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Vergangenen Dienstag legte die Partners Group als Zwanzigstes und letztes Grossunternehmen aus dem Swiss Market Index (SMI) den Zahlenkranz vor. Müsste ich zwei wichtige Erkenntnisse aus der Jahresberichterstattung ziehen, dann die folgende beiden: Viele Unternehmen haben ihre Hausaufgaben gemacht und die Gewinnerwartungen der Analysten in der zweiten Jahreshälfte teils weit übertroffen. Nicht wenige warnten im gleichen Atemzug jedoch von steigenden Rohmaterial- und Lohnkosten.

Am deutlichsten wurde kürzlich Geberit-Chef Christian Buhl. Er räumte ein, dass die Rohmaterialpreise beim Sanitärtechnikspezialisten im laufenden Quartal um durchschnittlich 4 Prozent über dem ersten Quartal vom Jahr zuvor liegen werden. Ab dem zweiten Quartal rechnet er deshalb – mit seinen Worten - mit "erheblichem Gegenwind".

Ähnlich verhält es sich auch bei Givaudan, wobei sich der Aromen- und Duftstoffhersteller aus Genf bisweilen noch nicht so recht in die Karten blicken lässt. Das hielt den für die Société Générale tätigen Analysten Thomas Svoboda allerdings nicht davon ab, die Aktien von Givaudan von "Hold" auf "Sell" herunterzustufen. Gleichzeitig strich er das 12-Monats-Kursziel in Erwartung steigender Herstellkosten auf 3200 (3750) Franken zusammen. Sein Berufskollege Charles Bentley von der Credit Suisse verwies seinerseits auf den eher geringen Spielraum für Preiserhöhungen. Auch er zögerte nicht lange und kürzte sein Kursziel für die mit "Underperform" eingestuften Papiere sogar auf 3000 (zuvor 3100) Franken.

Wenn schon Weltmarktführer wie Geberit oder Givaudan Mühe bekunden, steigende Rohmaterial- und Lohnkosten über Preiserhöhungen an die Kundschaft weitergeben zu können, wie verhält es sich denn erst bei kleineren und mittelgrossen Unternehmen?

Eine Antwort auf diese Frage liefern die Autoren eines 14 Seiten starken Strategiepapiers der UBS zum Thema Preisgestaltungsmacht bei Schweizer Nebenwerten. Es ist mal wieder eines dieser Werke, die ich als Pflichtlektüre bezeichnen würde. Prädikat: Lesenswert.

Im Strategiepapier schneiden vor allem Unternehmen gut ab, die in Nischenmärkten tätig und technologisch führend sind, mit ihren Produkten einen Unterschied schaffen, in Wachstumsmärkten tätig sind und dort über die kritische Grösse verfügen. Lange Rede, kurzer Sinn: Die Autoren um Jörn Iffert und Patrick Rafaisz trauen es VAT Group, Dätwyler, Interroll, Kühne+Nagel, Sika, Geberit, Lonza, Lindt&Sprüngli, Barry Callebaut, SIG Combibloc und Logitech am ehesten zu, steigende Herstellkosten über Preiserhöhungen abfedern zu können. Die Aktien vieler dieser Unternehmen sind über die letzten Wochen und Monate bereits sehr gut gelaufen – als ob sich die Marktakteure bereits mit dieser Thematik auseinandergesetzt hätten.

Das Thema steigende Herstellkosten ist denn auch nicht wirklich neu. Gut fünf Wochen ist es her, dass sich die amerikanische Investmentbank Morgan Stanley in einer Strategiestudie an ihre Anlagekundschaft richtete. Für die Studie stellten die Autoren um Graham Secker einen Korb mit Aktien von Unternehmen zusammen, welche über die nötige Preisgestaltungsmacht verfügen, um steigende Herstellkosten an die Abnehmer weitergeben zu können. Darunter finden sich mit Nestlé, Zurich Insurance und Sika zwar auch drei Vertreter aus der Schweiz – nicht aber kleinere und mittelgrosse Firmen aus hiesigen Landen.

Wie es der Zufall will, sind die Aktien von Nestlé und Zurich Insurance zumindest aber Bestandteile meiner Schweizer Aktienfavoriten für 2021.

Die UBS-Analysten nennen übrigens auch kleinere und mittelgrosse Unternehmen, die Mühe haben dürften, Preiserhöhungen durchzusetzen. Dau zählen sie unter anderem Gurit, Schweiter, Meyer Burger, Burckhardt Compression, Autoneum und Aryzta.

Ich schrieb kürzlich:

 

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