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Der Schweizer Aktienmarkt zeigte sich diese Woche einmal mehr von seiner launischen Seite – wobei die hiesigen Indizes dank den defensiven Qualitäten von Nestlé, Roche und Novartis mit einem blauen Auge davonkamen. Ansonsten waren bei einzelnen Aktien Tagesschwankungen von 10 Prozent und mehr keine Seltenheit. Das Geschehen ist von Nervosität geprägt. Daran dürfte sich so schnell wohl auch nichts ändern.

Dass bei der Schweizer Börse SIX wieder häufiger Beteiligungsmeldungen eingehen, lässt vermuten, dass hier mächtige Grossinvestoren am Werk sind. Aufgefallen sind mir gleich mehrere Beteiligungsreduktionen durch Credit Suisse Funds.

Die Fondstochter der Grossbank musste sich zuletzt sowohl bei der Regionalbankengruppe Valiant als auch beim Halbleiterzulieferer Inficon, beim Börsenneuling Aluflexpack sowie beim Reisevermittler Lastminute.com als Verkäuferin zu erkennen geben. In allen vier Fällen wurde sie nur deshalb meldepflichtig, weil damit der Stimmenanteil unter den Schwellenwert von 3 Prozent fiel. Bei Valiant trennte man sich sogar unmittelbar vor Abgang der Dividende von Titeln.

Dem steht gerade mal ein Beteiligungsausbau gegenüber, hält Credit Suisse Funds doch erstmals seit dem vergangenen Sommer wieder mehr als 3 Prozent an Logitech. Die Aktien des Vorzeigeunternehmens aus Lausanne verspürten zuletzt denn auch wieder Rückenwind.

Dass diese Beteiligungsveränderungen in hiesigen Börsenkreisen Anlass zu Spekulationen geben, hat sich die Credit Suisse nach dem kostspieligen Archegos-Debakel und ihrer unrühmlichen Rolle in der Greensill-Affäre gleich selber zuzuschreiben. Unter anderem wird nun nämlich darüber gemutmasst, ob nicht namhafte Kunden Gelder aus den Fonds der Grossbank abziehen. Es bleiben Spekulationen, könnte die Fondstochter zuletzt auch einfach bloss bei ihren Titel- oder Branchenpräferenzen über die Bücher gegangen sein. Wir werden es so schnell wohl nicht erfahren.

Die Aktien der Credit Suisse können sich nicht aus ihrem Stimmungstief lösen (Quelle: www.cash.ch)

Und wenn wir schon beim Thema Skandale sind: Gestern Donnerstag verhängte die europäische Wettbewerbskommission im Zusammenhang mit Absprachen im Anleihenhandel eine Busse gegen die UBS und zwei weitere Banken. Auf die grösste Schweizer Bank entfallen umgerechnet 170 Millionen Dollar. Nun prüft die UBS, ob sie in Revision gegen will. Falls nicht, reichen die bereits getätigten Rückstellungen in Höhe von 70 Millionen Dollar nicht aus.

Endlich mal wieder ein Skandal, in den die Credit Suisse nicht auch verwickelt ist...

Erst wurde der UBS im Asset Management ein Schulterschluss mit der deutschen DWS nachgesagt, dann fiel in diesem Zusammenhang der Name der amerikanischen State Street. Letzteres geht mittlerweile allerdings auf Mitte Dezember zurück. Neuerdings kochen die damaligen Spekulationen wieder hoch.

Sowieso ist das hiesige Handelsgeschehen gerüchtegeschwängert wie schon eine ganze Weile nicht mehr. In der Teppich-Etage von Vifor Pharma etwa dürfte ein Bericht des deutschen Manager-Magazins für nervöses Treiben sorgen. Der Autor will in Erfahrung gebracht haben, dass der Gesundheitskonzern Fresenius angeblich vor der Zerschlagung steht. Dabei steht die vollständige Abspaltung von Fresenius Medical Care im Raum. In welcher Form auch immer, könnte dieser Schritt auch Folgen für die Zusammenarbeit von Vifor mit dem deutschen Partnerunternehmen haben.

Beim Textilmaschinenhersteller Rieter droht hingegen ein Machtkampf zwischen zwei Verwaltungsräten. In der einen Ecke steht Stadler-Rail-Patron Peter Spuhler, in der anderen der Belgier Luc Tack. Stein des Anstosses sind seit Wochen zu beobachtende Titelkäufe durch eine Beteiligungsgesellschaft eines Verwaltungsrats.

Ich kommentierte diese Titelkäufe kürzlich wie folgt:

...und...

