicht kennen, sind Nuancen aus seiner Geschichte. Nachfolgend zehn wissenswerten Fakten.
1) Gründung
Gegründet wurde der SMI vor bald 40 Jahren am 30. Juni 1988. Im selben Jahr wurde auch der deutsche Leitindex Dax gegründet. Damit sind sie jünger als amerikanische Pendants: der technologielastige Nasdaq, der 1971 ins Leben gerufen wurde, oder der Dow Jones, der bis ins Jahr 1884 zurückreicht.
Der Grund für die Gründung des SMI war damals, dass Schweizer Aktien nur in kurzen Einzelauktionen gehandelt und Indizes von Banken lediglich einmal täglich berechnet wurden. Mit der geplanten Einführung der Derivatebörse SOFFEX entstand die Notwendigkeit eines permanenten Handels, da Derivate laufend gehandelt werden. Daher führten die Börsen fortlaufenden Handel für die wichtigsten Aktien ein. Damit entstand auch der Bedarf an einem ständig berechneten, neutralen Index.
2) Liebevoller Übername
Den Swiss Market Index kennt man nicht nur unter seiner Abkürzung SMI, umgangssprachlich wird auch mal vom Schweizer Leitindex gesprochen. Unter den Börsenkennern kann aber durchaus auch mal das Wort «Smiley» fallen. Dies hat nichts mit der eigentlichen Funktion oder Entwicklung des Index zu tun, sondern rührt lediglich aus einer phonetischen Ähnlichkeit. Die Abkürzung SMI klingt im Englischen ausgesprochen wie «Smiley» - es ist also ein scherzhafter Spitzname.
3) Zuwachs seit Gründung
Gestartet hat der SMI bei seiner Gründung bei 1500 Punkten. 2025 bewegt sich die Kursspanne nun zwischen 11'500 und 13'100 Punkten. Das entspricht einem Zuwachs von 770 Prozent.
Im Jahr 1993 schloss der SMI erstmals über der 2500-Punkte-Marke. Neun Jahre nach der Lancierung knackte der SMI die 5000 Punkte-Marke, beflügelt durch die Umstellung auf den vollelektronischen Handel am 16. August 1996. Dieser liess die Anzahl Transaktionen pro Handelstag in die Höhe schiessen. Die Schweizer Börse war die erste, welche diesen einführte.
4) Historische Schlusskurse
Den höchsten Tagesgewinn hat der SMI am 13. Oktober 2008 eingefahren, als er gegenüber dem Schlusskurs des Vortages 11 Prozent zulegen konnte. Konkret waren es sogar 11,39 Prozent von 5347 auf 5956 Punkte. Dieser Anstieg war eine Reaktion auf die Ankündigung der US-Regierung, grosse Finanzinstitute mit Kapitalhilfen zu unterstützen, um die Finanzkrise einzudämmen.
Den grössten Tagesverlust erlebte der SMI am 16. Oktober 1989 als Folge auf den sogenannten «Black Friday» an den US-Börsen. Am Freitag, dem 13. Oktober 1989, brach der Dow Jones Industrial Average um 7 Prozent ein, der SMI folgte am Montag mit 10,54 Prozent.
Das beste Jahr für den SMI war 1997 mit einem Zuwachs von 58,93 Prozent. Das schlechteste Jahr war das Jahr der Finanzkrise 2008 (minus 34,77 Prozent).
5) Neulinge und Urgesteine
Wie die SIX schreibt, sind im SMI die 20 Schweizer Unternehmen vertreten, die über zwölf Monate die höchste Free-Float-Marktkapitalisierung und den höchsten Orderbuchumsatz aufweisen. Dabei sind noch einige Unternehmen im SMI vertreten, die von der Zeit der Ur-Zusammensetzung von 1988 stammen. Aktuell sieht die Zusammensetzung wie folgt aus:
Unternehmen | Aufnahmejahr | Unternehmen | Aufnahmejahr |
---|---|---|---|
ABB | 1988 | Novartis | 1996 |
Alcon | 2019 | Partners Group | 2020 |
Amrize | 2025 | Roche | 1988 |
Richemont | 2000 | Sika | 2017 |
Geberit | 2012 | Sonova | 2022 |
Givaudan | 2011 | Swiss Life | 1998 |
Holcim | 1988 | Swiss Re | 1988 |
Kühne+Nagel | 2023 | Swisscom | 1998 |
Logitech | 2021 | UBS | 1988 |
Lonza | 2017 | Zurich | 1988 |
Nestlé | 1988 |
Früher waren jedoch auch andere Unternehmen vertreten. So beispielsweise die Swissair, welche von 1988 bis 2001 Teil des SMI war. Auch Swatch zählte bis vor wenigen Jahren zum Leitindex, bevor der Uhrenkonzern durch Logitech ersetzt wurde. Ebenfalls Sandoz, die sich acht Jahre im Index hielt, oder auch Julius Bär.
Sie wurden jedoch entweder im Rahmen der Indexanpassungen oder aufgrund von Fusionen, Übernahmen oder anderen Faktoren aus dem SMI entfernt. Einige der ehemaligen SMI-Unternehmen sind heute noch börsennotiert, während andere nicht mehr existieren oder in andere Unternehmen integriert wurden.
6) Verschwundene Namen
Spannend ist, dass einige dieser Unternehmen zwar schon sehr lange Teil des SMI sind, jedoch früher noch unter einem anderen Namen. Holcim beispielsweise wurde 1912 als Aargauische Portlandcementfabrik Holderbank-Wildegg gegründet, die 2001 nach Fusionen und Expansionen zu Holcim geändert wurde. 2015 fusionierte Holcim mit dem französischen Lafarge zu LafargeHolcim, bevor 6 Jahre später wieder Holcim gewechselt wurde. Swiss Life hiess ursprünglich Schweizerische Rentenanstalt, bevor der Name 2004 in Swiss Life geändert wurde. Die ehemalige Genossenschaft Rentenanstalt ging 1997 an die Börse.
