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Seit der Gewinnwarnung von Mitte Juli hat der Solarhersteller Meyer Burger mehr als 40 Prozent an Börsenwert verloren. Rückblickend war es wohl die eine Warnung zu viel.

Dass die Valoren gegen Ende letzter Woche unter Verkaufsdruck standen, dürfte allerdings andere Gründe haben. Zeitweise wurden sogar Kurse von weniger als 34 Rappen bezahlt. Das Einzige was stark anzog, waren die Handelsumsätze. Man muss schon in den Frühling letzten Jahres zurückgehen, um auf ähnlich tiefe Kurse zu stossen.

Ob die Kursverluste möglicherweise in Zusammenhang mit einem Kommentar von Rahn + Bodmer stehen? Darin schrieb die Zürcher Bank nämlich, dass Meyer Burger im viel beachteten SMI Mid Cap Index (SMIM) dem Berner Stromanbieter BKW Platz machen müsse – was indexbedingten Verkaufsdruck andeuten würde.

Kursrückgang bei den Meyer-Burger-Aktien in den letzten drei Monaten (Quelle: www.cash.ch)

So sehr ich die Arbeit der Autoren auch schätze: Hier scheinen sie sich für einmal vertan zu haben. Erst im Juni konnte Meyer Burger im Zuge einer ausserordentlichen Anpassung den in den Swiss Leaders Index (SLI) aufsteigenden Schokoladehersteller Lindt & Sprüngli im SMIM beerben. Es ist vielmehr die Versandapotheke DocMorris, welche dem Berner Stromanbieter BKW Platz machen muss.

Apropos DocMorris: Was ich kürzlich über die Aktien der Versandapotheke schrieb, gilt zweifelsohne auch für jene von Meyer Burger:

...und...

Vermutlich ist auch eine Warnung des skandinavischen Rivalen NorSun für die Kursschwäche bei Meyer Burger mitverantwortlich. Auch der norwegische Solarhersteller ächzt darunter, dass chinesische Billiganbieter den europäischen Markt regelrecht mit Billigmodulen fluten. Eigenen Angaben zufolge ist man bei NorSun sogar gezwungen, die Produktion am Hauptsitz bis Ende Jahr auszusetzen.

Zur Erinnerung: Die Marktoffensive chinesischer Billiganbieter in Europa war mitunter auch der Grund für die Gewinnwarnung bei Meyer Burger. Alter Wein in neuen Schläuchen also. Deshalb bedarf es heute Montag auch bloss der Zusammenarbeit mit der AMAG-Tochter Helion Energy, um eine kleinere Gegenbewegung zu zünden.

Kommen wir an dieser Stelle noch auf AMS Osram zu sprechen. Die Aktien des Sensorenherstellers hatten jüngst ebenfalls schmerzhafte Kursverluste zu beklagen, nachdem die chinesische Regierung in Peking laut Medienberichten die Nutzung von iPhones einschränken will. Staatsangestellte und Mitarbeiter staatsnaher Betriebe dürfen das Smartphone künftig wohl nicht mehr mit zur Arbeit nehmen.

Die Medienberichte setzten nicht nur den Valoren des amerikanischen Kultunternehmens Apple, sondern auch jenen seiner Zulieferer zu – AMS Osram miteingeschlossen.

Aufstieg und Fall der Aktien von AMS Osram seit Januar (Quelle: www.cash.ch)

Es gibt beim Sensorenhersteller jedoch einen noch triftigeren – und in gewisser Weise auch selbstverschuldeten - Grund für die Kursschwäche. Wie die Deutsche Bank nach einem Auftritt von Firmenchef Aldo Kamper an einer von der Grossbank organisierten Investorenkonferenz festhält, versucht das Unternehmen momentan alles nur Erdenkliche, um eine Kapitalerhöhung zur Bilanzstärkung zu vermeiden. Im Kommentar macht der Autor kein Geheimnis daraus, dass die Zeit drängt und das Umfeld schwierig ist. Er schliesst deshalb nicht aus, dass AMS Osram trotzdem in den sauren Apfel einer Kapitalerhöhung beisst.

Der Grund für die hohe Verschuldung geht auf die milliardenschwere Übernahme von Osram unter dem früheren AMS-Chef Alexander Everke zurück. Kamper muss nun ausbügeln, was ihm sein Vorgänger an Altlasten hinterlassen hat.

Die Aktien des Sensorenherstellers werden bei der Deutschen Bank übrigens mit "Hold" und einem Kursziel von 7 Franken eingestuft. Und soviel ich weiss spiegelt sich die Wahrscheinlichkeit einer Kapitalerhöhung nicht in diesem Kursziel wider.

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