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Diejenigen Expertenstimmen, welche vor wenigen Wochen noch vor einer scharfen Börsenkorrektur warnten, sind leiser geworden – oder sind mittlerweile sogar ganz verstummt.

Das gilt nicht nur für die Strategen der Bank of America um den Chefdenker Sebastian Rädler. Nachdem letztere beim breit gefassten Stoxx Europe 600 Index seit fast zwei Jahren in Folge vor einem 20-Prozent-Rücksetzer gewarnt hatten, geben sie sich neuerdings überraschend kleinlaut.

Doch nicht nur bei den Banken und ihren Strategen scheint man aufgegeben zu haben. Wie mir gleich mehrere Quellen berichten, sind in den letzten Tagen namhafte Baissiers zähneknirschend ins Lager der Haussiers übergelaufen. Das würde auch die teils ziemlich üppigen Deckungskäufe der letzten Tage erklären. Diese erstreckten sich bei uns am Schweizer Aktienmarkt nicht nur über die am häufigsten leerverkauften Einzelaktien wie etwa jene von Santhera oder DocMorris, sie machten sich auch bei den Index-Futures an den Terminmärkten bemerkbar.

In einem Strategiepapier der britischen Barclays scheint der Autor Emmanuel Cau diese Stimmen aus dem Handel bestätigen zu wollen. Die Angst weitere Kursgewinne zu verpassen sei mittlerweile allgegenwärtig und treibe sichtlich frustrierte Baissiers in Aktien und damit gegen ihren Willen ins Lager der Haussiers.

Entwicklung des Stoxx Europe 600 Index seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)

Obwohl die Erwartungen an die diesjährigen Unternehmensgewinne an einem vernünftigeren Punkt angelangt sind als noch vor wenigen Wochen, traut der Stratege dem Stoxx Europe 600 Index im weiteren Jahresverlauf keine grossen Sprünge mehr zu. Mit 475 Punkten liegt das Ziel für Ende Dezember keine vier Prozent über dem momentanen Stand.

Was die Kapitulation der pessimistischen Strategen und einiger namhafter Baissiers anbetrifft, hielt ich kürzlich wie folgt fest:

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Credit Suisse Funds hat die Beteiligung an Schweiter Technologies kürzlich wieder auf über 3 Prozent ausgebaut. Das geht aus einer Offenlegungsmeldung an die SIX Swiss Exchange hervor.

In den letzten Jahren fiel die Fondstochter der Grossbank bei der Industriegruppe immer mal wieder durch einen Zu- oder Verkauf von Aktien auf. Und dennoch unterscheidet sich die jetzige Beteiligungserhöhung in einem interessanten Punkt von früheren. Die Meldepflicht geht nämlich auf den 27. Juni zurück. Am Freitag zuvor hatte der hauseigene Analyst Tommaso Operta die Valoren des Windanlagenzulieferers mit einem 735 (zuvor 950) Franken lautenden 12-Monats-Kursziel von "Outperform" auf "Neutral" zurückgestuft.

Kursentwicklung der Schweiter-Aktien in den letzten vier Wochen (Quelle: www.cash.ch)

Reumütig räumte der Analyst ein, dass seine Margenprognosen rückblickend zu optimistisch waren. Darauf abgestützt strich er seine Gewinnschätzungen um durchschnittlich 23 Prozent zusammen. Die Dividendenerwartungen kürzte er sogar noch deutlicher.

Im Zuge dieser Abstufung büssten die Schweiter-Aktien innerhalb von 48 Stunden zeitweise mehr als 8 Prozent ein, bevor eine Kurserholung einsetzte.

Ähnliches spielte sich kürzlich übrigens auch schon bei den Valoren von Meyer Burger ab – wobei die Credit Suisse beim Solarunternehmen nur ganz am Rande beteiligt war.

Für mich überraschend, hatte die Fondstochter der UBS das Meyer-Burger-Paket erstmals seit August letzten Jahres wieder auf über 3 Prozent ausgebaut. Ich hielt in diesem Zusammenhang folgendes fest:

Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Honi soit qui mal y pense...

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