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Es überrascht mich schon sehr, wie wenig es brauchte, damit sich die Stimmung an den Aktienmärkten grundlegend aufhellt. Begegnete man bis vor wenigen Wochen selbst erfreulichen Nachrichten teils mit erheblichen Verlusten, werden neuerdings selbst wenig verhaltene Nachrichten mit Gewinnen belohnt. Von einem Extrem ins andere, so scheint es.

Wie schnell und wie heftig der Stimmungsumschwung daherkommt, veranschaulicht das viel beachtete Put-Call-Verhältnis. Überwogen an der amerikanischen Leitbörse noch bis vor etwa zehn Tagen die Put-Options-Käufe klar, feiern Call-Optionen seither ein imposantes Comeback. In der Folge fiel das Put-Call-Verhältnis innerhalb weniger Tage von 1,18 auf 0,48. Sprich: Für eine Put-Option wurden jüngst etwas mehr als zwei Call-Optionen gekauft, wie Erhebungen der Chicago Board Options Exchange (CBOE) zeigen.

Ähnlich ausgelassen war die Stimmung unter den amerikanischen Marktakteuren im bisherigen Jahresverlauf nur in unmittelbarer Nähe zu den Jahreshöchstkursen vom Juli. Man braucht kein eingefleischter Börsenprofi zu sein, um erahnen zu können, dass sich das Put-Call-Verhältnis als ein stets zuverlässiger Gegenindikator hinzuziehen lässt – gerade bei so Extremwerten wie zuletzt.

Entwicklung des Put-Call-Verhältnisses (Quelle: CBOE)

Entwicklung des Put-Call-Verhältnisses (Quelle: CBOE)

Quelle: CBOE

Es reift die Erkenntnis, dass die Kursgewinne aus einer Kapitulation der Leerverkäufer bei für diese Jahreszeit ungewöhnlich dünnen Briefkursen heraus entstanden sind. Diese Vermutung scheinen Erhebungen der britischen Barclays bestätigen zu wollen. So gewann ein Korb der Grossbank mit den am häufigsten leerverkauften europäischen Aktien seit Anfang November mit gut 13 Prozent fast dreimal so viel wie der breit gefasste Stoxx Europe 600 Index.

Das würde übrigens auch erklären, weshalb gewisse Aktien aus der Schweiz – ich denke da etwa an die Schwergewichte Nestlé, Roche und Novartis – kaum vom Kursfeuerwerk profitieren konnten. Schliesslich haben Leerverkäufer gegen diese Valoren fast keine Wetten am Laufen.

Eine ganz andere Erklärung für das zuletzt eher enttäuschende Abschneiden des Schweizer Aktienmarktes bringt mein langjähriger Geschäftspartner von früher ins Spiel: Er sieht die Schwäche bei den Indexschwergewichten nämlich im Zusammenhang mit Medienberichten stehen, wonach von hiesigen Banken rausgeworfene russische Oligarchen bei amerikanischen Grossbanken Unterschlupf fanden. Mein einstiger Geschäftspartner vermutet, dass die amerikanischen Grossbanken bei den neu gewonnenen Kunden die Schweizer Aktienpositionen aus den Portefeuilles kippten und in amerikanische Aktien umschichteten. Das wiederum könnte auch den jüngsten Siegeszug der amerikanischen Tech-Giganten – wenigstens teilweise - erklären.

Die Nestlé-Aktien leiden unter einer seltsamen Kursflaute (Quelle: www.cash.ch)

Es ist schon ziemlich beeindruckend: Wie Erhebungen der Bank of America zeigen, flossen dem beliebtesten börsengehandelten Fonds auf den Nasdaq 100 Index alleine vergangene Woche unter dem Strich 7,6 Milliarden Dollar zu. Es ist dies der höchste je gemessene Zufluss von Geldern innerhalb von gerade einmal fünf Handelstagen seit der Erstkotierung des Tripple-Q-Fonds im Frühling 1999.

Ich habe mich in den Handelsräumen hiesiger Banken zwar herumgehört. Bestätigen wollte diesen Sachverhalt mir gegenüber allerdings niemand – was mich nicht weiter überrascht. Die noch vor wenigen Tagen beobachteten ausserbörslichen Blocktransaktionen lassen erahnen, dass die Vermutung so falsch nicht sein dürfte. So bleibt mir nichts anderes, als zu hoffen, dass sich der Nebel in den nächsten Wochen doch noch lichtet. Ich bleibe jedenfalls am Thema dran...

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Die Aktien von Mobilezone gelten als renditestark. Kann das in der Mobil- und Festnetztelefonie tätige Unternehmen die Ausschüttung im Jahresvergleich halten, läge die Dividendenrendite bei üppigen sieben Prozent.

Kursentwicklung der Mobilezone-Aktien seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)

Doch obschon der für Stifel tätige Analyst Pascal Boll kommenden Frühling durchaus von einer Dividende auf Vorjahreshöhe ausgeht, weckt er in einem mir zugespielten Kommentar ungewollt leise Zweifel daran. Wie er schreibt, könnte Mobilezone im laufenden Jahr nämlich an den sich selbst gesteckten Finanzzielen vorbeischrammen. Denn da wäre zum einen das schwierige Konsumumfeld und zum anderen die überraschende Geschäftsaufgabe der Schweizer Vertriebsgesellschaft des aufstrebenden Smartphoneherstellers Oppo. Letztere könnte den diesjährigen Betriebsgewinn bei Mobilezone einmalig um rund eine Million Franken schmälern, will man dem Analysten Glauben schenken. Er streicht seine Gewinnschätzungen um bis zu acht Prozent zusammen – auch um den Folgen des starken Frankens Rechnung zu tragen.

Das Kursziel kürzt Boll hingegen nur auf 17 (zuvor 18) Franken. Angesichts intakter längerfristiger Aussichten hält er indes an seiner Kaufempfehlung fest. Gut möglich, dass auch die Berufskollegen bei anderen Banken dazu gezwungen sind, über die Bücher zu gehen. Bekanntlich bleiben solche Anpassungen nicht ohne Folgen für die Aktienkursentwicklung.

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