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  5. Schweizer Aktien: Nimmt der norwegische Staatsfonds bei seinen Aktienbeständen Anpassungen vor?

Börsenwoche im Schnelldurchlauf

Still und leise: Lässt ein sehr grosser Staatsfonds bei Schweizer Aktienbeteiligungen nichts beim Alten?

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Der cash Insider kommentiert die wichtigsten Börsenereignisse. Diese Woche unter anderem: Flaute bei den Schwergewichten, zwei Beteiligungsmeldungen lassen aufhorchen, und: Was hat ein berüchtigter Hedgefonds bei Zur Rose vor?

17.02.2023   12:05
Von cash Insider
Flagge von Norwegen.

Flagge von Norwegen.

Quelle: imago images / Frank Sorge

Der cash Insider berichtet im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv.

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Gestern Donnerstag legte mit Nestlé das letzte der drei Schwergewichte aus dem Swiss Market Index (SMI) das letztjährige Ergebnis vor. Und wie zuvor schon bei Roche und Novartis fanden die Analysten mit den rückläufigen Absatzmengen im Schlussquartal auch beim Nahrungsmittelmulti aus Vevey ein Haar in der "Zahlen-Suppe". Es macht ganz den Anschein, als könnte Nestlé das Gesetz der Preiselastizität nicht länger ausser Kraft setzen. Ausserdem liessen die diesjährigen Margenvorgaben auf dauerhaft höhere Herstellkosten schliessen, wie etwa die amerikanische Investmentbank Jefferies schrieb. Sie stuft die Valoren denn auch weiterhin nur mit "Hold" und einem Kursziel von 115 Franken ein.

Mein persönlicher Lichtblick war einmal mehr das atemberaubend hohe Wachstum im Onlinevertrieb. In Franken betrachtet steigerte der Nahrungsmittelmulti den Umsatz in diesem zukunftsträchtigen Geschäftszweig um gut 9 Prozent. Dieser steuert mittlerweile knapp 16 Prozent zum Gruppenumsatz bei.

Zugegeben: Die Marktanteilsgewinne im Onlinevertrieb machen Nestlé noch nicht gleich zum "nächsten Amazon". Dennoch sollte diese Entwicklung – sofern sie von Dauer sein sollte – längerfristig mit einer höheren Aktienbewertung einhergehen. Das Votum der Börse fiel denn auch unmissverständlich aus, gingen die Aktien gestern Donnerstag um 2,5 Prozent tiefer aus dem Handel.

Kursentwicklung der Nestlé-Aktien in den letzten Tagen (Quelle: www.cash.ch)

Auch sonst erinnert das hiesige Börsengeschehen sehr an jenes der letzten Wochen. Die Handelsumsätze sind für diese Jahreszeit ungewöhnlich dünn, insbesondere jene bei den drei Schwergewichten Nestlé, Roche und Novartis – wenn denn nicht gerade wie gestern Donnerstag Ergebnisse anstehen. An manchen Tagen lagen die Umsätze bis zum Eintritt der amerikanischen Marktakteure am Nachmittag jeweils bei weniger als 100 Millionen Franken. Das Interesse an diesen Valoren und ihren defensiven Attributen geht momentan gegen Null. Es streiken nicht nur die Käufer, sondern zusehends auch die Verkäufer.

Für Gesprächsstoff sorgten gleich zwei Beteiligungsmeldungen an die SIX Swiss Exchange. Beim Erstversicherer Bâloise wurde bekannt, dass sich die Norges Bank zuletzt von Aktien getrennt hat. Bei der Zürcher Bank Julius Bär trat sie hingegen als Käuferin in Erscheinung. Hinter der Norges Bank verbirgt sich niemand geringeres als der norwegische Staatsfonds mit seinen umgerechnet mehr als 1000 Milliarden Franken an Vermögenswerten. Als Käufer und Verkäufer von Aktien mussten sich die Skandinavier nur deshalb zu erkennen geben, weil dabei der meldepflichtige Schwellenwert von 3 Prozent über- beziehungsweise unterschritten wurde.

Bei der SIX treffen zwar fast täglich Beteiligungsveränderungen aus dem hohen Norden ein. Allerdings liegt diesen Meldungen nur in den allerseltensten Fällen auch wirklich ein Kauf oder Verkauf von Aktien zugrunde. Meist erwächst nämlich bloss aufgrund von Wertpapierleihgeschäften eine Meldepflicht.

