Allgegenwärtig sind auch die Zinssorgen. Am Notenbankertreffen in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming wird am Freitag der US-Notenbankchef Jerome Powell seine Rede halten und Hinweise zur Geldpolitik liefern. Am Markt wird befürchtet, Powell könnte die Zinsen im September im Kampf gegen die hohe Inflation und trotz Rezessionsgefahren um 75 Basispunkte weiter stark anheben. Die Hoffnung der Anleger, dass die Notenbank der Börse zu Hilfe eilen wird, dürfte verfrüht sein, warnen die Experten der VP Bank. Am Dienstag lieferten darüber hinaus schwache Einkaufsmanagerindizes aus den USA und Europa Hinweise auf die drohende Rezession.

Der SMI schloss den Handel 1,4 Prozent tiefer bei 10'933,06 Punkten. So tief hatte er letztmals Mitte Juli notiert, während das im Juni gesetzte Jahrestief bei knapp 10'350 Zählern liegt. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gab am Berichtstag um 1,06 Prozent auf 1675,19 weniger stark nach und der breite SPI verlor 1,30 Prozent auf 14'121,87 Punkte. Am Ende standen im SLI 24 Verlierer den nur sechs Gewinnern gegenüber.

Für das schwache Abschneiden im SMI waren die Schwergewichte Roche (GS: -2,2 Prozent), Novartis (-2,0 Prozent) und Nestlé (-1,8 Prozent) massgeblich verantwortlich, die ihre Abgaben im Tagesverlauf deutlich ausbauten. Die Gewinnmitnahmen überraschten nicht, schliesslich sei zuletzt viel Geld in die defensiven Werte geflossen, so ein Händler. Vor demselben Hintergrund büssten auch Givaudan (-2,3 Prozent) stark an Terrain ein.

Auf der Verliererliste waren aber auch eine Reihe zyklischer Papieren zu finden: So verloren die Aktien des Lifescience-Konzerns Lonza 2,1 Prozent, jene des Logistikers Kühne+Nagel 2,3 Prozent oder die Papiere der Bauchemiegruppe Sika 1,5 Prozent. Sonova, die vor Wochenfrist im Zuge einer Gewinnwarnung bereits abgestraft wurden, erlitten mit einem Minus von 1,5 Prozent einen nächsten Rückschlag.

Im Gegensatz dazu rückten Richemont um 0,8 Prozent vor. Der Luxusgüterkonzern erhält im Kampf gegen den aktivistischen Investor Bluebell und somit gegen die Wahl des früheren Bulgari-Chefs Francesco Trapani in den Verwaltungsrat Unterstützung vom Aktionärsberater ISS. Alcon hielten sich dank einer von Analysten positiv bewerteten Übernahme im Bereich der verschreibungspflichtigen Augentropfen auf Vortagesniveau.

Die ausgedünnte Gruppe der Gewinner wurde von der Credit Suisse (+2,4 Prozent) angeführt. Die Aktien der Grossbank liegen allerdings mit einem Kurs von 5,11 Franken immer noch auf einem historisch tiefen Niveau. UBS (-0,1 Prozent) fielen leicht ins Minus, während Julius Bär um 0,3 Prozent höher schlossen.

Im breiten Markt fielen die Avancen von Feintool (+7,8 Prozent) ins Auge. Die Lysser Industriegruppe hatte mit der Vorlage der Halbjahreszahlen positiv überrascht und die Vorgaben der Analysten übertroffen. Das Management hob mit den gut gefüllten Auftragsbüchern im Rücken die Umsatzprognose zum laufenden Jahr an. Ebenso gewannen die Aktien der im Bereich Isolatortechnologie tätigen Skan Group (+7,5 Prozent) und des Flughafens Zürich (+3,3 Prozent) klar an Wert. Der grösste Schweizer Flughafen erholt sich weiter von der Coronakrise.

Arbonia (+1,4 Prozent) wurden nach Zahlen ebenfalls höher bezahlt. Dagegen wurden bei U-blox (-4,5 Prozent) Gewinne mitgenommen, nachdem das Unternehmen Ende letzter Woche mit starkem Ergebniswachstum im ersten Halbjahr und einer Prognoseerhöhung fürs Gesamtjahr überzeugt hatte. Die Aktien der Onlineapotheke Zur Rose (-6,7 Prozent) büssten weiter an Wert ein. Bereits am Montag hatten kritische Medienberichte zum lange erwarteten E-Rezept in Deutschland belastet.

(AWP)