Die vom Finanzmarkt kritisierte Doppelfunktion von Oliver Blume als Vorstandschef von Volkswagen und Porsche hat ein Ende: Blume werde das Vorstandsamt bei der Porsche AG vorzeitig abgeben, teilte der Stuttgarter Sportwagenbauer am Freitag mit. Zugleich werde Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche Gespräche mit dem früheren McLaren-Chef Michael Leiters als möglichem Nachfolger aufnehmen. Blume bleibe Vorstandsvorsitzender des Mutterkonzerns Volkswagen.

Der Führungswechsel ist laut «Bild»-Zeitung für das kommende Jahr geplant. Zum genauen Zeitpunkt des Wechsels machte Porsche keine Angaben. Mit dem Abgang Blumes als Porsche-Chef kommt der Generationswechsel bei dem Sportwagenbauer zum Abschluss. Seit Jahresbeginn haben die Stuttgarter fast ihren gesamten Vorstand ausgetauscht. Bei den Anlegern an der Börse kam das Vorhaben an. Die Aktien von Volkswagen stiegen um 1,8 Prozent, die Papiere von Porsche gewannen 2,6 Prozent.

Eine Übersicht der Baustellen, welche die neue Führung vorfinden wird:

China-Markt bricht ein

Seit dem Rekordjahr 2021 mit rund 95'000 Fahrzeugen bei rund 300'000 Autos weltweit ging es mit dem Porsche-Absatz in China bergab. Im vergangenen Jahr schlug der Autobauer nur noch knapp 57'000 Autos los. Die Talfahrt ging in diesem Jahr weiter mit einem Rückgang bis Ende September um 26 Prozent auf rund 32'000 Autos. Grund ist der Einbruch der Nachfrage in China nach Luxuswaren aller Art. Und der Markt für Verbrennerautos schrumpft in China, während der für E-Autos rasch zulegt. Doch hier konnte Porsche mit dem Taycan nicht punkten. Der Smartphone-Hersteller Xiaomi brachte mit dem SU7 2024 ein Auto auf den Markt, das im Design dem elektrischen Porsche-Taycan stark ähnelt - als Basisversion aber nur ein Viertel soviel kostet wie dieser. Porsche dünnte daraufhin sein Händlernetz aus, braucht aber noch eine Strategie für China. «Gerade die Verluste in China sind eine Katastrophe», sagt Frank Schwope, Dozent für Automotive Management.

Trumps Zölle verhageln USA-Geschäft

Das Absatzgebiet Nordamerika mit dem Hauptmarkt USA ist durch den Niedergang in China jetzt die wichtigste Region für Porsche. Die Auslieferungen stiegen in diesem Jahr trotz der US-Importzollerhöhung im April auf 27,5 Prozent um fünf Prozent auf rund 64'500 Einheiten. Doch das schafften die Schwaben nur, weil sie möglichst viele Autos den Händlern auf die Höfe stellten, ehe die Zölle griffen, und so den Preis nicht erhöhen mussten. Porsche ist vom Einfuhrzoll hart getroffen, weil die VW-Tochter mangels ausreichender Stückzahlen keine Produktion in den Vereinigten Staaten hat. Seit August wurde der Zoll auf 15 Prozent reduziert. Fraglich ist, ob diese Belastung über Preiserhöhungen und Kostensenkungen zu stemmen ist oder zusammen mit der Konzernschwester Audi eine Fertigung des am besten laufenden Modells in den USA hochgezogen werden muss.

Elektro-Strategie geht nicht auf

Oliver Blume gehörte mit dem Ziel von 80 Prozent reiner E-Autos bis 2030 vor einigen Jahren zur Speerspitze für den Klimaschutz in der deutschen Autoindustrie. Doch die Kundschaft folgte nicht, sie hängt zu grossen Teilen offenbar noch am röhrenden Verbrennungsmotor. Taycan und Macan, die ersten beiden E-Porsches, bringen nicht den erhofften Erfolg. Blume riss das Steuer in diesem Jahr und damit später etwa als Mercedes-Benz herum, indem wieder mehr Modelle mit Benzin-Motoren entwickelt werden. Die Anpassung kostet rund drei Milliarden Euro. Künftig soll es in jedem Segment Fahrzeuge mit den drei Antriebsarten konventionell, hybrid und batterieelektrisch geben. Nach Worten von Pal Skirta, Analyst der Privatbank Metzler, war die frühe Wette auf die E-Mobilität ein strategischer Fehler. Mit dem angekündigten Verbrenner-SUV bis Ende des Jahrzehnts werde das korrigiert - dafür sei Leiters als SUV-Fachmann die beste Wahl.

Job-Abbau droht

Der Absatzrückgang stellt Porsche vor ein Dilemma. Die Stuttgarter stellen ihre Autos für den weltweiten Verkauf ausschliesslich in Europa her, in eigenen Werken in Deutschland sowie zusammen mit den Schwestermarken Audi, Volkswagen und Skoda im slowakischen Bratislava. Sollte der Absatz sich nicht wieder deutlich bessern, drohen dauerhafte Überkapazitäten. Bislang nehme Porsche den Absatzrückgang hin, ohne mit Rabatten die Verkäufe nach oben zu treiben, sagte ein Porsche-Investor. «Denn das wäre tödlich für eine Luxusmarke.»

Entsprechend steigt der Druck auf die Kosten. Schon Anfang des Jahres kündigte Porsche den Abbau von 1900 der rund 40'000 Stellen bis 2029 an, nachdem bereits 2000 befristet Beschäftigte keine Verlängerung mehr bekommen hatten. Allein dieser Personalabbau kostet rund 1,3 Milliarden Euro. Derzeit verhandelt das Unternehmen mit dem Betriebsrat über weitere Stellenstreichungen.

Renditeziele gesenkt

Umsatzeinbruch und Kostenexplosion lassen den Gewinn bei dem erfolgsverwöhnten Sportwagenbauer rasend schnell erodieren. Nach drei Prognosesenkungen in diesem Jahr erwartet Porsche allenfalls noch eine Umsatzrendite von zwei Prozent, bei Umsätzen zwischen 37 und 38 Milliarden Euro. Vor zwei Jahren fuhr der Autobauer noch einen Rekord von 18 Prozent ein und strebte mit mehr als 20 Prozent die Liga von Ferrari an. Doch das Mittelfristziel senkte Blume zwischenzeitlich auf zehn bis 15 Prozent.

(Reuters/cash)