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Keine zwei Wochen mehr, dann ist auch das Börsenjahr 2019 Geschichte. Wäre das Börsengeschehen eine gute Flasche Rotwein, liesse sich schon heute mit ziemlicher Sicherheit sagen: 2019 wird als ein hervorragender Jahrgang in Erinnerung bleiben.

Der Swiss Market Index (SMI) konnte seit Januar um fast 26 Prozent zulegen. Die Dividendenabgänge vom Frühling mitaufgerechnet liegt das Plus sogar bei 30 Prozent. Das sind Zahlen, aus dem Anlegerträume gemacht sind.

Interessant ist, dass gerade angelsächsische Strategen im Hinblick auf das kommende Börsenjahr einen grossen Bogen um unseren Heimmarkt machen. So auch jene der amerikanischen Investmentbank Jefferies. Auf der Liste der 15 Aktien starken europäischen Favoritenliste für die nächsten 12 Monate sind aus Schweizer Sicht nur gerade jene von Novartis zu finden - eine überraschend magere Ausbeute.

Den Strategen zufolge dürften sich Schlüsselmedikamente wie Cosentyx oder die teure Gentherapie Zolgensma auch im kommenden Jahr besser als erwartet verkaufen und den Aktienkurs beim Pharmakonzern aus Basel weiter steigen lassen. Allerdings lässt sich vom 100 Franken lautenden Kursziel auf ein Aufwärtspotenzial von keinen 10 Prozent schliessen. Und das, obwohl die nächstjährigen Gewinnschätzungen der Amerikaner für Novartis schon heute etwa 7 Prozent über den Markterwartungen liegen.

Das zeigt: Nach dem ausserordentlich starken Börsenjahr 2019 müssen Anleger vermutlich ganz allgemein kleinere Brötchen backen.

Entwicklung des SMI mit Dividenden-Korrektur (SMI) über die letzten 10 Jahre (Quelle: www.cash.ch)

Was den Schweizer Aktienmarkt anbetrifft, so geben sich die für Jefferies tätigen Strategen "verhalten pessimistisch". Das ist zwar noch nett formuliert, ändert aber nichts daran, dass die amerikanische Investmentbank im Hinblick auf das kommende Jahr einen grossen Bogen um Aktien aus der Schweiz macht.

Sie ist diesbezüglich übrigens in guter Gesellschaft. Wie ich erst kürzlich schrieb, sind im Hinblick auf das kommende Jahr auch bei Morgan Stanley und der britischen Barclays kaum Aktien von hiesigen Unternehmen auf den Favoritenlisten zu finden. Und wenn, dann eher bei den Schlüsselverkaufsempfehlungen.

Zumindest ein kleiner Trost bleibt aus Schweizer Sicht: Die Banken und ihre Aktienstrategen liegen mit ihren Jahresfavoriten nur selten richtig - wobei ich mir durchaus bewusst bin, dass nicht mit Steinen werfen sollte, wer im Glashaus sitzt.

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Joern Iffert von der UBS kennt Logitech wie seine Westentasche. Kaum ein Analyst befasste sich in den letzten Jahren so intensiv mit dem aufstrebenden Peripheriegerätehersteller aus Lausanne wie er. Ihm wird deshalb nachgesagt, er habe ein gutes Gespür für die Aktien.

Nachdem Iffert letztere während gut zweieinhalb Jahren unentwegt zum Kauf empfohlen hat, stuft er sie - für Beobachter überraschend - von "Buy" auf "Neutral" herunter.

Wer nun allerdings eine spektakuläre Begründung für diesen Schritt erwartet, der wartet vergebens. Vielmehr erachtet der UBS-Analyst die zukünftigen Wachstumsaussichten und die als ambitioniert geltenden neuen Mittelfristziele als eingepreist. Schliesslich stehen die Papiere mit einem satten Plus von 50 Prozent weit oben auf der diesjährigen Gewinnerliste und weisen damit einen Bewertungsaufschlag in ähnlicher Höhe auf. Am 47 Franken lautenden 12-Monats-Kursziel hält Iffert denn auch fest.

War da was? Kursentwicklung der Aktien von Logitech rund um die Herunterstufung durch die UBS (Quelle: www.cash.ch)

Und selbst wenn der viel beachtete Analyst vor Gefahren wie dem immer intensiveren Wettbewerb im Bereich Video Collaboration oder einer Wachstumsverlangsamung im Geschäft mit Videospielezubehör warnt, werden die durch die Herunterstufung losgetretenen Titelverkäufe bisweilen überraschend gut absorbiert. Nach einem frühen Rücksetzer auf 44,19 Franken verlieren die Aktien von Logitech zur Stunde nur noch ein halbes Prozent.

Iffert ist übrigens nicht der erste alteingesessene Vertreter seiner Berufsgruppe, dem das aktuelle Kurs- und Bewertungsniveau einiger Schweizer Aktien nicht mehr ganz geheuer ist. Seit wenigen Wochen hagelt es nur so Herabstufungen. Ob das jetzt als ein versteckter Hinweis verstanden werden darf, dass das Börsengeschehen doch nicht ganz so überhitzt ist wie immer behauptet wird, darüber lässt sich streiten. Denn anders als zu erwarten wäre, treten die besagten Herabstufungen kaum noch Verkäufe los. Wenn das mal nicht auf eine Überhitzung hindeutet...

 

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