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Als der amerikanische Vermögensverwalter Invesco vor wenigen Wochen seine Beteiligungen am Stellenvermittler Adecco sowie am Rheintaler Halbleiterzulieferer VAT Group trimmte, war mir klar: Da steckt wohl mehr dahinter. Kurz zuvor trennten sich die Amerikaner nämlich schon beim diesjährigen Börsenüberflieger Zur Rose von Titeln.

Rückblickend sollte mir mein Bauchgefühl Recht geben. Denn nach Invesco – mit Kundengeldern in Höhe von 1100 Milliarden Dollar zählen die Amerikaner zu den weltweit führenden Vermögensverwaltern – tritt nun auch die Capital Group den Rückzug an. Der mächtige Fondsanbieter reduziert seine Beteiligung an Aluflexpack von 5,18 auf unter 5 Prozent und jene an Temenos von 4,99 Prozent auf unter 3 Prozent. In der Spitze hielten die Amerikaner einst sogar etwas mehr als 8 Prozent an der Genfer Bankensoftwareschmiede.

Rückblickend haben sich die Grossaktionäre bei VAT Group (rot), Adecco (grün) und Zur Rose wohl zu früh von Aktien getrennt (Quelle: www.cash.ch)

Mitte Oktober machte schon mit T. Rowe Price ein bekannter Vermögensverwalter bei Temenos Kasse, als dieser seinen Stimmenanteil auf weniger als 3 (zuvor 4,78) Prozent abbaute. Und auch bei der früheren Novartis-Tochter Alcon baute er die Beteiligung ziemlich massiv ab.

Bei dieser augenfälligen Häufung von Beteiligungsreduktionen will ich nicht länger an einen blossen Zufall glauben, erstrecken sich diese doch über zahlreiche Unternehmen. Ausserdem gelten die Aktien von VAT Group und Zur Rose als Wachstumswerte, jene von Adecco wiederum als Substanzwerte. Deshalb liessen sich diese Beteiligungsveränderungen auch nicht mit den seit Wochen zu beobachtenden Sektorrotationen erklären.

Die Offenlegungsmeldungen lassen keinen Zweifel daran: Der amerikanische "Geld-Adel" befindet sich am Schweizer Aktienmarkt auf dem Rückzug – aus was für Gründen auch immer. Meine Vermutung: Die Währungsgewinne auf dem Franken sind mittlerweile zu verlockend...

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Schon seit Tagen bietet sich den Aktionären von Nestlé dasselbe Bild: Wenige Stunden vor Börsenschluss geraten die Valoren des Nahrungsmittelkonzerns aus Vevey jeweils unter Verkaufsdruck – stets begleitet von stark anschwellenden Handelsvolumina.

Liess sich die symbolische Marke von 100 Franken gestern Mittwoch noch erfolgreich verteidigen, droht keine 24 Stunden später der Dammbruch. Dass alleine seit Montag mehr als 26 Millionen Aktien die Hand wechselten, ist allerhand. Für gewöhnlich sind vergleichbare Handelsvolumina nur um einen grossen Derivatverfall herum zu beobachten. Bis zum nächsten grossen Verfall – dem letzten für dieses Jahr – sind es allerdings noch immer gut zwei Wochen.

Zur Erinnerung: Letztmals waren die Valoren von Nestlé Anfang Mai für weniger als 100 Franken zu haben. Anders als damals dürften angelsächsische Grossinvestoren ihre Finger im Spiel haben. Das lassen zumindest die üppigen börslichen sowie ausserbörslichen Blockverkäufe vermuten.

Die Nestlé-Aktien notieren auf dem tiefsten Stand seit Ende März (Quelle: www.cash.ch)

Das überrascht, sind sich die dortigen Analysten doch einig: Die Aktien des Nahrungsmittelkonzerns sind ein klarer Kauf. Vergangene Woche schrieb ich in diesem Zusammenhang:

Wir sind mal wieder an dem Punkt angelangt, an dem die Aktien von Nestlé den Grossinvestoren aus den englischsprachigen Ländern schlichtweg zu langweilig sind. Es ist, als habe man sich in den letzten Jahren auseinandergelebt. Ich bin neugierig, wie Firmenchef Mark Schneider das "Feuer der Leidenschaft" wieder entfachen will.

 

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