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Schweizer Aktienmarkt: Gleich zwei Herunterstufungen für Roche in weniger als 24 Stunden

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Der cash Insider kommentiert die wichtigsten Börsenereignisse. Diese Woche: Sandoz bekommt die Eigenständigkeit gut, Amrize-Zahlen fallen durch – Und: Wildes Hin-und-Her eines Analysten bei einem SPI-Gewinner.

08.08.2025   12:00
Von cash Insider
Der Schriftzug vom Pharmakonzern Roche am Hauptsitz in Basel.

Der Schriftzug vom Pharmakonzern Roche am Hauptsitz in Basel.

Quelle: ZVG

Der cash Insider berichtet auch im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf X/Twitter aktiv.

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Auch die vergangenen Tage waren am Schweizer Aktienmarkt unter dem Strich nichts weiter als ein Nullsummenspiel. Stand Freitagmittag notiert der breit gefasste Swiss Performance Index (SPI) nur unwesentlich über dem Schlussstand von Ende letzter Woche.

Selbst die Nachricht über die üppigen Strafzölle, welche die Regierung in Washington auf Importe aus der Schweiz verhängt, sorgten nur kurz für Hektik. Die Kursscharte vom Montag war zügig wettgemacht. Einmal mehr zeigt sich: Auch an der Börse ist Panik meist ein ziemlich schlechter Ratgeber.

Die für diese Zeit des Jahres ungewöhnlich stabile Entwicklung der hiesigen Börsenbarometer darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass bei den Einzelaktien prozentual zweistellige Kursausschläge keine Seltenheit sind. Gerade die Halbjahresberichterstattung wirbelt die Kurse ganz schön durcheinander.

Ich denke da etwa an die Valoren von Sandoz und Amrize gestern Donnerstag oder an jene von Oerlikon wenige Tage zuvor.

Sandoz legte einen überraschend soliden Zahlenkranz vor und wurde hierfür mit Kursgewinnen belohnt. Nach einem eher enttäuschenden ersten Quartal nahm insbesondere der Absatz mit Biosimilars im Laufe des zweiten Quartals Fahrt auf. Folglich übertraf der Halbjahresumsatz mit 5,23 Milliarden Dollar selbst die kühnsten Analystenerwartungen.

Mit knapp 1,5 Milliarden Dollar steuerte das margenstarke Geschäft mit Biosimilars erstmals überhaupt knapp 30 Prozent zum Gesamtumsatz bei – was auch dem operativen Kerngewinn Flügel verlieh. Der Hersteller von Nachahmermedikamenten konnte diesen im Vergleich zur Vorjahresperiode um mehr als 18 Prozent auf 1,05 Milliarden Dollar steigern und die bei durchschnittlich 983 Millionen Dollar liegenden Schätzungen der Analysten schlagen.

Die Sandoz-Aktien vollzogen diese Woche einen Kurssprung (Quelle: www.cash.ch)

Einziger Wermutstropfen ist, dass Sandoz der starken ersten Jahreshälfte zum Trotz an den diesjährigen Finanzzielen festhält. Im Wissen, dass die ehemalige Novartis-Tochter in den nächsten Wochen und Monaten weitere Biosimilars auf den Markt bringen will, dürften besagte Ziele wohl eher auf der konservativen Seite liegen und letztendlich übertroffen werden.

Ein nicht eben unbeträchtliches kommerzielles Potenzial vermute ich zudem im Geschäft mit GLP-1-Nachahmerpräparaten. Einige dieser ursprünglich zur Diabetesbehandlung entwickelten und mittlerweile erfolgreich bei der Bekämpfung von Fettleibigkeit eingesetzten Wirkstoffe verlieren in Kürze ihren Patentschutz – oder haben diesen sogar schon verloren. Ein lukrativer Markt, der sich Sandoz da eröffnet. Da soll mal einer behaupten, die Eigenständigkeit bekomme der ehemaligen Novartis-Tochter nicht gut.

Mit deutlichen Kursabschlägen begegnete die Börse hingegen dem Ergebnis des Debütanten Amrize. Mit einem Umsatz von 3,22 Milliarden Dollar und einem operativen Gewinn (EBITDA) von 947 Millionen Dollar hatte das frühere Nordamerika-Geschäft von Holcim im Vergleich zur Vorjahresperiode einen Rückgang zu beklagen. Analysten waren im Vorfeld von einem operativen Gewinn von einer Milliarde Dollar ausgegangen.

