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Bachem macht vor, wie es geht. Gut 28 Prozent mehr kosteten die Aktien des Pharmazulieferers am Freitagabend als noch vor Wochenfrist. Das wiederum bringt dem Unternehmen einen Platz ganz an der Spitze der hiesigen Börsengewinner der Woche ein.
Gerade in den Büroräumen des UBS Fund Management dürfte die Freude hierüber gross sein. Wie aus einer Offenlegungsmeldung hervorgeht, hat die Fondstochter der Grossbank wenige Tage vor der Veröffentlichung des Halbjahresergebnisses nämlich noch wacker Titel zugekauft. Dabei übertraf die Grossbank erstmals überhaupt den meldepflichtigen Schwellenwert von drei Prozent.
Da die UBS für gewöhnlich auch Transaktionen aus dem sogenannten White-Label-Geschäft – dem Fondsgeschäft für Dritte – ausweist, bleibt unklar, ob die zugekauften Bachem-Aktien denn nun in den Beständen der hauseigenen Fonds oder aber in jenen von Drittfonds landeten. Wir werden es vermutlich nie erfahren.
Vergangene Woche kamen die Bachem-Aktien in den Genuss eines zahlenbedingten Kursfeuerwerks (Quelle: www.cash.ch)
Bachem blickt auf eine überraschend starke erste Jahreshälfte zurück. Dem Pharmazulieferer aus Bubendorf war es möglich, den Umsatz im Jahresvergleich um mehr als 30 Prozent auf 313 Millionen Franken zu steigern. Der operative Gewinn (EBIT) stieg gar um fast 90 Prozent auf 67 Millionen Franken. Dabei wurden die bei 260 Millionen Franken beziehungsweise 39 Millionen Franken liegenden Schätzungen der Analysten klar übertroffen.
Für das ganze Jahr strebt das Unternehmen neuerdings ein Umsatzwachstum in Lokalwährungen von 13 bis 18 Prozent (zuvor 10 bis 15 Prozent) bei einer operativen Marge (EBITDA) im hohen Zwanzigerbereich an. Zumindest erstes lässt auf eine schwächere zweite Jahreshälfte schliessen – sofern man bei Bachem denn nicht absichtlich tiefstapelt...
Die UBS-eigene Analystin Tanya Hansalik stuft die Aktien übrigens wie bis anhin nur mit «Neutral» ein. Das Zwölf-Monats-Kursziel gibt sie neuerdings mit 75 (zuvor 55) Franken an, wobei die Analystin ihre Gewinnschätzungen trotz starker erster Jahreshälfte um bis zu sieben Prozent trimmt.
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Roche hatte in den vergangenen Tagen gleich zwei produktseitige Rückschläge zu beklagen. Zum einen zeigte Astegolimab bei Patienten mit der Lungenkrankheit COPD nicht die erhoffte Wirksamkeit. Und zum anderen sprach sich die mächtige amerikanische Arzneimittelbehörde FDA beim Krebsmittel Columvi gegen eine Erweiterung des Anwendungsgebiets aus. Das ist für die Basler gleichermassen bitter, befand man sich gleich bei beiden Medikamenten doch kurz vor der Ziellinie der Marktzulassung. Nun zeigt sich: Alle Anstrengungen waren vergebens.
Bei genauerer Betrachtung gab es gleich noch einen dritten produktseitigen Rückschlag zu verzeichnen: Denn das amerikanische Partnerunternehmen Sarepta kommt – wenn auch zähneknirschend - einer Forderung der FDA nach, die Auslieferung der Gen-Therapie Elevidys auf freiwilliger Basis einzustellen. Zuvor war es zu zwei Todesfällen wegen Leberversagens sowie zu einem weiteren solchen bei einem Konkurrenzprodukt derselben Wirkstoffklasse gekommen. Bei Elevidys handelt es sich um einen möglichen Nachfolger der Gen-Therapie Evrysdi.
Vor diesem Hintergrund überrascht es mich nicht, dass sich eine Experten-Kommission der europäischen Arzneimittelbehörde EMA am Freitagnachmittag entschieden gegen eine Marktzulassung von Elevidys aussprach.
Kursentwicklung der Genussscheine von Roche im mehrjährigen Verlauf (Quelle: www.cash.ch)
In einem mir zugespielten Kommentar zögert der in New York niedergelassene Broker H. C. Wainwright nicht lange und streicht sein Kursziel für die Sarepta-Aktien auf null zusammen. Erst kürzlich sorgte der zuständige Analyst in dortigen Börsenkreisen für einen lauten Aufschrei, als er die Valoren des Roche-Partners im Zuge einer Erstabdeckung mit «Sell» und einem Kursziel von 10 Dollar einstufte. Selbst das liegt klar unter den am Freitagabend bezahlten 12 Dollar.
Die Zusammenarbeit zwischen den Baslern und Sarepta geht auf Ende 2019 zurück und sieht neben der damaligen Vorauszahlung in Höhe von 1,15 Milliarden Dollar weitere Zahlungen von bis zu 1,7 Milliarden Dollar vor. Roche hält seither eine strategische Beteiligung an den Amerikanern.
Dass Sarepta mit 1,3 Milliarden Dollar nur noch knapp einen Zehntel des Börsenwerts von vor zwölf Monaten auf die Waage bringt, zeugt von einer tiefgreifenden Skepsis in Bezug auf den kommerziellen Erfolg von Elevidys. Ein Kursziel von null bedeutet eigentlich nichts anderes, als dass H. C. Wainwright längerfristig nicht an ein Überleben Sareptas glaubt.
Um an dieser Stelle noch kurz auf die Nachricht sprechen zu kommen, wonach sich Roche künftig eine «modernere» Kapitalstruktur geben will: Wer nun denkt, dass damit am Rheinknie in Basel die Einführung der Einheitsnamenaktie gemeint ist, der irrt. Stattdessen sollen die Genuss- durch Partizipationsscheine ersetzt und der Nennwert der Inhaberaktien an jenen der neu entstehenden Titel angeglichen werden – was mal eben schnell 70 Millionen Franken in die Tasche der Familienaktionäre fliessen lässt. Steuerfrei, versteht sich.
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