Allerdings bekommt die Telekom wie auch andere Wettbewerber die Folgen der Änderungen im Telekommunikationsgesetz (TKG) zu spüren: Mit rund 45 000 neuen Breitbandanschlüssen hat sich der Wert gegenüber dem Vorjahr mehr als halbiert. "Wir spüren noch die Nachwirkungen des TKG-Effekts, dieser sollte aber im zweiten Halbjahr ausphasen", sagte Finanzchef Christian Illek in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Automatisch verlängerte Verträge können mittlerweile nach Ablauf der Mindestlaufzeit nach einem Monat und nicht erst nach einem Jahr gekündigt werden.

Analyst Simon Coles von der britischen Investmentbank Barclays betonte, dass das Wachstum bei den Breitbandanschlüssen als Enttäuschung gewertet werden kann. Zwar dürfte das zum Teil auf den TKG-Effekt zurückzuführen sein, doch auch eine Sättigung auf dem deutschen Markt sei möglich. Trotzdem habe sich die Deutsche Telekom deutlich besser als ihre Wettbewerber entwickelt.

Auch bei der Konkurrenz gehen die neuen Kündigungsregelungen nicht spurlos vorbei: So konnte zwar Telefonica Deutschland ein deutliches Plus bei neuen Vertragskunden vermelden. Der britische Konkurrent Vodafone erzielte hierzulande dagegen nur ein minimales Plus, und auch die United-Internet-Tochter 1&1 hatte zu kämpfen.

Der Konzernumsatz der Telekom der Monate April bis Juni kletterte unterdessen um fast sechs Prozent auf etwa 28 Milliarden Euro. Aus eigener Kraft, also bereinigt um Wechselkurseffekte sowie Portfolioveränderungen, trat der Erlös aber auf der Stelle. Der werthaltigere Service-Erlös mit Dienstleistungen legte unterdessen um fast 11 Prozent zu.

Als um Sondereffekte bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen inklusive Leasingkosten (Ebitda AL) blieben rund 9,9 Milliarden Euro übrig - ein Plus von fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Aus eigener Kraft war das bereinigte Betriebsergebnis aber leicht rückläufig: Neben Wechselkurseffekten schlagen dabei die Integrationskosten infolge der Fusion von T-Mobile US mit Sprint zu Buche.

Unter dem Strich sank der Nettogewinn auch wegen der Kosten infolge der Fusion der Tochter T-Mobile US mit Sprint sowie wegen eines Vergleichs nach einem Hackerangriff um rund 22 Prozent auf knapp 1,5 Milliarden Euro.

Für das Gesamtjahr will die Deutsche Telekom beim operativen Ergebnis nun etwas mehr erreichen als bislang. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen inklusive Leasingkosten dürfte im laufenden Jahr auf rund 37 Milliarden Euro steigen, hiess es. Bislang hatte der Konzern nach einer ersten Anhebung mehr als 36,6 Milliarden Euro angepeilt. 2021 erzielte die Telekom auf Pro-Forma-Basis einen bereinigten Betriebsgewinn von 36,5 Milliarden Euro.

Der freie Mittelzufluss inklusive Leasingkosten (Free Cashflow AL) dürfte unterdessen weiter bei mehr als 10 Milliarden Euro liegen nach 8,4 Milliarden Euro im Vorjahr. Analysten rechnen für 2022 in etwa mit einem solchen Wert, sehen beim bereinigten Betriebsergebnis aber noch Luft nach oben. Bereits zuvor hatte die Tochter T-Mobile US ihre Ziele erhöht.

Neuigkeiten zur angestrebten Mehrheitsbeteiligung an der US-Tochter gab es kaum. "Wir sind voll im Fahrplan, was die Mehrheitsbeteiligung betrifft und gar weiter als die ursprüngliche Planung", sagte Konzernchef Tim Höttges in der Konferenz. Es könnte sein, dass das Ziel bereits früher geschafft werden könnte als gedacht.

Die Deutsche Telekom will sich mittelfristig mehr als 50 Prozent an T-Mobile US sichern. Bis Juni 2024 kann Höttges über eine Vereinbarung mit dem Softbank-Konzern noch knapp 35 Millionen Aktien erwerben. Die mehrheitliche Kontrolle über die US-Tochter üben die Bonner bereits über eine Stimmrechtevereinbarung mit den Japanern aus.

Die in diesem Jahr gut gelaufene Telekom-Aktie gab nach den Zahlen zuletzt leicht nach, auch wenn sich Händler und Experten mit der Bilanz zufrieden zeigten. Das Telekom-Papier verteuerte sich in diesem Jahr bisher um rund 15 Prozent und zählen damit zu den besten Dax-Titeln seit Ende 2021: Die Zahlen seien durch die Bank etwas besser als erwartet ausgefallen, hiess es zum Beispiel bei der US-Bank JPMorgan.

Unterdessen will die Deutsche Telekom ihre Verschuldungsquote kräftig reduzieren. "Bis Ende 2024 wollen wir hier wieder beim 2,25- bis 2,75-Fachen im Verhältnis zu unserem bereinigten Ebitda liegen", sagte Höttges. Damit soll ein günstigeres Verhältnis zwischen der Nettoverschuldung einschliesslich Leasingkosten und dem um Sondereffekte bereinigten operativen Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) hergestellt werden. Nach Angaben eines Sprechers liegt die Quote derzeit bei 3,28.

Zudem soll über kurz oder lang die Bürofläche in Deutschland um fast die Hälfte reduziert werden. "Sowohl am Standort Darmstadt als auch in Bonn werden 50 Prozent der Bürofläche mittelfristig verschwinden", sagte Höttges in der Telefonkonferenz mit Journalisten beispielhaft. "Wir waren in der Vergangenheit überdimensioniert, weil Mitarbeiter auch bei Kunden vor Ort waren." Künftig sollten Mitarbeiter die Möglichkeit haben, ihrer Arbeit auf hybride Weise nachzugehen. Dass die Arbeitsfläche reduziert wird, solle aber keinen Aufschluss darauf geben, wie wichtig ein Standort ist. Zum genauen Zeitrahmen nannte der Manager keine Details./ngu/nas/zb

(AWP)