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Seit Tagen sind die Nachrichten am Schweizer Aktienmarkt eher dünn gesät. Das mag nicht zuletzt auch dem Umstand geschuldet sein, dass sich bei den Unternehmensergebnissen mittlerweile höchstens noch ein paar letzte «Nachzügler» wie etwa der Elektronikkonzern Lem oder der Spezialitätenchemiehersteller Dottikon ES zu Wort melden.
Folglich gilt das Interesse dem Börsengeschehen als solchem. Ich denke da etwa an die Beteiligungsveränderungen, welche bei der SIX Swiss Exchange beinahe täglich in einer Vielzahl eingehen. Eigentlich liegt ja nur den allerwenigsten dieser Meldungen auch wirklich ein Kauf oder Verkauf von Aktien zugrunde.
Umso mehr überrascht, dass sich die Fondstochter der UBS gleich bei vier der hiesigen Unternehmen zeitnah als Verkäuferin von Aktien zu erkennen gibt. Am Automobilzulieferer Komax hält sie erstmals seit Ende Dezember wieder weniger als 5 Prozent und beim Textilmaschinenhersteller Rieter ist ihr Stimmenanteil erstmals seit Sommer letzten Jahres auf unter 3 Prozent gefallen.
Auch bei Idorsia hat sich die Fondstochter der grössten Schweizer Bank von Aktien getrennt und hält neuerdings weniger als 3 Prozent am Pharmaunternehmen aus dem Baselbiet. In allen drei Fällen erwuchs die Meldepflicht zwischen dem 21. und dem 23. Mai. So auch beim Pharmazulieferer PolyPeptide. Dort wurde der Schwellenwert von 3 Prozent erst unter- und tags darauf wieder überschritten.
An dieser Stelle sei einmal mehr erwähnt, dass die Fondstochter der UBS der SIX Swiss Exchange auch Titelbestände aus dem White-Labelling-Geschäft mit Dritten melden muss. Folglich lässt sich von den Offenlegungsmeldungen nicht eindeutig auf die Tätigkeit der hauseigenen Fondsmanager schliessen.
Wenn aber gleich bei mehreren Publikumsgesellschaften fast zeitgleich wichtige Beteiligungsschwellen unterschritten werden, darf angenommen werden, dass die UBS-Fondsmanager selbst am Werk waren. Ausserdem liegt die Vermutung nahe, dass es sich bei den vier Offenlegungsmeldungen bloss um die Spitze des Eisbergs handeln dürfte.
Die Verschmelzung von Credit Suisse Funds mit dem UBS Fund Management kommt für die UBS in der Vermögensverwaltung einem Quantensprung gleich. Kaum ein börsenkotiertes Unternehmen aus der Schweiz, an welchem die Grossbank über ihre Fondstochter nicht in einem bedeutenden Umfang beteiligt ist. Kurz nachdem das Fondsgeschäft der beiden Grossbanken zusammengelegt wurde, bezeichnete ich die UBS in Anlehnung an den weltgrössten Vermögensverwalter aus Übersee deshalb auch als «Blackrock der Schweiz». Rückblickend scheint mir dieser Vergleich nicht zu hoch gegriffen.
Wenden wir uns nun aber wieder dem Börsengeschehen zu. In die Schlagzeilen – wenn auch ungewollt – geriet am Mittwoch der Pharmahersteller Galderma. Denn die Aktionärsgruppe um den schwedischen Finanzinvestor EQT trennten sich von einem weiteren Teilpaket. Insgesamt wurden gut 19 Millionen Aktien zu 97,75 Franken je Stück bei neuen Investoren untergebracht. Auch das Unternehmen selbst erhielt den Zuschlag für knapp 2,4 Millionen Titel. Diese sollen etwa dem Mitarbeiterbeteiligungsprogramm zugeführt werden.
Die Aktien von Galderma steckten die Beteiligungsplatzierung diese Woche gut weg (Quelle: www.cash.ch)
Es ist bereits die fünfte Platzierung ihrer Art durch die besagte Aktionärsgruppe seit dem Börsendebüt Galdermas im März 2024, sofern man den Verkauf eines 10-Prozent-Pakets an den französischen Kosmetikriesen L'Oréal denn auch als solche betrachtet. Im Zuge dieser Platzierungen verringerte sich der Stimmenanteil der schwedischen EQT und ihrer Mitaktionäre von ursprünglich 67 auf zuletzt noch etwas mehr als 40 Prozent.
Dass es den verkaufswilligen Altaktionären am Mittwoch möglich war, die 19 Millionen Aktien mit einem Abschlag von weniger als sieben Prozent gegenüber dem Schlussstand vom Vorabend bei neuen Investoren unterzubringen, überrascht genauso wie die Börsenreaktion. Nach einem frühen Rücksetzer auf 101,30 Franken stiessen die Valoren des Pharmaherstellers nämlich sogar ins Plus vor.
Für mich gibt es zwei naheliegende Erklärungen, weshalb die feilgebotenen Aktien so reibungslos absorbiert werden konnten: Zum einen sind ja bekanntlich Teile davon bei Galderma selbst gelandet und zum anderen verlieh mit der UBS niemand geringeres als eine der Hauptverantwortlichen des Börsengangs ihrer Kaufempfehlung nach einer Road-Show mit Finanzchef Thomas Dittrich und dessen IR-Verantwortlichem Emil Ivanov nochmals Nachdruck.
