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Börsenwoche im Schnelldurchlauf

Schweizer Aktienmarkt: Tief beim SMI erst im kommenden Jahr?

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Der cash Insider kommentiert die wichtigsten Börsenereignisse. Diese Woche: Kursfeuerwerk erwischt Profis «contre pied», UBS bleibt pessimistisch für Aktien - Und: Zurich Insurance zu Unrecht abgestraft.

11.11.2022   11:50
Von cash Insider
Die Börsen verlieren.
Die UBS sagt an den Börsen nochmals rückläufige Kurse vorher.Quelle: imago images / YAY Images

Der cash Insider berichtet im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv.

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Am Schweizer Aktienmarkt sind die Handelsaktivitäten weiterhin ungewöhnlich dünn. Das wiederum führt zu hohen und nicht selten völlig willkürlichen Schwankungen. Schon ein grösserer Kauf- oder Verkaufsauftrag reicht aus, um den Kurs einer Aktie um mehrere Prozent nach oben oder nach unten zu bewegen. Das macht das hiesige Marktgeschehen launisch und selbst für eingefleischte Profis völlig unberechenbar. Dass die zweite Handelslinie bei Novartis – darüber wickeln die Basler ihr milliardenschweres Aktienrückkaufprogramm ab – in den letzten Tagen regelmässig unter den fünf bis zehn meistgehandelten Schweizer Aktien zu finden war, sagt eigentlich schon alles.

Etwas Leben kam am gestrigen Donnerstagnachmittag ins Marktgeschehen, nachdem bekannt geworden war, dass die amerikanischen Konsumentenpreise im Oktober weniger stark als befürchtet gestiegen sind. Die Preise stiegen gegenüber September um 0,4 Prozent und lagen damit um 7,7 Prozent über dem Vorjahr. Ökonomen waren von 0,6 Prozent und 7,9 Prozent ausgegangen. Auch die Kernrate – sie klammert die stark schwankenden Energie- und Nahrungsmittelpreise aus – stieg im Monatsvergleich nur um 0,3 Prozent und lag damit um 6,3 Prozent über dem Vorjahr.

Zufrieden dürfte derjenige Marktakteur gewesen sein, der unmittelbar vor der Bekanntgabe der Konsumentenpreise - sozusagen in letzter Minute - noch schnell eine 2 Millionen Dollar schwere Wette darauf abschloss, dass die Rendite zehnjähriger amerikanischer Staatsanleihen bis Freitag auf 3,9 Prozent zurückfallen würde. Nur eine Stunde später waren diese Derivate satte 10 Millionen Dollar mehr wert...

Entwicklung des Nasdaq 100 Index im Verlauf des gestrigen Donnerstags (Quelle: www.cash.ch)

Die etwas zahmer als erwartet ausgefallenen Konsumentenpreise zündeten an den Aktienmärkten ein wahres Kursfeuerwerk. In New York gewann der zinssensitive Nasdaq 100 Index alleine Donnerstagnacht knapp 7 Prozent. Es ist dies der höchste Tagesgewinn seit April 2020. Aus dem Handel war sowohl von Panikkäufen als auch davon zu hören, dass die Leerverkäufer die Reissleine ziehen.

Will man einem Strategiepapier aus dem Hause UBS Glauben schenken, dann haben die Aktienmärkte die Talsohle allerdings noch lange nicht durchschritten. Geht es nach der grössten Schweizer Bank, dann ist ins kommende Jahr hinein noch einmal mit deutlich tieferen Kursen zu rechnen. Von den 17 Indikatoren, welche die UBS-Strategen für ihre Beurteilung hinzuziehen, deuten momentan knapp die Hälfte eine Bodenbildung an. Für gewöhnlich müssen mindestens drei Viertel der besagten Indikatoren mitspielen, damit die Börsenampeln auf Grün gehen.

Schweizer Aktienfavoriten: Profis sind bei Aktien sträflich unterinvestiert


Das fulminante Kursfeuerwerk dürfte viele Profis auf dem falschen Fuss erwischt haben. Vor etwas mehr als einer Woche schrieb ich, dass diese bei Aktien sträflich unterinvestiert sind.

Ich kommentierte die Situation wie folgt:

Die kommenden Handelstage werden zeigen, ob die Kursgewinne verteidigt werden können oder nicht. Man könnte schon beinahe von einer "Stunde der Wahrheit" für die Aktienmärkte sprechen...

Wenden wir uns nun aber dem hiesigen Geschehen zu. Gestern Donnerstag wartete Zurich Insurance schon frühmorgens mit einem erfreulichen Zwischenbericht für die ersten neun Monate auf. Im Nichtlebengeschäft stiegen die Bruttoprämien um 7,5 Prozent auf 33,5 Milliarden Dollar, bei der amerikanischen Tochter Farmers sogar um fast 11 Prozent auf 20,2 Milliarden Dollar. Während die Erwartungen der Analysten in diesen beiden Geschäftsfeldern übertroffen werden konnten, schrammte die Versicherungsgruppe im Lebengeschäft knapp an diesen vorbei.

