Dabei zeigte sich der Markt so zweigeteilt wie selten: Während die Deeskalation zwischen den USA und China vielen Aktien von stark im globalen Handel engagierten Unternehmen half, litten zunächst vor allem die Pharmawerte unter der Ankündigung aus den USA, die Medikamentenpreise bald deutlich zu senken. Doch dann erholten sich diese und überliessen das Verliererfeld anderen defensiven Werten wie etwa dem Nahrungsmittelriesen Nestlé, der Swisscom und den Versicherungen.
Das dominierende Thema am Markt waren einmal mehr die USA und die Zölle. Dabei gab es grosse Fortschritte im Zollstreit. China und die USA haben nämlich eine Senkung ihrer gegenseitigen Zölle beschlossen. Die Regelung gilt vorübergehend für 90 Tage. Dass die beiden weltgrössten Volkswirtschaften aufeinander zugegangen seien und ihre Zölle wieder senken wollten, sei sehr erfreulich, hiess es am Markt. Dadurch dürfte die weltweite Unsicherheit abnehmen und sich das Konjunkturbild weiter aufhellen. «Damit ist an den Finanzmärkten die Basis für ein Risk-on-Umfeld gelegt», sagte Daniel Hartmann von Bantleon. Allerdings sei das «Zollproblem» damit noch nicht wirklich gelöst und könne jederzeit wieder eskalieren, gab ein Händler zu bedenken.
Der Leitindex SMI schloss nach einem Tagestief auf 12'020 Punkten um 1,09 Prozent höher bei 12'219,63 Stellen. Der breite SPI rückte um 1,05 Prozent vor auf 16'721,01 Zähler. Der SLI der 30 Bluechips, in dem die Gewichtung der Schwergewichte gekappt ist, legte gar 1,36 Prozent zu auf 2003,18 Punkte. Im SLI standen 19 Gewinnern elf Verlierer gegenüber.
Dabei war der wechselhafte Kursverlauf im SMI den schwergewichtigen Pharmariesen Roche (+1,7 Prozent) und Novartis (+0,79) zuzuschreiben. Zunächst waren die beiden Titel deutlich ins Minus gefallen. Denn US-Präsident Trump kündigte an, die Preise für verschreibungspflichtige Medikamente durch einen Erlass deutlich zu senken. Dann erholten sich die Kurse wieder, als Trump seine Pressekonferenz startete.
Er wolle Pharmafirmen dazu zwingen, international vergleichbare Preise zu akzeptieren, sagte Trump. Die USA seien wegen hoher Arzneipreise benachteiligt. Die Arzneimittelpreise sollen nach seinen Worten in den USA «fast sofort» um 30 bis 80 Prozent sinken.
Möglicherweise verhalfen Roche und Novartis ihre US-Ausbaupläne zu einer Erholung, meinte ein Händler. Roche will rund 1,25 Milliarden Dollar in zwei US-Standorte investieren. Dies ist laut Roche Teil des dem bereits früher angekündigten Pakets von bis zu 50 Milliarden Dollar für US-Investitionen. Novartis will 23 Milliarden in den USA investieren.
Die Titel des Pharmazulieferers Lonza (-1,5 Prozent) oder von Sandoz (-0,6 Prozent) konnten die Einbussen zwar reduzieren, schlossen aber im Minus. Die gestiegene Risikofreudigkeit belastete weitere defensive Aktien wie Nestlé (-1,6 Prozent), Swisscom (-2,2 Prozent) und Givaudan (-1,2 Prozent) sowie die Versicherer Swiss Life (-1,4 Prozent), Swiss Re (-0,9 Prozent) und Zurich (-0,7 Prozent), die in unsicheren Zeiten gerne gekauft würden.
Dagegen waren Tech-Aktien wie Logitech (+8,2 Prozent), VAT (+6,5 Prozent) und ABB (+3,5 Prozent) sowie im breiten Markt AMS Osram (+12 Prozent), Comet oder Inficon (je +5,4 Prozent) dank der Entspannungssignale im Zollstreit sehr gefragt. Weiter zeigten sich die Luxusgüter-Aktien Richemont (+6,5 Prozent) und Swatch (+5,1 Prozent) mit ihren wichtigen asiatischen Kernmärkten stark.
Auch die Finanzwerte Partners Group (+5,7 Prozent), Julius Bär (+5,4 Prozent) und UBS (+4,4 Prozent) legten dank der Zoll-Einigungshoffnung deutlich zu. Gekauft wurden ausserdem die Titel des Logistikers Kühne+Nagel (+4,1 Prozent) sowie des Personaldienstleisters Adecco (+5,3 Prozent).
Tecan (+6,2 Prozent) rückten am breiten Markt deutlich vor. Das Medtech-Unternehmen hat erstmals ein Quartals-Update veröffentlicht und dabei den Ausblick bestätigt.
(AWP)