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Jefferies geht mit nicht weniger als 25 europäischen Aktienfavoriten ins Börsenjahr 2022. 20 davon werden unter positiven Vorzeichen, die übrigen fünf unter negativen Vorzeichen empfohlen. Das ist allerhand – und mehr als in den letzten Jahren.

Wer nach Vertretern aus der Schweiz sucht, stösst allerdings nur auf einen Namen: Jenen des Basler Pharma- und Diagnostikkonzerns Roche. Die Genussscheine werden bei der amerikanischen Investmentbank mit "Buy" und einem Kursziel von 435 Franken zum Kauf angepriesen.

Roche schafft es als einziges europäisches Pharmaunternehmen auf die Favoritenliste. Ansonsten reichen die Empfehlungen von "A" wie dem Stahlhersteller ArcelorMittal über "D" wie dem Branchenprimus Deutsche Telekom bis hin zu "U" wie die italienische UniCredit.

Auf diese Aktien setzt die UBS fürs Börsenjahr 2022

Für Roche kommt der Einzug in die Liste gleich in zweifacher Hinsicht einem Adelsschlag gleich: Die Basler sind das einzige Unternehmen aus der Schweiz auf der Liste – und dann auch gleich noch der einzige europäische Pharmahersteller.

Analyst Peter Welford rechnet mit einem bewegten Jahr für den Pharma- und Diagnostikkonzern und mit einer Vielzahl von beeindruckenden Neuigkeiten aus der Forschung und Entwicklung. Er liegt mit seinen nächstjährigen Gewinnschätzungen um gut sechs Prozent über den durchschnittlichen Annahmen seiner Berufskollegen bei anderen Banken, was von Zuversicht zeugt.

Von Bedeutung sind seines Erachtens insbesondere die Studienresultate zum Alzheimermedikament Gantenerumab. Deren Veröffentlichung steht irgendwann im Laufe des dritten Quartals nächsten Jahres an.

Auf Basis der wahrscheinlichkeitsgewichteten Nettobarwerte der einzelnen Medikamente und Produkte kommt der Jefferies-Analyst gar auf einen fairen Kurs von 480 Franken für die Genussscheine - wobei alleine Gantenerumab 15 Franken beisteuert.

Kursentwicklung der Genussscheine von Roche seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)

Erst gestern Dienstag stellte ich die hohen Erwartungen der Analysten an das kommerzielle Potenzial des Alzheimermedikaments in Frage. Dies, nachdem der Rivale Biogen eigenen Angaben zufolge die Preise für das eigene Präparat Aduhelm um bis zu 50 Prozent senken will.

Nun trifft eine weitere Hiobsbotschaft für die Amerikaner ein, weigert sich eine Expertenkommission der japanischen Arzneimittelbehörde doch, Aduhelm auf Basis der vorliegenden Studienergebnisse zur Zulassung zu empfehlen.

Das wiederum müsste einige Analysten eigentlich auch bei Roche hellhörig machen.

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Die Nachricht, wonach das deutsche Bundesgesundheitsministerium (BGM) die landesweite Einführung elektronischer Medikamentenrezepte auf unbestimmte Zeit vertagt, bescherte den Aktien von Zur Rose gestern Dienstag einen rabenschwarzen Tag. Denn obschon die Valoren der Versandapotheke kurz vor Sitzungsende Boden gutmachen konnten, gingen sie letztendlich um ziemlich genau 16 Prozent tiefer aus dem Handel.

Erste Analysten haben bei ihren Schätzungen bereits den dicken Rotstift angesetzt. Weitere dürften folgen, wobei das finanzielle Ausmass des politischen Entscheids angesichts eines fehlenden neuen Fahrplans aus heutiger Sicht kaum abschätzbar ist. Alles bloss ein Sturm im Wasserglas? Wohl kaum.

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Ein Freudenfest für die Leerverkäufer, setzten sie der Beratungsfirma IHS Markit zufolge zuletzt doch mit fast 26 Prozent der ausstehenden Aktien auf rückläufige Kurse.

Bei UBS-Analyst Sebastian Vogel dürfte gar ein bisschen Schadenfreude mitspielen. Was musste er sich nicht alles anhören, als er im Februar mit einem Tabu brach und die Valoren der Versandapotheke als erster Vertreter seiner Berufsgruppe von "Neutral" auf "Sell" abwatschte.

Die Aktien von Zur Rose haben in den letzten zwei Wochen fast 100 Franken an Kurswert verloren (Quelle: www.cash.ch)

Wurden damals Kurse von 400 Franken und mehr bezahlt, kosteten die Aktien heute Mittwoch im frühen Handel zeitweise keine 240 Franken mehr. Das liegt unter dem 250 Franken lautenden 12-Monats-Kursziel Vogels.

Mit anderen Worten: Allen Unkenrufen zum Trotz wäre der UBS-Analyst jetzt eigentlich am Ziel angelangt. Anstalten, seine Verkaufsempfehlung zu überdenken, macht er momentan allerdings noch keine.

Ich bin jedenfalls neugierig, ob aus dem Hause UBS in den nächsten Tagen nun eine weitere Reduktion des 12-Monats-Kursziels, oder aber eine Heraufstufung auf "Neutral" eintrifft...

 

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