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Nur Nestlé ist es zu verdanken, dass der Schweizer Aktienmarkt vergangene Woche mit so etwas wie einem blauen Auge davonkam. Alleine am Donnerstag steuerte das Schwergewicht beim Swiss Market Index (SMI) im Zuge erfreulicher Neunmonatsumsatzzahlen knapp 230 Punkte zur Avance bei. Ansonsten wäre das renommierte Börsenbarometer an diesem Tag sogar tiefer aus der Börsensitzung hervorgegangen.
Angesichts der drohenden Neuauflage der Schuldenkrise in den umliegenden europäischen Ländern – ich denke da etwa an das hochverschuldete Frankreich – und den zuletzt zweistelligen Kursverlusten bei amerikanischen Regionalbanken wie Zion Bancorp oder Western Alliance sind Attribute wie «langweilig» oder «träge» urplötzlich wieder «en vogue». Man muss kein eingefleischter Börsenprofi sein, um nach dem Kursfeuerwerk vom Donnerstag erahnen zu können, dass nicht eben wenige Grossinvestoren bei den Aktien des Nahrungsmittelmultis aus Vevey noch immer sträflich unterinvestiert sind.
In Analystenkreisen stiess die Wachstumsbelebung mehrheitlich auf positive Resonanz. Auch dass der neue Nestlé-Chef Philipp Navratil an den Jahresvorgaben seines Vorgängers Laurent Freixe festhalten will, nahm man mit Erleichterung zur Kenntnis.
Die Nestlé-Aktien geben einen Teil der Kursgewinne von letzter Woche wieder ab (Quelle: www.cash.ch)
Einer der wenigen Analysten, der weiterhin vorsichtige Töne anschlägt, ist Elmar Sieber von der Basler Kantonalbank. In einem mir zugespielten Kommentar zeigt er sich skeptisch, dass das Unternehmen die Jahresvorgaben erfüllen wird. Der Analyst verweist dabei einerseits auf die hohe Vergleichsbasis aus dem Schlussquartal des letzten Jahres, andererseits aber auch auf das schwierige Branchenumfeld. Er erhöht sein Kursziel für die mit «Marktgewichten» eingestuften Aktien deshalb nur leicht auf 78 (zuvor 77) Franken.
Interessant erscheint mir an dieser Stelle ein Hinweis im Kommentar, wonach «der für Nestlé zuständige Analyst Aktien des Konzerns besitzt». Ganz so pessimistisch kann Sieber ja dann doch nicht sein für die Valoren des Nahrungsmittelmultis aus Vevey...
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Es ist eine Beteiligungsnahme, die mehr Fragen aufwirft, als dass sie Antworten liefert: Der norwegische Staatsfonds hat sich mit 3,5 Prozent bei U-blox eingenistet, wie aus einer Offenlegungsmeldung an die SIX Swiss Exchange hervorgeht.
Den meldepflichtigen Schwellenwert von drei Prozent haben die Skandinavier am vergangenen Mittwoch überschritten. Damals liess der Finanzinvestor Advent International frühmorgens durchblicken, dass ihm mehr als 67 Prozent der Stimmen angedient worden seien und das Übernahmeangebot zustande gekommen sei.
Mit einer Nachbesserung des Übernahmeangebots ist deshalb wohl nicht mehr zu rechnen. Und auch ein Gegenangebot dürfte es schwer haben.
Kursentwicklung der U-blox-Aktien über die letzten Monate (Quelle: www.cash.ch)
Was also führt der norwegische Staatsfonds denn dann im Schilde? Rückblickend gab man zwischen Ende September und Anfang November 2022 schon einmal ein Gastspiel im Grossaktionariat von U-blox – wenn auch ein kurzes. Viel Geld liess sich damals allerdings nicht verdienen.
Mit Blick auf die Aktienkursentwicklung der letzten Tage vermute ich Arbitrage-Transaktionen hinter der Beteiligungsnahme. Sprich: Die Skandinavier schnüren bei Kursen unter dem Barangebot von 135 Franken ein Aktienpaket, nur um dieses nach Ablauf der Nachfrist in neun Tagen dem Finanzinvestor Advent International anzudienen.
Das gelingt übrigens nur deshalb, weil die Aktien von U-blox auch weiterhin konsequent unter den gebotenen 135 Franken notieren. Auch Kleinvieh macht Mist, wie man in den Handelsräumen des norwegischen Staatsfonds bestens weiss.
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