Es macht ganz den Anschein, als ob die Skandinavier ihre Aktienbeteiligungen still und leise Veränderungen bei den Branchenpräferenzen unterziehen. Vermutlich sind zahlreiche weitere Aktien aus der Schweiz betroffen – nur weiss es niemand.

Zuvor hatte ja bekanntlich schon der amerikanische Fondsriese Capital Group mit Beteiligungsreduktionen auf sich aufmerksam gemacht. Ich berichtete Ende Januar davon, als sich die Amerikaner bei ABB und Logitech als Verkäufer von Aktien zu erkennen geben mussten.

Ich kommentierte die Beteiligungsreduktionen damals wie folgt:

Interessant ist auch eine Beteiligungsmeldung zu Zur Rose, wonach sich Sculptor Capital mit gut 3 Prozent bei der Versandapotheke eingenistet hat. Hinter dem neuen Grossaktionär verbirgt sich niemand geringeres als der berüchtigte Hedgefonds Och-Ziff.

Wie die Meldung ausserdem verrät, halten die Amerikaner 3,1 Prozent über Erwerbspositionen und weitere knapp 1,9 Prozent über Veräusserungspositionen. Das wiederum deutet auf ein Derivatkonstrukt hin. Ob Sculptor Capital mit besagtem Konstrukt denn nun auf steigende oder fallende Kurse setzt, lässt sich nicht abschliessend sagen.

Die Aktien von Zur Rose unterliegen schon seit Jahren starken Kurs- und Stimmungsschwankungen; ideal für ausländische Spekulanten (Quelle: www.cash.ch)

Dass die Zur-Rose-Aktien ein Spielball der Spekulanten sind, ist nicht neu. Wie mir berichtet wird, toben sich neben den Amerikanern noch viele weitere Hedgefonds in den Valoren der Versandapotheke aus. Daran dürfte sich so schnell vermutlich auch nichts ändern.

Bei den Aktien der Credit Suisse zieht mit Citigroup-Analyst Andrew Coombs der wohl letzte noch zuversichtlich gestimmte Vertreter seiner Berufsgilde die Reissleine. Als späte Reaktion auf den enttäuschenden Zahlenkranz fürs vierte Quartal geht er von "Buy" auf "Neutral". Nach einer Reduktion seiner Gewinnschätzungen um bis zu 44 Prozent streicht er das Kursziel auf 3,10 (zuvor 3,70) Franken zusammen.

Coombs zeigt sich sichtlich desillusioniert und geht für 2023 neuerdings von einem Verlust von 2,75 Milliarden Franken vor Steuern aus, gefolgt von weiteren 500 Millionen Franken im Jahr darauf. Er macht kein Geheimnis daraus, dass die Grossbank angesichts der Erosion bei den Erträgen ein ziemliches Kostenproblem hat.

Wenige Tage zuvor strafte sein für Kepler Cheuvreux tätiger Berufskollege Nicolas Payen die Valoren der Credit Suisse deswegen sogar von "Hold" auf "Reduce" ab. Payen gibt das Kursziel sogar nur noch mit 2,10 (zuvor 3,20) Franken an.

Die beiden Herunterstufungen und der damit verbundene Kursrückgang dürfte Firmenchef Ulrich Körner und seinem Verwaltungsratspräsidenten Axel Lehmann nicht gerade in die Karten spielen, wenn es darum geht, die Wogen zu glätten und den Abfluss von Kundengeldern zu stoppen. Denn stünde die Aktienkursentwicklung für die Herzkurve eines Unternehmens – man würde die Grossbank wohl auf der Intensivstation vermuten.

Nächste Woche erwarten uns Wirtschaftsjournalisten und Börsenkolumnisten noch einmal ein paar ziemlich intensive Tage. Neben dem Weltmarktführer Holcim warten auch Temenos, Sulzer, Straumann sowie Schindler mit ihren Jahresergebnissen auf. Hinzu kommen viele weitere Abschlüsse von Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe – von "A" wie Also bis "Z" wie Zug Estates. Ich zähle insgesamt nicht weniger als 22 Zahlenkränze, die es zu kommentieren gilt - grössere Kursbewegungen bei den betroffenen Aktien inklusive.

Mehr dazu am kommenden Freitag, wenn es wieder heisst: Die Börsenwoche im Schnelldurchlauf.

 

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.

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