Der cash Insider berichtet im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv. Schauen Sie sich doch auch das Tracker Zertifikat auf die Schweizer Aktienfavoriten des cash Insider an.

+++

Wenn die Weltwirtschaft wie eine Katze schnurrt und es auch geopolitisch keine grösseren Brandherde gibt, gelten die Valoren von Nestlé, Roche und Novartis als "langweilig" und "träge". Anders jedoch, wenn es an den Börsen turbulent zu und her geht. Dann sind diese Vorzeigeunternehmen dank ihres weitestgehend von der konjunkturellen Entwicklung unabhängigen Tagesgeschäfts allererste Wahl – und mit ihnen auch der Schweizer Aktienmarkt. Schliesslich sind die drei Schwergewichte beim Swiss Market Index (SMI) für mehr als die Hälfte der Gesamtkapitalisierung verantwortlich.

Nachdem die Aktienkurse rund um den Globus in den vergangenen Wochen um durchschnittlich fünf Prozent gefallen sind, will Chefstratege Chris Potts von Kepler Cheuvreux nun nichts mehr vom Schweizer Aktienmarkt wissen. Er macht die im Juli vollzogene Heraufstufung von "Neutral" auf "Overweight" rückgängig und räumt Aktien aus der Schweiz neuerdings nurmehr ein neutrales Gewicht in den Kundenportefeuilles ein. Es ist dies unter anderem eine Folge der Abstufung europäischer Nahrungsmittelaktien wie etwa die von Nestlé von "Overweight" auf "Neutral". Dass der Stratege im Gegenzug bei europäischen Bankaktien – darunter bei jenen von UBS und Credit Suisse – von "Overweight" auf "Neutral" geht, scheint keine Rolle zu spielen.

Nicht, dass Potts in Schweizer Aktien nicht länger ein Hort der Sicherheit sehen würde. Vielmehr sucht er nach dem jüngsten Börsenrücksetzer nicht länger den Schutz hiesiger Schwergewichte.

Der breit gefasste Stoxx Europe 600 Index (rot) im 12-Monats-Vergleich mit dem SMI mit Dividenden-Korrektur (grün) (Quelle: www.cash.ch)

Das klang noch im Frühsommer ganz anders, als der Stratege den Schweizer Aktienmarkt innerhalb weniger Wochen von "Underweight" in zwei Schritten auf "Overweight" heraufstufte. Kosteten die Valoren von Roche und Nestlé damals in etwa gleich viel wie heute, wären jene von Novartis mittlerweile sogar deutlich günstiger zu haben.

Rückblickend zeigt sich: So richtig "heiss" auf Aktien aus der Schweiz war man bei Kepler Cheuvreux eigentlich nie. Bestenfalls eine flüchtige Affäre, nicht aber die grosse Liebe. Wäre ich der Schweizer Aktienmarkt – käme ich mir spätestens jetzt vermutlich ziemlich ausgenutzt vor.

Gestern Dienstag schrieb ich über die hiesige Anlegerstimmung:

+++

Auch gestern Dienstag spielten sich bei den Aktien von Zur Rose teils wieder dramatische Szenen ab. Im Laufe des Nachmittags kosteten sie zeitweise keine 370 Franken mehr. Und das, obwohl die Papiere der Versandapotheke im Zuge von Börsenturbulenzen schon tags zuvor unter die Räder geraten waren. Damit türmt sich alleine seit Ende letzter Woche ein Minus von nicht weniger als 12 Prozent auf.

Mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) fordert in Deutschland jetzt erstmals ein Branchenverband lauthals eine Verschiebung der für den kommenden Januar vorgesehenen und ab dann obligatorischen Einführung elektronischer Medikamentenrezepte. Argumentiert wird einerseits mit den bisweilen eher schleppend verlaufenden Feldversuchen, andererseits aber auch mit Problemen bei der technischen Umsetzung.

Wenn auch immer in den letzten Wochen und Monaten Stimmen laut wurden, die vor Verzögerungen warnten, hiess es hinter vorgehaltener Hand stets: Alles bloss ein Sturm im Wasserglas.

Ob dem auch jetzt noch so ist? Zumindest die Reaktion der Börse lässt anderes vermuten.

Die Aktien von Zur Rose unterlagen auch in den letzten zwei Wochen starken Kursschwankungen (Quelle: www.cash.ch)

Gerade für UBS-Analyst Sebastian Vogel sind die Forderungen der KBV eine Steilvorlage sondergleichen, stemmt er sich bei den Aktien von Zur Rose doch schon seit Ende Februar mit "Sell" und einem zuletzt noch 257 Franken lautenden 12-Monats-Kursziel gegen die teils regelrecht euphorischen Kaufempfehlungen vieler seiner gerade angelsächsischen Berufskollegen.

Mitunter ein Grund für die kursseitigen Bocksprünge dürften die zahlreichen Derivate sein, die auf die Valoren der Versandapotheke ausstehend sind. Diese wirken wie ein Brandbeschleuniger. Und spätestens seit dem gestrigen Dienstag wissen wir: Eben nicht nur dann, wenn sich die Kursspirale nach oben dreht, sondern eben auch, wenn sie sich nach unten dreht...

 

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.