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Stünde die Aktienkursentwicklung für die Vitalfunktionen eines Unternehmens – man würde die Baselbieter Idorsia wohl auf der Intensivstation vermuten. Mit einem Minus von gut 55 Prozent stehen die Valoren des Pharmaunternehmens weit oben auf der Liste der diesjährigen Börsenverlierer.

Nach der Veröffentlichung des Halbjahresergebnisses fallen sie heute Dienstag auf den tiefsten Stand seit dem Börsendebüt vom Frühsommer 2017. Der Aktienkurs gibt dabei zweistellig nach.


Für Gesprächsstoff sorgt einerseits die schleppende Absatzentwicklung bei Quviviq, setzte Idorsia mit dem Schlafmittel in den ersten sechs Monaten doch bloss 12 Millionen Franken um. Das ist mager. Andererseits schmolzen die liquiden Mittel per Ende Juni auf gerade noch 33 Millionen Franken. Aus dem kürzlich bekannt gewordenen Verkauf von Teilen des Asien-Geschäfts fliessen dem Unternehmen nun aber rund 400 Millionen Franken zu.

Wie Analyst Elmar Sieber von der Basler Kantonalbank in einem Kommentar an seine Anlagekundschaft durchblicken lässt, hat man sich mit dieser Transaktion bloss Zeit erkauft. Er schliesst nicht aus, dass Idorsia noch vor Jahresende weiteres Kapital wird aufnehmen müssen.

Kursentwicklung der Idorsia-Aktien im mehrjährigen Vergleich (Quelle: www.cash.ch)

Dass das Pharmaunternehmen die Mittelfristziele kassiert, überrascht ihn hingegen nicht. Dennoch zeigt sich Sieber etwas enttäuscht, vertröstet man die Aktionärinnen und Aktionäre in Sachen neue Ziele doch ins nächste Jahr.

Lange Rede, kurzer Sinn: Der Analyst sieht sich angesichts des ausgesetzten Rentabilitätsziels und der unsicheren Entwicklung gezwungen, das Kursziel auf 5 (zuvor 7,50) Franken zusammenzustreichen. Gleichzeitig stuft er die Aktien von "Marktgewichten" auf "Untergewichten" herunter – getreu dem Motto: Besser spät als nie.

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Die Aktionärinnen und Aktionäre von AMS Osram gelten nicht gerade als erfolgsverwöhnt. Die Übernahme der früheren Siemens-Tochter Osram verkommt zum "Milliardengrab" – und der langjährige Firmenchef Alexander Everke als ihr Architekt ist schon vor Monaten abgesprungen.

Seinem Nachfolger Aldo Kamper dürfte wohl bewusst gewesen sein, dass er ein schweres Erbe antritt. Schliesslich war er bei Osram während mehreren Jahren für das Geschäft mit Lichtsensoren verantwortlich.

Erste Eindrücke als Firmenchef von AMS Osram sammelte Kamper im Mai dieses Jahres, als der Sensorenhersteller nebst einem durchwachsenen Zahlenkranz fürs erste Quartal mit einem mageren Ausblick fürs zweite Quartal aufwartete.

Kursentwicklung der Aktien von AMS Osram seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)

Nächsten Freitag tritt der ehemalige Osram-Mann ein weiteres Mal vor die Medienschaffenden. Und wieder dürfte die Kunde wenig erbaulich sein, wenn man dem für Kepler Cheuvreux tätigen Sébastien Sztabowicz Glauben schenken will. Von den Schätzungen des Analysten lässt sich für das zweite Quartal auf einen Umsatzrückgang um 28 Prozent auf nurmehr 850 Millionen Euro schliessen. Das liegt zwar nur geringfügig unter den durchschnittlich von seinen Berufskollegen bei anderen Banken erwarteten 852 Millionen Euro.

Dennoch lässt er keine Zweifel daran, dass er mit einem schwachen Zahlenkranz und düsteren Umsatz- und Margenvorgaben fürs laufende Quartal rechnet. Ganz uneigennützig sind diese mahnenden Worte allerdings nicht, stuft Sztabowicz die Aktien des Sensorenherstellers doch schon eine ganze Weile mit "Reduce" und einem Kursziel von gerade einmal 5,20 Franken ein.

Wie immer dreht sich am kommenden Freitagmorgen alles um die Erwartungshaltung der Börse. Längst fällt die Börsenreaktion nicht immer so aus, wie eigentlich zu erwarten wäre. Anschauungsunterricht bieten heute die Aktien von Logitech. Ein schwaches zweites Quartal erscheint mir bei AMS Osram weitestgehend eingepreist. Mal schauen, wie es sich mit den Vorgaben fürs laufende Quartal verhält. Denn mit einer Belebung des Tagesgeschäfts ist so schnell jedenfalls nicht zu rechnen...

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