Ein erneuter Ausverkauf im US-Bankensektor aus Angst vor einer neuen Finanzkrise hat die Wall Street am Freitag weiter nach unten gezogen. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 1,2 Prozent tiefer auf 31.861 Punkten. Der technologielastige Nasdaq gab 0,7 Prozent auf 11.630 Punkte nach. Der breit gefasste S&P 500 büsste 1,1 Prozent auf 3916 Punkte ein.

Aktien von Regionalbanken traf es erneut besonders hart, allen voran die angeschlagene First Republic Bank. "Das ist ein Zeichen für schwindendes Vertrauen inmitten der Unsicherheit, wer als nächstes Hilfe benötigen könnte", sagte Marktanalyst Craig Erlam vom Handelshaus Oanda. Anleger flüchteten in als sicher geltende Staatsanleihen, was die Rendite der zehnjährigen US-Treasuries auf 3,382 Prozent drückte. Auch die "Krisenwährung" Gold war heiss begehrt. Der Preis schnellte um rund drei Prozent auf ein Elf-Monats-Hoch von 1979 Dollar je Feinunze nach oben.

Ungemütlich war es zum Wochenausklang auch wegen des Verfalls von Optionen und Futures auf Aktien und Indizes. Am sogenannten Hexensabbat kommt es häufig zu scheinbar unerklärlichen Kursverwerfungen - weshalb Börsianer auf das Bild tanzender Hexen zurückgreifen.

Bankenbeben geht weiter

Die Aktien der First Republic Bank rutschten um rund 33 Prozent ab, obwohl die angeschlagene Regionalbank ein Unterstützungspaket bekommen hat. Insgesamt elf US-Grossbanken wie JP Morgan und Citigroup haben 30 Milliarden Dollar in das kleinere Geldinstitut investiert. "Einlagen sind von Regionalbanken wie First Republic in die grossen Banken geflossen, die sie jetzt retten, indem sie die Einlagen wieder anlegen. Aber das löst das Problem nicht", sagte Thomas Hayes vom Investmenthaus Great Hill Capital. Die Aktien der Mitbewerber PacWest Bancorp und Western Alliance tauchten um 19 und knapp 15 Prozent ab.

Die SVB Financial Group beantragte indes Gläubigerschutz nach Chapter 11, nachdem ihre frühere Tochtergesellschaft Silicon Valley Bank kollabiert und von US-Regulierungsbehörden übernommen worden war. Der Fall hatte die Vertrauenskrise vor genau einer Woche ins Rollen gebracht. US-Präsident Joe Biden forderte angesichts der jüngsten Bankenturbulenzen eine strengere Regulierung des Sektors mit Konsequenzen für Manager - von einer Bestrafung über die Rückzahlung von Vergütungen bis hin zum Branchenausschluss. Er rief den Kongress in Washington am Freitag dazu auf, den Aufsichtsbehörden entsprechend mehr Befugnisse einzuräumen.

Vorsichtigere Zinsschritte in der Pipeline

Auch die Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed in der kommenden Woche warf ihre Schatten voraus. Anleger hoffen, dass die grössten Notenbanken im Kampf gegen die Inflation die Zinsen langsamer erhöhen, um den zuletzt angeschlagenen Geldhäusern nicht noch mehr zuzusetzen. Eine kleine Erhöhung um einen Viertel-Prozentpunkt der Fed gilt deshalb als ein wahrscheinliches Szenario. Anleger warten auch darauf, dass Fed-Chef Jerome Powell die Bereitschaft für weitere Stützungsmassnahmen signalisiert.

Die Erwartung kleinerer Zinsschritte stützte den wachstumsabhängigen Technologiesektor. Aktien von Microsoft und dem Halbleiter-Konzern Nvidia legten 1,2 Prozent beziehungseise 0,7 Prozent zu. Dem Dollar setzten die Aussichten hingegen zu: der Dollar-Index, der den Wert zu wichtigen Währungen misst, verlor 0,5 Prozent auf 103,85 Punkte. Die Bankensorgen trieben auch die Rohstoff-Anleger um. Rohöl der Nordsee-Sorte Brent verbilligte sich um 2,9 Prozent auf 72,52 Dollar je Fass, US-Leichtöl WTI um 2,9 Prozent auf 66,34 Dollar. Das liess die Papiere der Ölbranche einknicken. Zu den grössten Verlierern gehörten Oneok, Baker Hughes, Marathon Oil, APA und Halliburton mit einem Minus zwischen 1,4 und 3,7 Prozent.

Die Anhebung der Gewinnprognose von FedEx kam hingegen gut an. Die Aktien des Paket-Lieferdienstes stiegen um knapp acht Prozent. "Das Management war in der Lage, die Kosten schneller als erwartet zu senken", lobten die Analysten der Bank JPMorgan. Dies gleiche die Bedenken wegen einer geringeren Preissetzungsmacht aus und rechtfertige eine höhere Bewertung.

(Reuters)