Für das Gesamtjahr wird den Aktionärinnen und Aktionären ein Umsatz zwischen 11,4 und 11,8 Milliarden Dollar sowie ein operativer Gewinn zwischen 2,9 und 3,1 Milliarden Dollar in Aussicht gestellt. Beides liegt etwas unter den durchschnittlich erwarteten 11,9 Milliarden Dollar beziehungsweise 3,2 Milliarden Dollar.

Mit Blick auf den ursprünglichen Referenzkurs von 46 Franken rund um die Abspaltung vom ehemaligen Mutterhaus Holcim bleibt es bei einem ziemlich unterkühlten Empfang für das Nordamerika-Geschäft.

Zur Verteidigung von Amrize-Chef Jan Jenisch sei erwähnt, dass das Branchenumfeld in Nordamerika im zweiten Quartal kein einfaches war. Ich könnte mir gut vorstellen, dass gestern Donnerstag den Grundstein für künftige Ergebnisüberraschungen gelegt wurde.

Schon an der Spitze des Bauchemiespezialisten Sika und später an jener der Amrize-Mutter Holcim war Jenisch unter positiven Vorzeichen für Zahlenüberraschungen gut. Ausserdem könnte ich mir gut vorstellen, dass er bei Amrize kluge Ergänzungsübernahmen nach bewährtem Rezept tätigt. Auch das sollte früher oder später zu höheren Aktienkursen führen.

Kommen wir an dieser Stelle auf Cicor zu sprechen. Der Börsenwert des Elektronikunternehmens aus dem neuenburgischen Boudry hat sich alleine seit Januar mehr als verdreifacht. Nur die Valoren des Baselbieter Pharmaunternehmens Idorsia (+238 Prozent) sowie jene der Nachfolgegesellschaft des Milchverarbeiters Hochdorf (+312 Prozent) schneiden im bisherigen Jahresverlauf noch besser ab. Den beiden haftet jedoch der Geruch des spekulativen «Penny Stock» an.

Dass die Cicor-Aktien weit oben auf der diesjährigen Liste der hiesigen Börsengewinner zu finden sind, kommt nicht von ungefähr. Denn die Gleichung ist denkbar einfach: Wenn Europa und andere Weltregionen militärisch aufrüsten, dann winken auch den Zulieferfirmen auf Jahre hinaus randvolle Auftragsbücher. Und zu diesen zählen auch die Bronschhofer.

Die kürzlich veröffentlichten Halbjahreszahlen geben einen ersten kleinen Vorgeschmack auf das, was noch kommen könnte. So stieg der Umsatz im Jahresvergleich um mehr als 20 Prozent auf 280,7 Millionen Franken. Damit wurden die von Analysten durchschnittlich erwarteten 270 Millionen Franken klar übertroffen.

Wo Licht ist, da ist bekanntlich jedoch auch Schatten. Mit einem operativen Gewinn (EBIT) von 15,4 Millionen Franken blieb in der ersten Jahreshälfte unter dem Strich nämlich deutlich weniger als erhofft beim Unternehmen hängen. Analysten waren im Vorfeld von einem operativen Gewinn in Höhe von 22 Millionen Franken ausgegangen.

Dennoch konnten sich die Valoren rasch wieder aufrappeln – ganz zur Freude des für MWB Research tätigen Analysten Alexander Zienkowicz. Sein Vorgänger Graeme Davies pries den Börsenüberflieger aus Neuenburg bereits im November 2022 zum Kauf an. Damals wurden noch Kurse um die 42 Franken bezahlt. Ein Jahr später – als die Valoren nur unwesentlich höher notierten – übernahm dann Zienkowicz die Abdeckung des Elektronikunternehmen und hielt eisern an der Kaufempfehlung für dessen Papiere fest.

Seit wenigen Monaten macht der MWB-Analyst nun durch wilde Umstufungen von sich reden. Als Mitte April sein damals 100 Franken lautendes Kursziel erreicht wurde, ging er konsequenterweise von «Buy» auf «Hold» - nur um das Kursziel eine Woche später auf 120 Franken zu erhöhen und seine Herunterstufung wieder rückgängig zu machen.

