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Gerade in hiesigen Börsenkreisen wirft der Kurszerfall beim letztjährigen Börsenüberflieger Meyer Burger hohe Wellen. Und das nicht ohne Grund, haben die Aktien des Solarunternehmens doch alleine seit der Gewinnwarnung vom Juli mehr als 60 Prozent ihres Kurswerts eingebüsst.

In einem mir zugespielten Kommentar nimmt die Zürcher Privatbank Rahn+Bodmer denn auch kein Blatt vor den Mund. Der Kurstrend bei Meyer Burger zeige seit etwa drei Monaten steil und stetig abwärts, wie die mir nicht namentlich bekannten Autoren schreiben. Ihres Erachtens haben das Solarunternehmen und andere europäische Anbieter aufgrund der fehlenden Unterstützung aus der Politik kaum Chancen gegenüber der Billigkonkurrenz aus China. Parallel zum Börsenwert versinke Meyer Burger in die Bedeutungslosigkeit, so die Autoren weiter.

Kursentwicklung bei den Aktien von Meyer Burger seit Januar (Quelle: www.cash.ch)

Selbst im Wissen, dass das Solarunternehmen an der Börse mittlerweile weniger als eine Milliarde Dollar auf die Waage bringt, fällt dieses Urteil etwas gar harsch aus.

Weshalb ich an dieser Stelle ausgerechnet die Eine-Milliarde-Dollar-Marke erwähne? Weil gerade amerikanische Grossinvestoren dafür bekannt sind, grundsätzlich nicht in Unternehmen zu investieren, welche einen geringeren Börsenwert aufweisen.

Diese Gepflogenheit dürfte auch die jüngsten Kursverluste erklären – wobei das letzte Wort in Sachen Unterstützung aus der Politik noch nicht gesprochen zu sein scheint. Momentan sind in Brüssel Anstrengungen im Gange, diejenigen chinesischen Solarhersteller vom europäischen Markt auszuschliessen, welche in Verbindung mit Zwangsarbeit gebracht werden können. Ob dieser Schritt ausreicht, um die Marktstellung der hiesigen Anbieter wie etwa Meyer Burger zu stärken, wird sich allerdings erst noch weisen müssen...

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Die Kursverluste der letzten Tage fordern auch bei den taktischen Aktienempfehlungen aus den Handelsräumen der UBS ihren Tribut. Mit Nestlé und Lonza wurde die Grossbank gleich bei zwei Titelpositionen aus dem Sattel geworfen und ausgestoppt. Die Kaufempfehlung für die Valoren des Basler Pharmazulieferers geht auf Ende September zurück, als diese noch 430 Franken und mehr kosteten, jene für den Nahrungsmittelhersteller aus Vevey sogar auf Anfang April. Damals kostete das SMI-Schwergewicht um die 112 Franken.

Nun geht man bei der Grossbank mit einer weiteren taktischen Kaufempfehlung an den Start und preist neuerdings die Aktien von ABB zum Einstieg an. Schliesslich werden diese vom hauseigenen Analysten mit "Buy" und einem 12-Monats-Kursziel von nicht weniger als 40 Franken eingestuft.

Kursrückgang der ABB-Aktien rund um die Quartalsergebnisveröffentlichung (Quelle: www.cash.ch)

Einerseits werden die randvollen Auftragsbücher und die damit verbunden gute Vorhersehbarkeit des Tagesgeschäfts hervorgehoben, andererseits erhofft man sich vom diesjährigen Investorentag Ende November positive Kursimpulse. An diesem Tag dürfte der schweizerisch-schwedische Industriekonzern nämlich ambitionierte neue Mittelfristziele kommunizieren.

Bei den taktischen Kaufempfehlungen gesellen sich die Valoren von ABB übrigens zu jenen von SIG Group, Richemont und Partners Group.

Dass mich auch aus den Handelsräumen der Credit Suisse eine taktische Empfehlung für die Aktien von ABB erreicht, überrascht mich nicht. So viel "unité de doctrine" muss dann schon sein. Denn schliesslich ist die Meinung der hauseigenen Analysten seit der Zusammenlegung des Aktien-Research der beiden Grossbanken ja bekanntlich dieselbe.

Anders als bei der UBS wird man bei der Credit Suisse etwas konkreter und veranschlagt das kurzfristige Kursziel auf 32,43 bis 33,90 Franken. Sollten die Valoren entgegen den anders lautenden Erwartungen in die Region von 27,41 bis 25,94 Franken zurückfallen, wird der Anlagekundschaft dazu geraten, die Reissleine zu ziehen.

In den Handelsräumen der Credit Suisse setzt man neben ABB ausserdem auch noch auf Accelleron, VAT Group und Richemont – wobei noch keine der drei Titelpositionen an der vorgegebenen Stop-Loss-Limite kratzt.

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