Dass sich Spuhler mit rund 10 Prozent beim Sorgenkind Swiss Steel einkauft, bestätigt mich in meiner Annahme, dass es sich auch bei Rieter um ihn als den mysteriösen Titelkäufer handelt. Schwer zu sagen, was das beim Textilmaschinenhersteller für Auswirkungen auf das Tagesgeschäft haben würde, sollte es tatsächlich zu einem Machtkampf kommen. Ein solcher kann und darf jedoch nicht im Interesse eines Verwaltungsrats sein – weder in dem des einen, noch in dem des anderen.

Einen beeindruckenden Zahlenkranz legt vor dem Wochenende der Luxusgüterkonzern Richemont vor. Dass der Jahresgewinn über den Schätzungen der Analysten liegt, ist einmal mehr dem starken Schmuckgeschäft zu verdanken. Das Geschäft mit Luxusuhren darbt hingegen noch.

Apropos Luxusuhren: Der Mischkonzern Kering habe sich bei der Suche nach einem Käufer fürs Uhrengeschäft bei Richemont eine Absage eingefangen. Das zumindest berichtet der Branchenblog Miss Tweedy. Nun muss die Swatch Group halt eben als mögliche Käuferin für die Geschäftsaktivitäten herhalten.

Auf ein mageres erstes Quartal blickt der Reisehandelskonzern Dufry zurück. Mit 460 Millionen Franken lag der Umsatz weit hinter den durchschnittlich erwarteten 567 Millionen Franken zurück. Allerdings trifft die Basler selber keine Schuld. Einerseits machten ihnen pandemiebedingte Reisebeschränkungen das Leben schwer, andererseits verzerrte ein einzelner Analyst mit seinen Umsatzerwartungen von 805 Millionen Franken das Bild.

Dennoch stellt Analyst Roger Degen von Julius Bär die Dauerhaftigkeit der Sparmassnahmen in Frage. Höhere Frachtkosten und intensiverer Wettbewerb verlangt nach mehr Promotionen, so argumentiert er und stuft die Aktien weiterhin nur mit "Hold" und einem Kursziel von 55 Franken ein.

Im Wissen, dass der Umsatz im ersten Quartal noch immer um gut 70 Prozent unter jenem vom Vorjahr liegt, nehmen die momentanen Kurse bereits einiges an Zukunftsmusik vorweg. Wie der für die Zürcher Kantonalbank tätige Analyst Gian Marco Werro festhält, wird der Reisehandelskonzern auf Basis der rund 80 Millionen ausstehenden Aktien mit 4,5 Milliarden Franken bewertet. Das ist vergleichbar mit dem Börsenwert unmittelbar bevor das Covid-19-Virus im Februar letzten Jahres von der chinesischen Grossmetropole Wuhan aus seine Reise rund um den Globus antrat. In den 4,5 Milliarden Franken noch nicht enthalten sind die ausstehenden Wandelanleihen. Diese müsste man theoretisch noch einfliessen lassen.

UBS gegen Credit Suisse hiess es diese Woche bei Meyer Burger. Am Dienstag stufte UBS-Analyst Alessandro Taiana die Aktien des Solarunternehmens überraschend von "Neutral" auf "Buy" herauf. Bei dieser Gelegenheit verdoppelte er auch gleich das 12-Monats-Kursziel auf 0,60 (0,28) Franken.

Die UBS zündete bei den Aktien von Meyer Burger diese Woche ein Kursfeuerwerk (Quelle: www.cash.ch)

Nach Abklärungen in den Vertriebskanälen geht Taiana davon aus, dass Meyer Burger für die selbst hergestellten Solarzellen die angestrebten 0,46 Euro-Cents je Watt-Peak künftig erzielen kann. Darauf abgestützt rechnet er beim Unternehmen ab 2023 endlich mit schwarzen Zahlen. Das deckt sich übrigens in etwa mit den mir zugetragenen Informationen.

Die Kaufempfehlung kommt einem Tritt ans Schienbein seines Gegenspielers Patrick Laager bei der Credit Suisse gleich. Dieser bekräftigte erst kürzlich seine "Underperform" lautende Verkaufsempfehlung und sieht die Papiere auf 0,30 Franken zurückfallen. Anders als der UBS-Analyst lässt Laager bloss einen Betrag von 0,41 Euro-Cents je Watt-Peak in sein Bewertungsmodell einfliessen. Das alleine dürfte seine Abneigung gegenüber Meyer Burger jedoch nicht erklären.

Unnötig zu erwähnen, dass ich im vorliegenden Streit im Lager des UBS-Analysten bin. Welches der beiden La(a)ger dabei richtig liegt, werden die nächsten Wochen und Monate zeigen, wenn das Solarunternehmen die ersten Solarzellen und –module ausliefert.

An dieser Stelle verabschiede ich mich nach Grindelwald ins lange Wochenende und wünsche allen meinen Leserinnen und Lesern nach den Strapazen der letzten Tage ein erholsames Pfingst-Wochenende. Bis am Dienstag in alter Frische!

 

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