Als Ende Mai dann auch dieses Kursziel erreicht war, stufte er die Aktien erneut auf «Hold» herunter. Im Juli – mittlerweile wurden Kurse um die 178 Franken bezahlt - ging er wieder auf «Buy» und veranschlagte ein Kursziel von 200 (zuvor 135) Franken. Umso überraschter war ich, als vor wenigen Tagen nun wieder eine Herunterstufung auf «Hold» bei einem Kursziel von 207 Franken bei mir ins Haus flatterte. Schliesslich hätten sich die Aktien seit Juli kräftig erholt, so lautet die Begründung. Bei diesem wilden Hin-und-Her fällt es auch mir nicht einfach, den Überblick zu behalten.

An dieser Stelle sei erwähnt, dass MWB Research vom Unternehmen für die Aktienabdeckung bezahlt wird. In Börsenkreisen ist in diesem Zusammenhang auch von «Paid Research» oder «Sponsored Research» die Rede.

Höhenflug der Aktien von Cicor seit Januar (Quelle: www.cash.ch)

In den vergangenen 24 Stunden trafen gleich zwei Herunterstufungen für die Genussscheine von Roche ein. Erst zog gestern Donnerstag Vontobel-Analyst Stefan Schneider die Reissleine und stufte die Valoren der Basler Pharma- und Diagnostikgruppe von «Buy» auf «Hold» herunter. Bei dieser Gelegenheit kürzte er auch gleich das Kursziel – und zwar auf 268 (zuvor 299) Franken.

Schneider begründet diese beiden Schritte damit, dass die am weitesten in der Entwicklung fortgeschrittenen Medikamente eine eher geringe Erfolgswahrscheinlichkeit aufweisen und zumindest einige enttäuschen könnten. Und dann wäre da auch noch die Forderung der Regierung in Washington an die Pharmaindustrie, künftig mehr vor Ort zu produzieren und bei den Medikamentenpreisen Zugeständnisse zu machen. Folglich ist dem Analysten der Glaube verloren gegangen, dass Roche an der Börse in absehbarer Zukunft eine Neubewertung durchlaufen wird.

Heute Freitag nun legt seine Berufskollegin Sarita Kapila von Morgan Stanley nach. Die Londoner Pharmaanalystin geht sogar noch weiter und stuft die Genussscheine von «Equal-weight» auf «Underweight» herunter. Mit 245 (zuvor 286) Franken liegt das überarbeitete Kursziel nur unwesentlich unter den zuletzt bezahlten Kursen.

Die Analystin räumt zwar ein, dass sie diesen Herbst anlässlich des Zwischenberichts für das dritte Quartal eine Erhöhung der diesjährigen Finanzziele nicht ausschliesst. Ihres Erachtens reichen die Wirkstoffe in der späten Entwicklungspipeline jedoch nicht aus, um künftige Patentabläufe auffangen zu können.

Dass Kapila bei Schätzungen für das Geschäft mit Schlankheitsmitteln den dicken Korrekturstift ansetzt, kommt einem schmerzhaften Tritt ans Schienbein von Roche-Chef Thomas Schinecker gleich. Neuerdings geht die Analystin auf diesem hart umkämpften Geschäftsfeld «nur» noch von Spitzenumsätzen von 5,5 Milliarden Franken nach zuvor 8,5 Milliarden Franken aus. Das würde vermutlich nicht mal für die Kosten der milliardenschweren Übernahmen und Forschungsvereinbarungen der Basler auf diesem Gebiet aufkommen.

Gut ins Bild passt der jüngste Rückschlag von Eli Lilly mit der Schlankheitspille Orforglipron. Dieser Wirkstoff stammt ursprünglich aus den Laboren der Roche-Tochter Chugai. Ein kommerzieller Erfolg von Orforglipron würde wohl zig Milliarden Franken in die Kasse letzterer spülen. Doch ein solcher Erfolg ist fraglicher denn je.

Als ich am Montag folgende Worte zu Roche schrieb, war mir noch nicht bewusst, wie richtig ich damit liegen würde:

Kommende Woche verliert die Unternehmensberichterstattung bei uns in der Schweiz langsam an Schwung. Mein persönliches Interesse gilt den Zahlenkränzen des Dentalimplantateherstellers Straumann, des Laborausrüsters Tecan sowie des Rückversicherers Swiss Re. Mehr dazu am nächsten Freitag, wenn es wieder heisst: Die Börsenwoche im Schnelldurchlauf.

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.

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