Bei der Gründung des SMI waren auch Genfer Beteiligungsgesellschaft Pargesa im SMI wie auch der italienische Reifenhersteller Pirelli oder die Elektrizitätsgesellschaft Elektrowatt.
7) Entscheidende Fusionen
Auch durch Fusionen haben sich neue Namen oder gar Unternehmen ergeben: Die UBS war eine Fusion der Schweizerischen Bankgesellschaft (SBG) und des Schweizerischen Bankvereins (SBV), die damalige Credit Suisse entstand aus der Schweizerischen Kreditanstalt (SKA) und der Schweizerischen Volksbank, Phonak und Unitron fusierten zu Sonova. Novartis ist ein Produkt aus der sogenannten «Basler Hochzeit» von Ciba-Geigy und Sandoz.
8) Warum eigentlich 20 Titel?
Aufgrund der Amrize-Abspaltung von Holcim hat der SMI aktuell 21 Mitglieder. Doch das ist temporär. Doch wieso hat der SMI «nur» 20 Mitglieder? Der Dow Jones umfasst immerhin 30 Unternehmen, der Dax 40. Der SMI umfasste bei der Gründung 24 Aktien. Zeitweise schwankte die Anzahl zwischen 18 Aktien (1993) und 29 Aktien (2000). Erst seit dem 24. September 2007 besteht er aus der fixen Anzahl von 20 Titeln.
Gemäss einer Umfrage von SIX aus dem Jahr 2023 sprach sich eine klare Mehrheit der Marktteilnehmenden gegen eine Erweiterung aus. Durch die Verschiebung aus dem SMI würde das Mid-Cap-Segment deutlich an Aussagekraft verlieren, während der Nutzen für das Large-Cap-Segment kleiner wäre. Ausserdem würde der Vorteil einer breiteren Streuung kaum spürbar sein, da einige Unternehmen weiterhin stark dominieren, so die Begründungen.
9) Meist gehandelte Aktien
Wirft man einen Blick auf die Tradingzahlen, wird schnell klar, dass drei Aktien das Handelsranking dominieren. So hat Nestlé über den Zeitraum 2020 bis 2024 den grössten Handelsumsatz der SMI-Titel bei SIX verbucht. Roche folgt mit kleinem Abstand, dann Novartis mit rund einer Milliarde Rückstand gegenüber dem Erstplatzierten. In den einzelnen Jahren gab es zwar leichte Unterschiede, die Tendenz bleibt jedoch dieselbe. Auch die darauffolgenden Plätze überraschen nur wenig: UBS und Zurich - wobei der Abstand zwischen den beiden Titel bereits gewaltig ist.
Unternehmen | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 | Total 2020-2024 |
Nestlé | 172’104’765’747 | 111’446’996’084 | 110’809’481’742 | 84’171’809’999 | 89’955’543’085 | 568’488’596’657 |
Roche | 181’793’932’448 | 110’417’394’599 | 104’648’849’330 | 82’132’338’686 | 79’034’834’831 | 558’027’349’894 |
Novartis | 139’906’934’653 | 87’516’945’196 | 91’938’873’831 | 77’299’851’504 | 72’527’725’863 | 469’190’331’048 |
UBS | 54’960’166’429 | 37’083’016’123 | 40’922’395’035 | 42’244’831’462 | 39’430’939’833 | 214’641’348’882 |
Zurich | 60’886’535’369 | 36’984’140’306 | 38’453’717’819 | 33’338’288’966 | 33’287’875’551 | 202’950’558’011 |
Richemont | 42’071’399’531 | 35’167’633’341 | 33’294’052’286 | 35’755’862’847 | 32’286’784’384 | 178’575’732’389 |
ABB | 50’013’676’522 | 37’442’026’071 | 31’192’652’465 | 27’027’397’322 | 32’616’142’902 | 178’291’895’283 |
Lonza | 44’449’260’318 | 28’652’379’052 | 24’223’992’637 | 23’711’919’669 | 22’910’567’069 | 143’948’118’746 |
Swiss Re | 40’866’966’729 | 24’561’201’704 | 23’469’956’756 | 20’710’417’362 | 23’821’018’186 | 133’429’560’737 |
Holcim | 32’821’462’620 | 23’858’045’009 | 21’134’669’611 | 20’719’858’133 | 23’249’483’150 | 121’783’518’523 |
Übersicht der zehn meistgehandelten Aktien (nach Handelsumsatz) bei SIX (Quelle: SIX). Angaben in CHF.
10) Internationalität trotz «Swissness»
Obwohl der SMI auf den ersten Blick als «Schweizer Index» daherkommt, erzielen die SMI-Konzerne rund 90 Prozent der Umsätze im Ausland. Nestlé verkauft mehr in Asien und Nordamerika als in Europa, Novartis und Roche haben ihren Schwerpunkt in den USA, aber auch kleinere Player wie ABB oder Richemont leben von globalen Märkten. Die aktuelle geopolitischen Lage erfordert neue Flexibilität und Standortverlagerungen.
Trotzdem tragen die SMI-Konzerne erheblich zur Schweizer Konjunktur bei. Einerseits haben sie ihren Hauptsitz hierzulande und machen die Schweiz als Wirtschaftsstandort sichtbar und stärker. Ausserdem leisten sie erhebliche Steuerbeiträge, bieten viele Arbeitsplätze und sorgen durch Forschung und Innovation für Fortschritt. Viele kleinere Player, wie beispielsweise Zulieferer, profitieren zusätzlich von den grossen Unternehmen.