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Die Aktien von Siegfried führen am frühen Mittwochnachmittag die Gewinnerliste an. Händler verweisen auf eine Heraufstufung der Papiere von "Hold" auf "Buy" durch die für Helvea tätige Analystin Laura López Pineda bei gleichzeitiger Aufnahme auf die Liste der Schlüsselkaufempfehlungen. Das Kursziel lautet wie bis anhin 436 Franken und suggeriert ein Aufwärtspotenzial von gut 30 Prozent.

Obwohl die Analystin mit den defensiven Qualitäten des Pharmazulieferunternehmens aus Zofingen, der guten Vorhersehbarkeit des Tagesgeschäfts sowie den attraktiven Übernahmemöglichkeiten argumentiert, scheint der Zeitpunkt der Kaufempfehlung günstig gewählt.

Denn wie einer Offenlegungsmeldung an die Schweizer Börse SIX entnommen werden kann, ist die Familie um René Braginsky mit gut 3 Prozent bei Siegfried eingestiegen. 2,66 Prozent der Stimmen hält die neue Grossaktionärin in Form von Aktien. Die Differenz zu den etwas mehr als 3 Prozent entfällt vermutlich auf Derivate.

Braginsky ist kein unbeschriebenes Blatt, machte er sich Ende der 1980er-Jahre doch mit einer Beteiligungsnahme am Schaffhauser Maschinenbauer Georg Fischer als gefürchteter Firmenjäger einen Namen. Unvergessen bleibt auch sein Versuch, den Versicherungskonzern Bâloise in die Arme der Zurich Insurance Group zu treiben.

Auch die Aktien von Siegfrieg gerieten in den letzten Monaten in den Abwärtsstrudel. (Quelle: cash.ch)

Was den einstigen Firmenjäger und seine Nächsten zur Beteiligungsnahme an Siegfried veranlasst und was für Absichten sie verfolgen, darüber lässt sich vorerst bloss spekulieren.

Fakt ist: An der Börse wird dem Pharmazulieferer schon seit Monaten eine transformelle Grossübernahme nachgesagt. Ich schliesse jedenfalls nicht aus, dass die heute bekanntgewordene Beteiligungsnahme in diesem Zusammenhang steht. Vermutlich dürfte alleine schon der Name Braginsky den einen oder anderen Trittbrettfahrer auf den Plan rufen. Wie mir berichtet wird, springen erste solche bereits auf.

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Noch im Januar jagte am Schweizer Aktienmarkt ein Gerücht das nächste. Den beiden Technologiegiganten Microsoft und Softbank wurde ein Interesse an der Genfer Softwareschmiede Temenos nachgesagt, dem schwedischen Grossaktionär Cevian Capital eine Erhöhung seiner Beteiligung am Industriekonzern ABB angedichtet und Nestlé musste als finanzkräftige Interessentin für das Geschäft von Pfizer mit nicht-verschreibungspflichtigen Medikamenten herhalten (siehe Das Gerüchte-Karussell dreht sich auch 2018 kräftig vom 3. Januar und Spekulationen heizen die Stimmung künstlich an vom 11. Januar).

So schnell die Gerüchte aufkeimten und um sich griffen,  so schnell versandeten sie allerdings auch wieder. Alles bloss Schall und Rauch. Rückblickend macht es gar den Anschein, als ob sie von gewissen Marktteilnehmern absichtlich gestreut wurden.

Nun rückt mit dem Sensorenhersteller AMS erstmals seit längerer Zeit wieder ein in der Schweiz kotiertes Unternehmen ins Zentrum von Beteiligungsspekulationen. Der Schweizer Hedgefonds-Pionier und ehemalige UBS-Verwaltungsrat Rainer-Marc Frey wolle sich über Horizon21 beim Apple-Zulieferer einkaufen, so wird mir berichtet.

Die AMS-Aktien konnten sich in den letzten Tagen von den Mehrjahrestiefstkursen lösen. (Quelle: cash.ch)

Dass die zuvor gebeutelten Aktien von AMS gestern kräftig nach oben und um knapp 10 Prozent höher aus dem Handel gingen, lässt sich wohl eher aggressiven Deckungskäufen ausländischer Leerverkäufer im Anschluss an ermutigende Aussagen asiatischer Zulieferfirmen erklären.

Das einzige, was am gestrigen Tag zumindest im Entfernten an eine Beteiligungsnahme erinnerte, war eine ausserbörsliche Blocktransaktion im Call-Warrant AMXDJB. Mit einem Marktwert von 112'500 Franken schrie aber auch diese Transaktion nicht: "Schaut her!"

Leonteq, Siegfried, DKSH, UBS oder Cembra Money Bank - im Wissen um momentane und frühere Firmenbeteiligungen Freys will AMS nicht so richtig ins Beuteschema des Hedgefonds-Pioniers passen. Eine Anfrage bei Horizon21 blieb leider unbeantwortet.
 

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