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In all den Jahren war Mensur Pocinci immer mal wieder Gast in meiner Kolumne. Der für die Bank Julius Bär tätige Charttechniker und Autor der wöchentlich erscheinenden Publikation "Technical Investment Strategy" geniesst in hiesigen Börsenkreisen nämlich ein hohes Ansehen.
Das mag auch mit den Erfolgen seines "Swiss Equities Portfolios" zu tun haben, welches er seit Juli 2013 führt. Mit seinen Aktienempfehlungen liess Pocinci den Swiss Performance Index (SPI) in all den Jahren regelmässig hinter sich zurück.
Nach einem ziemlich enttäuschenden letzten Jahr – mit einem Minus von knapp 33 Prozent verlor das Musterportfolio knapp doppelt so viel wie der SPI – feierte der Experte in den vergangenen Wochen endlich wieder Erfolge.
Nun nimmt er einen Favoritenwechsel vor und setzt neuerdings auf die dividendenstarken Aktien von Zurich Insurance. Platz machen müssen die Valoren des Bauchemieherstellers Sika, nachdem diese zuletzt an Schwung verloren hatten.
Kursentwicklung der Zurich-Aktien im Vergleich mit jenen von Sika seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)
Pocinci wähnt die Aktien der Versicherungsgruppe in einem seit März 2020 entstandenen Aufwärtstrend und geht deshalb auch künftig von einer Fortsetzung der relativen Stärke gegenüber dem Gesamtmarkt aus.
Momentan setzt sich das Musterportfolio aus nicht weniger als 19 Titeln zusammen. Bei den Standardwerten setzt der Experte auf ABB, Geberit, Holcim, Kühne+Nagel, Lonza, Richemont, Schindler, Straumann, Swatch Group, UBS und seit neustem eben auch auf Zurich Insurance. Bei den Nebenwerten haben es ihm jene von Bachem, Bâloise, BKW, Bucher, Georg Fischer, Landis+Gyr, SIG Group und VAT Group angetan.
Zur Erinnerung: Noch im Oktober hatte Pocinci das "Swiss Equities Portfolio" bis auf die drei Titelpositionen BKW, Richemont und Roche ausgedünnt. In den darauffolgenden Wochen verfiel er einem regelrechten Kaufrausch – wobei er sich schon damals vorübergehend auch Aktien von Zurich Insurance anlachte.
Mit seinem wiedererwachten Interesse an diesen Valoren ist Pocinci übrigens in guter Gesellschaft. Auch bei der UBS rang man sich kürzlich zu einer taktischen Kaufempfehlung durch. Anders als bei der Bank Julius Bär werden die Aktien bei der grössten Schweizer Bank allerdings auch vom der hauseigenen Versicherungsanalysten mit "Buy" und nicht bloss mit "Hold" eingestuft. Aus Schweizer Sicht hat die UBS mit Barry Callebaut und Alcon nur noch zwei weitere taktische Kaufempfehlungen ausstehend.
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Gestern Montag spielten sich bei den Aktien der Credit Suisse teils dramatische Szenen ab. Im Laufe des Morgens büssten die Valoren der kleineren der beiden Schweizer Grossbanken zeitweise mehr als 15 Prozent ein. Mit etwas mehr als 2,11 Franken waren die Aktien so günstig wie noch nie zu haben.
Wie der bekannte Börsenguru Marc Faber schreibt, steht bei der Grossbank ja schon eine ganze Weile der Vorwurf im Raum, wonach die Amerikaner mit Hilfe ihrer "europäischen Lakaien" die Credit Suisse ganz bewusst "aus dem Weg geräumt" hätten. Er selber hege durchaus eine gewisse Sympathie für diese Stimmen, so Faber weiter.
Kursentwicklung der Credit-Suisse-Aktien im mehrjährigen Vergleich (Quelle: www.cash.ch)
Seit die Grossbank die Veröffentlichung des letztjährigen Geschäftsberichts quasi in letzter Minute auf unbestimmte Zeit vertagen musste, nachdem die amerikanische Börsenaufsicht SEC am Vorabend bei ihr reintelefoniert hatte, sind diese Stimmen wieder mehr geworden – abenteuerliche Theorie hin oder her. Letztendlich sind es allerdings auch die langen Jahre des Missmanagements und die vielen hausgemachten Probleme, welche überhaupt erst einen geradezu idealen Nährboden für eine Vertrauenskrise geschaffen haben.
Ich bin nun neugierig, ob der Kurszerfall den Grossaktionär aus Saudia-Arabien auf den Plan ruft. Zur Erinnerung: Im November hatten sich die Saudi National Bank (SNB) unter Ausschluss des Bezugsrechts der bestehenden Aktionäre für 3,82 Franken je Aktie mit knapp 10 Prozent an der Credit Suisse beteiligt. Mittlerweile gäbe es die Titel um einiges günstiger...
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