Im mir zugespielten Kommentar hat der für die Grossbank tätige Analyst Matthew Weston ausschliesslich Positives zu berichten – sei es nun in Bezug auf die Nachfrageentwicklung im Geschäft mit injizierbaren Ästhetika oder aber, was den Markteintritt des Hautmittels Nemluvio anbetrifft. Und das Ganze wird garniert mit einem Zwölf-Monats-Kursziel von 128 Franken.
Es waren mit Morgan Stanley, der UBS und Goldman Sachs unter anderem die drei Hauptverantwortlichen des Börsengangs, welche nun auch die jüngste Teilplatzierung begleiteten. Nicht nur mit Blick auf die Road-Show der UBS dürfte der Zeitpunkt für die Platzierung des Teilpakets vorausschauend gewählt sein – zumal indexorientierte Marktakteure aufgrund von Rebalancing-Transaktionen bis zum heutigen Freitagabend angeblich für mehr als 340 Millionen Franken Aktien des Pharmaunternehmens zukaufen müssen.
Kommen wir an dieser Stelle einmal mehr auf die Swatch Group zu sprechen. Dass der Uhrenhersteller aus Biel nicht gerade als aktionärsfreundlich bekannt ist, ist nicht neu. Firmenchef Nick Hayek macht kein Geheimnis daraus, was er von den Banken und deren Analysten hält. Und diese machen ihrerseits kein Geheimnis daraus, was sie von Hayek und der Geschäftsentwicklung halten. Es überwiegen die Verkaufsempfehlungen.
Nun kommt eine weitere solche hinzu, senkt der für die Basler Kantonalbank tätige Analyst Elmar Sieber sein Anlageurteil doch von «Marktgewichten» auf «Untergewichten». Das 125 Franken lautende Kursziel bleibt dasselbe.
Seines Erachtens zeigen die Uhrenexporte einmal mehr, dass sich vor allem die ganz teuren Uhren gut verkaufen. In diesem Preissegment sei die Swatch Group deutlich weniger stark vertreten als Richemont, wie Sieber weiter schreibt. Was die Wahlniederlage von Steven Wood betrifft, will der Analyst verstanden wissen, dass frischer Wind im Verwaltungsrat wohl nicht das Schlechteste gewesen wäre. Denn der Verwaltungsrat mache beim Uhrenhersteller dem Teilbegriff «Verwaltung» alle Ehre.
Die Kursentwicklung der Inhaberaktien der Swatch Group im mehrjährigen Verlauf (Quelle: www.cash.ch)
Zumindest auf dem Papier sind die Aktien der Swatch Group unterbewertet. In hiesigen Börsenkreisen wird der Buchwert – unter Berücksichtigung des Liegenschaftenportefeuilles der Bieler – auf 250 bis 260 Franken je Inhaberaktie geschätzt. Darin noch nicht enthalten ist der Wert der Markenrechte. Fragt sich, ob und wie werthaltig die aktivierten Lagerbestände sind.
Eigentlich müssten ja auch die Familienaktionäre daran interessiert sein, dass die Swatch Group an der Börse vernünftig bewertet wird. Ohne Druck von aussen dürfte eine Freisetzung von Aktionärswerten wohl aber nicht allzu weit oben auf der Prioritätenliste der Hayeks zu finden sein.
Merkwürdiges spielte sich in den letzten Tagen bei den Valoren von Baloise und Helvetia ab. Kurz vor Auffahrt verlieh Vontobel-Analyst Simon Fössmeier seiner Kaufempfehlung für Helvetia mit einer kräftigen Erhöhung des Kursziels auf 213 (zuvor 182) Franken nochmals Nachdruck. Anstalten, auch sein Kursziel für Baloise zu überarbeiten, machte er zu diesem Zeitpunkt nicht. Und das, obwohl sich die Aktien der beiden Erstversicherern seit Bekanntwerden des geplanten Schulterschlusses im Gleichschritt bewegen.
Dieses Versäumnis holt Fössmeier heute Freitag nun nach. Auf das Umtauschverhältnis abgestützt errechnet der Analyst neuerdings ein Kursziel von 210 (zuvor 194) Franken für die Valoren von Baloise. Dass er letztere – anders als jene von Helvetia – nur mit «Hold» einstuft, kommt vermutlich nicht nur für mich ziemlich inkonsequent daher. Seine Gewinnschätzungen für die beiden Unternehmen will Fössmeier übrigens erst nach dem nächsten Investorentag überarbeiten.
Apropos Investorentag: Mit Blick auf die kommende Woche gilt mein Interesse dem Investorentag von Julius Bär. Vermutlich wird der neue Firmenchef Stefan Bollinger mit der grossen Kelle anrichten müssen, um die Börse versöhnlich zu stimmen. Mehr zum Thema am nächsten Freitag, wenn es wieder heisst: Die Börsenwoche im Schnelldurchlauf.
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1 Kommentar
Der Julius Bär CEO heisst Stefan und nicht Thomas Bollinger.