Der cash Insider berichtet im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv.

+++

Ein behutsamer Wiedereinstieg in den Arbeitsalltag für mich nach den Ferien? Von wegen. Es hagelt heute Montag am Schweizer Aktienmarkt regelrecht Umstufungen – als ob mir die Analysten den Erholungseffekt der vergangenen zwei Wochen nicht gönnen wollten...

Beginnen wir doch dem Alphabet nach, um bei der Vielzahl der Umstufungen nicht den Überblick zu verlieren. Für die Aktien von ABB trifft eine Unternehmensstudie aus dem hohen Norden ein. Der für die Danske Bank tätige Autor Olof Larshammar stuft die Valoren des schweizerisch-schwedischen Industrie-Urgesteins von "Hold" auf "Buy" herauf. Nach Schätzungsanpassungen im Vorfeld der anstehenden Quartalsergebnisveröffentlichung kommt er neuerdings auf ein Kursziel von 440 (zuvor 420) Schwedenkronen für die in Stockholm gehandelten Titel. Das entspricht in etwa 36 Franken.

Bei den Aktien von Dufry erhöht Analyst Elmar Sieber von der Basler Kantonalbank sein Anlageurteil von "Marktgewichten" auf "Übergewichten". Am 43,50 Franken lautenden Kursziel hält er indes fest und lässt durchblicken, dass er den Kurszerfall der letzten Wochen als übertrieben erachtet.

Dabei stützt sich Sieber auf ein virtuelles Treffen der Kollegen bei der britischen Barclays mit dem für Dufry tätigen Finanzchef Yves Gerster ab, wonach sich das Tagesgeschäft im Rahmen der Erwartungen bewegt und von einer Abschwächung momentan nichts zu spüren sei. Die Angst vor einer wirtschaftlichen Verlangsamung der chinesischen Wirtschaft und einer geringeren Ausgabefreudigkeit chinesischer Reisender setzte den Valoren des Reisehandelskonzern aus Basel zuletzt ziemlich zu.

Kursentwicklung bei den Dufry-Aktien seit Januar (Quelle: www.cash.ch)

Weiter geht es mit den Aktien von Interroll und Kardex. Chefanalyst Torsten Sauter von Kepler Cheuvreux nimmt die Abdeckung der beiden Anbieter von Logistiklösungen auf. Bei den Valoren von Interroll rät er mit "Reduce" und einem Kursziel von 2400 Franken zum Ausstieg und setzt stattdessen auf jene von Kardex. Letztere preist Sauter neuerdings mit "Buy" und einem Kursziel von 235 Franken an.

Der bekannte Analyst sieht in Kardex einen Gewinner der Verlagerung von betrieblichen Aktivitäten ins nahegelegene Ausland – im englischen Sprachgebrauch auch als "Nearshoring" bekannt. Bei der Verkaufsempfehlung für Interroll handelt es sich eigenen Angaben zufolge eher um eine taktische Empfehlung, dürfte die Flaute im Geschäft mit Logistiklösungen für den Onlinehandel doch noch eine ganze Weile andauern.

Auch viele Berufskollegen bei anderen Banken wähnen Kardex übrigens in der Favoritenrolle. Egal ob Jefferies, Zürcher Kantonalbank oder die UBS – es gibt kaum eine Bank, welche die Valoren nicht zum Kauf empfiehlt. Die grösste Schweizer Bank kommt gar auf ein 12-Monats-Kursziel von 251 Franken.

Dass die Aktien heute Montag mit einem Kursplus von mehr als 3 Prozent auf die Erstabdeckung durch Kepler Cheuvreux reagieren, ist nicht zuletzt auch dem engen Markt geschuldet.

Von "Outperform" auf "Sector Perform" geht es bei der Royal Bank of Canada für die Valoren von Richemont. Analyst Piral Dadhania setzt beim Kursziel den dicken Korrekturstift an und kommt neuerdings noch auf 130 (zuvor 170) Franken. Neben ungünstigen Wechselkursverschiebungen trägt der Analyst mit den Anpassungen auch den verhalteneren kurzfristigen Aussichten Rechnung.

Die Aktien von Richemont hatten in den letzten Wochen einen schweren Stand (Quelle: www.cash.ch)

Bei den Partizipationsscheinen von Schindler hingegen kassiert Morgan Stanley die Verkaufsempfehlung. In einer 22 Seiten starken Unternehmensstudie geht der Autor Aurelio Calderon Tejedor von "Underweight" auf "Equal-weight" und veranschlagt neuerdings ein Kursziel von 197 (zuvor 194) Franken. Anders als sein Vorgänger Ben Uglow hält der Analyst die Massnahmen, mit welchen der Aufzugs- und Rolltreppenhersteller bei den operativen Margen zur Konkurrenz aufzuschliessen gedenkt, für durchaus glaubwürdig.

An der Börse sei die Bewertung von Schindler auf ein Niveau zurückgefallen, welches schon beinahe an einer Bestrafung des Unternehmens grenze, so der Analyst. Zu einer Kaufempfehlung kann er sich allerdings trotzdem nicht durchringen.

Sein Berufskollege Shubhangi Gupta von HSBC kehrt bei den Aktien von Straumann von seiner Verkaufsempfehlung ab und stuft diese von "Reduce" auf "Hold" herauf. Am 110 Franken lautenden Kursziel ändert sich erst einmal nichts.

Seines Erachtens schenkt die Börse den Wachstumsunsicherheiten in China und der Absatzschwäche in Nordamerika nun stärker Beachtung als zuvor. Die Abkehr von der im Januar ausgesprochenen Verkaufsempfehlung begründet der HSBC-Analyst vor allem aber mit der vernünftigeren Bewertung des Weltmarktführers aus Basel.

Im Wissen, dass der Halbleiterhersteller U-blox hierzulande schon kommenden Mittwoch die Unternehmensberichterstattung für das dritte Quartal einläuten wird, rechne ich in den nächsten Tagen mit weiteren Aktienumstufungen.

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.