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Es ist eine Offenlegungsmeldung, die es in sich hat: Erstmals überhaupt hält Dodge & Cox gut fünf Prozent an Julius Bär. Damit spielt der bekannte Substanzinvestor bei der Privatbank aus Zürich in einer ähnlichen Liga wie etwa der weltgrösste Vermögensverwalter Blackrock oder Massachusetts Financial.
Erstmals als Grossaktionäre zu erkennen geben mussten sich die Amerikaner im Juli dieses Jahres, als ihr Stimmenanteil den meldepflichtigen Schwellenwert von drei Prozent überstieg. Wurden damals noch Kurse um die 53 Franken bezahlt, gelten die Aktien mittlerweile knapp 58 Franken.
Dass der Substanzinvestor sein Paket nur wenige Wochen vor dem Zwischenbericht der Privatbank für die ersten Monate dieses Jahres nochmals ausbaut, lässt kaum Interpretationsspielraum zu. Es macht ganz den Anschein, als ob man sich bei Dodge & Cox mit Blick auf den 24. November auf einen überzeugenden Zwischenbericht der Zürcher einstellt.
Seit wenigen Wochen verspüren die Aktien von Julius Bär wieder Rückenwind (Quelle: www.cash.ch)
Für Wasser auf die Mühlen der Amerikaner sorgt die für die Royal Bank of Canada tätige Bankenanalystin Anke Reingen. Sie nimmt ihre Gewinnschätzungen für das laufende und die beiden darauffolgenden Jahre nach oben, um den freundlichen Finanzmärkten sowie den dadurch höheren verwalteten Vermögen Rechnung zu tragen. Das Kursziel für die mit «Outperform» eingestuften Aktien gibt Reingen neuerdings mit 69 (zuvor 65) Franken an.
Interessant erscheint mir, dass die Analystin den Abschluss des Finma-Verfahrens näher rücken sieht. Ein solcher Abschluss könnte mit Blick auf die Jahresergebnisveröffentlichung vom nächsten Frühjahr wiederum den Weg für eine Wiederaufnahme der Aktienrückkauftätigkeit ebnen.
Dodge & Cox ist hierzulande übrigens kein unbeschriebenes Blatt, zählte der Substanzinvestor noch im Januar 2024 doch zu den bedeutendsten Grossaktionären der UBS. Vermutlich war es der zuvor starke Lauf der Aktien, welche die Amerikaner damals dazu veranlasste, ihre Beteiligung an der grössten Schweizer Bank auf unter drei Prozent zu reduzieren...
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Die Aktionärinnen und Aktionäre von Alcon gelten als nicht gerade erfolgsverwöhnt. Allerdings dürfen sie – zumindest fürs Erste – aufatmen. Nach zwei eher schwachen Quartalen mit jeweils tieferen Finanzzielen für dieses Jahr bleibt ihnen eine weitere Enttäuschung erspart.
Während das Ophthalmologieunternehmen mit einem Umsatz von 2,59 Milliarden Dollar den durchschnittlich bei 2,6 Milliarden Dollar liegenden Analystenerwartungen im dritten Quartal knapp gerecht wird, fällt der operative Kerngewinn mit 523 Millionen Dollar höher aus als gedacht.
Ausserdem bleibt bei den diesjährigen Finanzzielen alles beim Alten. Sprich: Die Angst vor einer weiteren Anpassung unter negativen Vorzeichen erweist sich als unbegründet.
Dass der Kurs der Alcon-Aktien heute Mittwoch deutlich anzieht, ist nicht zuletzt grösseren Deckungskäufen aus dem Lager der Leerverkäufer geschuldet. Es macht den Anschein, als wären nicht eben wenige Vertreter dieser Börsenspezies in Erwartung einer weiteren Enttäuschung «contre pied» erwischt worden.
Deckungskäufe peitschen die Alcon-Aktien heute Mittwoch an (Quelle: www.cash.ch)
Und die amerikanischen Leerverkäufer dürften im Laufe des Nachmittags erst noch in den Markt kommen. Mit Blick auf den Zahlenkranz und die jüngsten Statistiken der New York Stock Exchange (NYSE) haben auch sie einen gewissen Handlungsbedarf. Zuletzt liefen dort nämlich Wetten im Umfang von knapp sieben Millionen Titeln im Gegenwert von einer halben Milliarde Dollar gegen das Ophthalmologieunternehmen. Das entspricht in etwa vier durchschnittlichen Tagesvolumen und dem höchsten Stand seit Ende Juli.
Es bedarf bei Alcon vermutlich mehr als einem enttäuschungsarmen Quartalsergebnis, um das Vertrauen der Börse zurückzugewinnen. Kommt hinzu, dass Analyst Graham Doyle von der UBS in London ungewohnt vorsichtige Töne anschlägt. Seines Erachtens ist das vorliegende Ergebnis «nicht gerade spektakulär». Er hatte sich insbesondere vom organischen Umsatzwachstum von fünf Prozent mehr erhofft. Angesichts der seit Januar stark rückläufigen Aktienkursentwicklung und der mittlerweile sehr negativen Haltung der Anleger hält Doyle den Zahlenkranz jedoch für «solide» genug, um den Erwartungen gerecht zu werden.
Ich gehe davon aus, dass der UBS-Analyst an seiner Kaufempfehlung festhalten wird. Beim 95 Franken lautenden Zwölf-Monats-Kursziel wird er wohl aber unter negativen Vorzeichen über die Bücher gehen müssen.
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