Mit Kursverlusten abgestraft wurden die dividendenstarken Aktien insbesondere aber für die rückläufige SST-Quote. Lag diese zur Jahresmitte noch bei 262 Prozent, waren es zuletzt noch um die 252 Prozent. Einige Analysten hatten im Vorfeld des Zwischenberichts mit einer weiteren Verbesserung auf bis zu 266 Prozent gerechnet.

In den letzten vier Wochen waren die Zurich-Aktien flott unterwegs (Quelle: www.cash.ch)

Die Abkürzung "SST" steht übrigens für Swiss Solvency Test. Von dieser nach strikten Vorgaben berechneten Kennzahl lässt sich auf das Überschusskapital schliessen. Dieses wiederum ist für die künftige Dividendenpolitik eines Versicherungsunternehmens von zentraler Bedeutung.

Schlaflose Nächte müssen sich die Aktionärinnen und Aktionäre von Zurich Insurance dennoch keine machen, hat die Versicherungsgruppe den mit dem Halbjahresergebnis angekündigten Aktienrückkauf doch bereits in die SST-Quote mit eingerechnet. Wie Analyst Peter Berger von der Basler Kantonalbank schreibt, erklärt das die verfehlten Erwartungen.

Für Fantasie ist im Vorfeld des diesjährigen Investorentages vom 16. November jedenfalls gesorgt. So könnte das Vorzeigeunternehmen neben neuen ambitionierten Mittelfristzielen auch mit erfreulichen Aussagen zur künftigen Ausschüttungspolitik aufwarten.

Einmal mehr in die Schlagzeilen geriet Temenos, nachdem der Finanzinvestor Petrus Advisers mit einem zuvor an die Bankensoftware-Schmiede aus Genf gerichteten Schreiben die Öffentlichkeit suchte - wie sich das für einen oppositionellen Aktionär eben gehört.

Dieses mir vorliegende Schreiben hat es in sich, fordert der Absender darin doch nichts Geringeres als "die Köpfe" von Firmenchef Max Chuard und seinem Verwaltungsratspräsidenten Andreas Andreades. An der verklausulierten Forderung von vor vier Wochen, Temenos soll doch unverzüglich eine Strategieüberprüfung einleiten, hält der Aktionär mit Nachdruck fest.

Ich schrieb am Mittwoch wie folgt:

...und...

Ein erster Trittbrettfahrer hat sich mittlerweile übrigens zu erkennen gegeben. Eigenen Angaben zufolge hat sich auch der Vermögensverwalter Helvetic Trust vor wenigen Wochen mit etwas mehr als einem Prozent der Stimmen bei Temenos eingekauft. Man unterstütze die Forderung des Minderheitsaktionärs Petrus Advisers, wie es weiter heisst.

Mit weniger als 3 Prozent der Stimmen bleiben die beiden unbequemen Aktionäre ein Leichtgewicht im Aktionariat der Genfer. Ich bin neugierig, ob es ihnen gelingen wird, bedeutendere Mitaktionäre wie etwa das Ehepaar Martin und Rosmarie Ebner für die eigene Sache mit ins Boot zu holen. Wäre ich an der Stelle von Max Chuard oder Andreas Andreades, dann würde ich mir zumindest zum jetzigen Zeitpunkt noch keine grauen Haare wachsen lassen.

Bei den SMI-Aktien schwingen seit Tagen jene von Logitech oben aus. Das Vorzeigeunternehmen aus Lausanne wurde diese Woche nur so mit Liebe überschüttet. Erst bekräftigten die UBS und Kepler Cheuvreux ihre Kaufempfehlungen, dann folgten auch Research Partners und die Bank of America mit verteidigenden Wortmeldungen. Allem Anschein nach läuft insbesondere das Vorweihnachtsgeschäft mit Gaming-Zubehör wie am Schnürchen. Diese Produktkategorie gilt als margenstark und daher als lukrativ. Für das Sahnehäubchen sorgte dann auch noch die britische Barclays mit einer Erstabdeckung der Valoren mit "Overweight" und einem Kursziel von 65 Dollar.

Anders als in den letzten Monaten blieb es seitens der Banken und ihren Analysten nicht bloss bei einem Lippenbekenntnis. Es wurde doch tatsächlich munter zugekauft.

Kommende Woche läuft die Quartalsberichterstattung hierzulande langsam aus. Mein Interesse gilt dabei den Zahlenkränzen von Sonova und Alcon. Ausserdem wird sich zeigen müssen, ob die Kursgewinne der letzten Tage auch wirklich verteidigt werden können. Nächsten Freitag wissen wir bestimmt mehr, wenn es wieder heisst: Die Börsenwoche im Schnelldurchlauf.

 

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.

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1 Kommentar

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markus

Etwas verstehe ich nicht. Wenn die Analysten der UBS doch der Meinung sind, dass der SMI seinen Tiefpunkt erst im nächsten Jahr erreichen wird, wieso publizieren sie dann eine Liste mit Kaufempfehlungen? Da stimmt etwas nicht. Ich mache schon lange keinen Finger mehr krumm wenn die UBS Aktien zum Kauf empfiehlt..... alles auf Sand gebaut bis zum nächsten Meeressturm....

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