Rückenwind gab die Chance auf eine Einigung im Zollstreit mit den USA. US-Präsident Donald Trump hatte am Vorabend Verhandlungen mit der Schweiz zur Reduktion der Zölle bestätigt. Insider sprachen von einer möglichen Zollsenkung von 39 auf 15 Prozent. Dies könnte den Schweizer Aussenhandel laut Ökonomen deutlich stärken. Vor allem die Uhrenbranche, die Medizinalbranche und die Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie dürften profitieren, hiess es etwa bei der UBS.

Zudem hatte in der Nacht die Mehrheit des US-Senats einen Übergangshaushalt beschlossen. Für ein Inkrafttreten fehlt nun noch die Zustimmung des Repräsentantenhauses sowie anschliessend die Unterschrift von Trump. Nach fast sechs Wochen ohne Konjunkturdaten könnten die Anleger damit wieder etwas mehr Visibilität erhalten, kommentierte ein Kapitalmarktstratege von RoboMarkets. «Sollten dann alle Daten in den kommenden Tagen und Wochen nachgereicht werden, ist für Volatilität am Aktienmarkt gesorgt.» Ausserdem dürfte die US-Notenbank dann entscheiden können, ob sie eine weitere Zinssenkung in diesem Jahr vornimmt oder nicht. «Im positiven Fall wäre dies ein möglicher Katalysator einer laufenden Jahresendrally, im negativen Fall könnte die Enttäuschung darüber sie abwürgen», so der Marktexperte.

Der Leitindex SMI schloss um 1,98 Prozent höher auf 12'702,08 Punkten, nachdem er bereits zum Wochenstart mehr als 1 Prozent hinzugewonnen hatte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, rückte um 1,96 Prozent auf 2069,72 Punkte vor und der breite SPI um 1,89 Prozent auf 17'503,42. Im SLI gewannen alle Titel ausser Logitech dazu.

Swatch (+6,1 Prozent auf 176,70 Fr) standen als klare Gewinner an der Spitze des SLI und schlossen damit nahe an ihrem Jahreshoch vom Februar von 179 Franken. Auch Richemont (+2,0 Prozent) legten zu. Die Schweizer Uhrenhersteller sind durch die US-Zölle besonders betroffen.

Auch andere Branchen profitierten von den Zollhoffnungen. So erhielten etwa Straumann (+5,5 Prozent), Kühne+Nagel (+3,6 Prozent), VAT (+3,2 Prozent) und Galderma (+2,2 Prozent) Schub.

Die SMI-Schwergewichte Roche (+3,5 Prozent), Novartis (+1,8 Prozent) und Nestlé (+2,3 Prozent) zeigten sich ebenfalls gestärkt. Für den Augenheilkonzern Alcon (+3,7 Prozent) ging es vor der Zahlenvorlage nach US-Börsenschluss nach oben.

Auch Analystenstudien halfen. Für Givaudan (+1,9 Prozent) ging es nach einer Hochstufung durch Jefferies nach oben. Dazu trugen auch Umschichtungen aus Clariant (-0,7 Prozent) und anderen europäischen Chemiewerten bei, wie es am Markt hiess. Jefferies nahm bei Clariant die Einstufung auf «Underperform» von «Hold» zurück.

Julius Bär (+3,3 Prozent) profitierten derweil von Anschlusskäufen nach einer Kurszielerhöhung durch RBC vom Vorabend.

Die einzigen Verlierer im SLI waren die Titel von Logitech (-1,0 Prozent). Vontobel senkte das Rating für den Computerzubehörhersteller auf «Hold» von «Buy».

Unterdurchschnittlich performten in der «Risk-on-Stimmung» auch die defensiven Swisscom (+0,2 Prozent). Beim Versicherer Swiss Life (+0,4 Prozent) hielten sich die Anleger vor den morgigen Quartalszahlen zurück.

In der zweiten Reihe fielen Sunrise (-1,7 Prozent) nach gemischter Zahlenvorlage zurück. Analysten merkten an, dass ein starker Aufholeffekt im vierten Quartal notwendig sei, um die Jahresziele zu erreichen. Abschläge gab es auch bei PSP (-1,3 Prozent) nach einem Zahlenwerk ohne grössere Überraschungen.

Hingegen hoben BioVersys (+8,3 Prozent auf 27,50 Fr.) nach einer Kaufempfehlung durch Stifel mit einem ambitionierten Kursziel von 70 Franken ab. DocMorris (+3,1 Prozent) waren im Windschatten einer Heraufstufung der UBS für die Mitbewerberin Redcare gefragt.

Die Titel des Traditionsunternehmens Orell Füssli (+1,8 Prozent) zogen schliesslich nach bestätigten Mittelfristzielen an.

(AWP)