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Am Freitag bot sich den Aktionärinnen und Aktionären von DocMorris ein ungewohntes Bild: Die Valoren der Versandapotheke hatten im Laufe des Nachmittags zweistellige Kursverluste zu beklagen – begleitet von auffälligen Derivatverkäufen. Ich denke da etwa an die beiden Call-Warrants ROYEJB oder ROURJB.

Doch auch andere Aktien von Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe standen unter Verkaufsdruck. Die Valoren des Komponentenherstellers Dätwyler gaben um vier Prozent nach, jene des Insulinpumpenherstellers Ypsomed oder des Hörgerätespezialisten Sonova sogar um bis zu fünf Prozent.

Zeitnah wechselten bei Novartis und Givaudan zwei grössere Blöcke ausserbörslich die Hand. Bei Novartis wurde der SIX Swiss Exchange ein Block im Wert von 18 Millionen Franken, bei Givaudan einer in Höhe von 24 Millionen Franken gemeldet.

Auch wenn es auf den ersten Blick nicht auf der Hand liegt, könnten alle diese Beobachtungen in Verbindung miteinander stehen. Nach anfänglichem Spekulieren werden in hiesigen Börsenkreisen nun Stimmen laut, wonach ein Hedgefonds von seinen kreditgebenden Banken zum Verkauf von Titelpositionen gezwungen worden sein könnte. Im Fachjargon nennt man diesen Vorgang auch "Zwangsexekution" oder "Zwangsvollstreckung".

Kursrückgang bei den Aktien von DocMorris gegen Ende letzter Woche (Quelle: www.cash.ch)

Es kommt immer mal wieder vor, dass sich ein Hedgefonds verspekuliert und sich dann um jeden Preis von Titelpositionen trennen muss. Für gewöhnlich geht das bei den betroffenen Aktien mit heftigen, gleichzeitig aber rasch abklingenden Kursverwerfungen einher. Für eine "Zwangsexekution" oder "Zwangsvollstreckung" spricht auch, dass sich die Wogen heute Montag wieder gelegt haben. Einzig die Aktien von DocMorris neigen noch immer zur Schwäche.

Ich warnte kürzlich, dass dieselben Kräfte, welche bei den Valoren der Versandapotheke rund um die Veröffentlichung des Halbjahresergebnisses für steigende Notierungen sorgten, auch nach unten wirken könnten und schrieb:

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Vergangenen Mittwoch berichtete ich von einem Titelverkauf aus der Teppich-Etage von SoftwareOne. Tags zuvor hatte sich ein nicht namentlich genanntes Mitglied der Geschäftsleitung von Aktien im Gesamtwert von 39'000 Franken getrennt.

Zur Erinnerung: Der Anbieter von Software- und Cloud-Lösungen aus Stans wird derzeit vom Finanzinvestor Bain Capital "belagert". Die Amerikaner bieten zwischen 20,50 und 21,50 Franken je Aktie in bar, knüpfen dieses Angebot allerdings an Bedingungen.

Ich stellte am Mittwoch wie folgt fest:

Seither wurde der SIX Swiss Exchange ein weiterer Titelverkauf aus der Geschäftsleitung von SoftwareOne gemeldet. Diesmal im Umfang von fast 500'000 Franken.

Kursentwicklung der Aktien von SoftwareOne in den letzten Monaten (Quelle: www.cash.ch)

Es ist schon ziemlich überraschend, wie hartnäckig der Aktienkurs unter dem Bain-Angebot verharrt. Mitunter ein Grund dürfte die ziemlich enttäuschende Gewinnentwicklung in der ersten Hälfte dieses Jahres sein. Kein Wunder also, werden Zweifel an der Erreichbarkeit der diesjährigen Finanzziele des Unternehmens laut.

Mir will weiterhin nicht in den Kopf, wieso Mitglieder der Geschäftsleitung trotz Übernahmeversuch und Prüfung strategischer Möglichkeiten durch das Unternehmen selbst zu diesen Kursen Kasse machen. Und ich bin damit vermutlich nicht alleine.

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