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Spaltet sich der Nahrungsmittelgigant Nestlé in drei eigenständige Unternehmen auf? Genau das fordern die Autoren des in hiesigen Börsenkreisen auch als «Düsseldorfer» bekannten deutschen Anlegerbriefs in ihrer neusten Ausgabe.
Die nötigen Inspirationen hierfür dürften sie sich vermutlich von der erst kürzlich erfolgten Abspaltung des Nordamerika-Geschäfts bei Holcim geholt haben. Jedenfalls hat sich die Verselbständigung der Nordamerika-Tochter Amrize für die Aktionärinnen und Aktionäre des Weltmarktführers aus Zug – zumindest Stand heute - bezahlt gemacht. Da liegt es geradezu auf der Hand, dass dieser Schritt in der hiesigen Unternehmenslandschaft Nachahmer finden könnte.
Ob man sich ausgerechnet am Hauptsitz von Nestlé im beschaulichen Vevey davon inspirieren lässt, erscheint mir mehr als fraglich. Dass sich der Verwaltungsrat gegen den langjährigen Firmenchef Mark Schneider und mit Laurent Freixe für einen eher etwas farblosen «Nestlé-Veteranen» entschieden hat, spricht klar gegen einen Befreiungsschlag nach dem Vorbild Holcims.
Die Aktien von Nestlé haben einen beachtlichen Teil ihrer diesjährigen Gewinne wieder abgegeben (Quelle: www.cash.ch)
Auch den Autoren des Anlegerbriefs scheint der Glaube an eine Aufspaltung des Nahrungsmittelmultis in drei eigenständige Unternehmen zu fehlen. Denn obschon ein solcher Befreiungsschlag ihren Berechnungen zufolge mit einem kursseitigen Aufwärtspotenzial von bis zu 40 Prozent einherginge, streichen sie die Nestlé-Aktien von der Dispositionsliste. Das Unternehmen könne in der jetzigen Form keine neue Dynamik gewinnen, fügen die Autoren sichtlich desillusioniert an. Überzeugung sieht anders aus.
Zum einen gehörte Lonza gar nie unter das Dach von Novartis. Vielmehr ist der 1897 gegründete Pharmazulieferer bis heute ein eigenständiges Unternehmen. Mit Lonza ist womöglich die einstige Novartis-Tochter Sandoz gemeint. Zum anderen erhielten die Aktionärinnen und Aktionäre von Novartis rund um den Börsengang von Alcon im Frühling 2019 Aktien des Tochterunternehmens als Sachdividende ausgeschüttet. Wie später auch bei der Abspaltung von Sandoz floss kein Geld.
Schon seit Jahren schleichen sich bei den Aussagen des als «Düsseldorfer» bekannten Anlegerbriefs immer mal wieder kleine, aber nicht eben unerhebliche Fehler ein. Während man sich über die Aussagekraft streiten kann, lässt sich ein gewisser Unterhaltungswert – wie ich finde – nicht von der Hand weisen.
Aktienkursentwicklung von Nestlé im mehrjährigen Verlauf (Quelle: www.cash.ch)
Um noch einmal aufs Thema Nestlé zurückzukommen: Die Aktien haben alleine im Juni knapp zehn Prozent an Kurswert eingebüsst. Führte der Nahrungsmittelmulti die diesjährige SMI-Gewinnerliste vor wenigen Wochen noch mit einem Plus von mehr als 20 Prozent an, findet er sich nurmehr im Mittelfeld wieder. Mittlerweile trennen die Papiere nahezu 40 Prozent vom Rekordhoch der ersten Januar-Tage 2022 bei knapp 130 Franken.
Beim Blick auf diese Zahlen dürften gerade den langjährigen Aktionärinnen und Aktionären Tränen der Verzweiflung in die Augen schiessen. Angesichts dieser Verzweiflung bietet sich oppositionellen Finanzinvestoren bei Nestlé ein geradezu idealer Nährboden, um grössere Veränderungen anzuschieben. Das Traditionsunternehmen war schon in der Vergangenheit ein Ziel dieser wenig beliebten Spezies – und könnte jederzeit wieder eines werden...
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2 Kommentare
Lieber Insider, weshalb so viel Energie und Zeit für obige Zeilen zum "Düsseldorfer" verschwenden, wo man doch genau weiss, wie Glaubwürdig die Aussage dieses "Börsenbriefes" sind.
Siehe oben bei Unterhaltungswert, ein wenig spass muss sein.