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Auch bei uns am Schweizer Aktienmarkt ist das Geschehen in den letzten Tagen wieder launischer geworden. Anders als im November hebt die Flut nicht länger alle Boote. Das schnelle Geld scheint gemacht.

Diese Meinung vertreten auch die Aktienstrategen der UBS um ihren Chefdenker Gerry Fowler. Wie sie in einem 18 Seiten starken Strategiepapier schreiben, rechnen sie im Laufe des nächsten Jahres wieder mit rückläufigen Kursen – wobei diese Warnung weniger eindringlich daherkommt als noch vor wenigen Wochen.

Einmal mehr haben sie ihre taktischen Aktienempfehlungen für Europa grundlegend überarbeitet. Waren Valoren aus der Schweiz bis vor wenigen Wochen durch jene des Unterhaltungselektronikherstellers Logitech, des Pharmaunternehmens Novartis, des Risikokapitalspezialisten Partners Group, des Mobilfunkanbieters Swisscom sowie des Warenprüfunternehmens SGS noch prominent auf der Liste der Kaufempfehlungen vertreten, ist das nicht länger der Fall.

Unter den 20 Kaufempfehlungen sind die Aktien des Immobilienbeteiligungsvehikels Swiss Prime Site allein auf weiter Flur. Offiziell werden die Valoren durch den hauseigenen Analysten Charles Boissier allerdings bloss mit "Neutral" und einem 12-Monats-Kursziel von 80 Franken eingestuft.

Gleich auf mehrere Aktien aus der Schweiz stösst man hingegen bei den 20 taktischen Verkaufsempfehlungen. Diese zweifelhafte Ehre wird jenen der beiden Pharmazulieferer Lonza und Bachem, des Hörgeräteherstellers Sonova sowie den Genussscheinen von Roche zuteil.

Die Genussscheine von Roche bekundeten zuletzt wieder etwas Mühe (Quelle: www.cash.ch)

Die Valoren von Lonza werden von UBS-Analyst Patrick Rafaisz offiziell zum Kauf angepriesen, wobei das 12-Monats-Kursziel seit gut einer Woche noch bei 580 (zuvor 630) Franken liegt. Doch auch er geht davon aus, dass es dauern könnte, bis der Vertrauensverlust wettgemacht ist.

Die übrigen drei Aktien werden von den hauseigenen Analysten der Grossbank hingegen mit "Neutral" eingestuft – wobei eigentlich nur jene von Sonova ein Abwärtspotenzial zum 12-Monats-Kursziel von 225 Franken aufweisen. Mit 80 Franken beziehungsweise 280 liegen die 12-Monats-Kursziele für die Valoren von Bachem und Roche hingegen weit über den zuletzt bezahlten Kursen.

Zur Erinnerung: Anders als bei der fundamentalen Analyse entscheidet bei der qualitativen Analyse am Ende des Tages ein Computermodell anhand von Daten darüber, ob eine Aktie nun kaufenswert ist oder nicht. Gerade im Wissen, dass einem an der Börse die Emotionen manchmal ganz schön einen Strich durch die Rechnung machen können, ist dieser Ansatz aber vielleicht ja gar nicht mal so falsch.

In den letzten Wochen standen die taktischen Empfehlungen der Strategen der UBS übrigens unter keinem guten Stern, legten sie ihr Schwergewicht doch auf defensive Qualitätsaktien. Dass nun ausgerechnet dieses Titelsegment auf der Liste der taktischen Verkaufsempfehlungen übervertreten ist, spricht Bände und kommt schon beinahe einem Handtuchwurf gleich.

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Die Fondsmanager der UBS haben sich bei Julius Bär zuletzt von Aktien getrennt. Wie aus einer Offenlegungsmeldung an die SIX Swiss Exchange hervorgeht, hält die Fondstochter der grössten Schweizer Bank erstmals seit Ende Juli wieder weniger als fünf Prozent an der Rivalin.

Frühere Offenlegungsmeldungen lassen vermuten, dass die Fondsmanager in den Wochen nach dem enttäuschenden Zwischenbericht von Ende Mai einst kräftig Aktien zugekauft hatten. Wurden damals Kurse von 57 Franken und mehr bezahlt, sind die dividendenstarken Valoren mittlerweile fast 10 Franken günstiger zu haben.

Die Aktien von Julius Bär sind günstiger zu haben als noch im Sommer (Quelle: www.cash.ch)

Der hauseigene Analyst Mate Nemes preist die Julius-Bär-Aktien übrigens auch weiterhin mit "Buy" zum Einstieg an. Nach einer Reduktion der Gewinnschätzungen um bis zu 24 Prozent lautet das 12-Monats-Kursziel seit Anfang Dezember noch 56 (zuvor 76) Franken. Mit einer grosszügigeren Dividende und einer anziehenden Aktienrückkauftätigkeit rechnet der Analyst erst wieder ab dem übernächsten Jahr.

Solange der Stimmenanteil unter fünf Prozent bleibt, bewegen sich die Fondsmanager der Grossbank bei Julius Bär unterhalb des Radarschirms der Öffentlichkeit. Als Verkäufer von Aktien müssten sie sich erst bei einem Unterschreiten des Schwellenwerts von drei Prozent zu erkennen geben. So weit dürfte es aus heutiger Sicht jedoch nicht kommen.

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