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Von wegen defensiv und langweilig: Auch während des zurückliegenden ersten Quartals stellte der Schweizer Aktienmarkt den breit gefassten und viel beachteten Weltaktienindex von MSCI in den Schatten. Wie mir berichtet wird, traten hierzulande in den letzten Wochen vermehrt wieder angelsächsische Grossinvestoren als Käufer in Erscheinung.

Weder geopolitische Störfeuer wie der Konflikt auf der Krim, noch die ziemlich ernüchternde Berichterstattung für das vergangene Jahr konnten den Höhenflug bremsen. Und auch die bei vielen Unternehmen aufgrund der Turbulenzen in den Schwellenländern recht vorsichtig abgefassten Ausblicke wurden, wenn auch zähneknirschend, hingenommen.

Für Rückenwind sorgte einmal mehr die noch immer äusserst lockere Zins- und Geldpolitik der Notenbanken führender Wirtschaftsnationen. Zwar drosselte die US-Notenbank ihr Rückkaufprogramm für amerikanische Staatsanleihen und verbriefte Hypotheken am Treffen des Offenmarktausschusses von Mitte März zum dritten Mal in Folge. Ihre Bilanzsumme wächst aber noch immer und dürfte die astronomische Summe von vier Billionen Dollar mittlerweile überschritten haben.

Im Einklang mit anderen Börsen hat sich der Schweizer Aktienmarkt in den vergangenen drei Monaten weiter von den Unternehmensgewinnen nach oben abgekoppelt. Diese schon seit nunmehr zwei Jahren zu beobachtende Entwicklung führte abermals zu einem Anstieg der Bewertung.

Anders als in der Vergangenheit fiel das Handelsgeschehen sehr viel selektiver aus. Dementsprechend unterschiedlich schnitten meine in der zweiten Dezemberhälfte kommunizierten Schweizer Aktienfavoriten ab. Unter Berücksichtigung entrichteter Dividenden und Sonderdividenden gewann meine Titelauswahl bis Ende März durchschnittlich 5,4 Prozent. Was sich auf den ersten Blick durchaus sehen lassen kann, relativiert sich vor dem Hintergrund des um 6,2 Prozent festeren Swiss Performance Index allerdings etwas.

Am besten Schnitten die Aktien von AMS mit einem satten Plus von 20,7 Prozent ab, gefolgt von den um 12,7 Prozent höheren Papieren von Holcim. Das Schlusslicht bildeten hingegen die Aktien von Syngenta mit einem Minus von 4,5 Prozent und auch die zeitweise deutlich festeren Papiere von Basilea schlugen sich gegen Schluss negativ in der Bilanz nieder.

Standardwerte

Holcim

Der für das vergangene Jahr veröffentlichte Zahlenkranz fiel bei Holcim erwartungsgemäss ernüchternd aus. Ungünstige Witterungsverhältnisse in der westlichen Hemisphäre und die Hand in Hand mit Währungsturbulenzen gehende Wachstumsverlangsamung in den Schwellenländern hinterliessen tiefe Spuren. Überraschend optimistisch fiel hingegen der Ausblick aus, was die Anleger entsprechend zu würdigen wussten. Die Aktien von Holcim müssen den Kurssprung der vergangenen Wochen zuerst einmal verdauen. Jegliche Rückschläge in die Region von 70 Franken erachte ich auf längere Sicht als Einstiegsgelegenheiten.

Nestlé

Auch bei Nestlé wusste das Jahresergebnis nicht so recht zu überzeugen. Für Enttäuschung sorgte jedoch vor allem der Entscheid des Westschweizer Nahrungsmittelunternehmens, weitestgehend am französischen Kosmetikhersteller L’Oréal beteiligt zu bleiben. Denn schon Wochen zuvor wurde auf einen vollständigen Beteiligungsverkauf und ein Aktienrückkaufprogramm in zweistelliger Milliardenhöhe spekuliert. Nestlé will zwar wieder eigene Aktien zurückkaufen, allerdings in einem sehr viel bescheideneren Umfang. Informationen dazu sind anlässlich der kommenden Quartalsergebnispräsentation zu erwarten. Auch ich hatte mir im Zusammenhang mit dem Auslaufen des Aktionärsbindungsvertrags mit den L’Oréal-Erben mehr erhofft und rate vorerst, abzuwarten.

SGS

Dass Qualität ihren Preis hat, stellt SGS eindrücklich unter Beweis. Trotz einem nicht nur von Licht sondern auch von Schatten geprägten Jahresergebnis erfuhren die Aktien des in Genf beheimateten Warenprüfunternehmens eine Neubeurteilung und –bewertung. SGS dürfte die jüngste Wachstumsflaute schon bald überstanden haben und zur alten Stärke zurückfinden. Aufwärtspotenzial erhoffe ich mir von einer Vielzahl kleinerer und mittelgrosser Firmenzukäufen.

Syngenta

Nicht zum ersten Mal musste Syngenta mit einer Ergebnisenttäuschung aufwarten. Eine solche war denn auch weitestgehend eskomptiert. Nicht aber das gleichzeitige Zurückkrebsen des Basler Agrarchemieherstellers bei den Mittelfristzielen. Prompt wurden die Aktien von den Anlegern abgestraft. Über die letzten Wochen konnten sich die Papiere allerdings von ihren Mehrjahrestiefstständen lösen. Da erste Rückmeldungen von der Anbausaison in Nordamerika ermutigend ausfallen und auch die Lagerentwicklung in den Vertriebskanälen mittlerweile Rückenwind versprechen, rechne ich mit einer Fortsetzung der jüngsten Erholung. Meines Erachtens sind die Aktien des in Ungnade gefallenen Börsenlieblings noch bis auf 360 Franken gut.

Zurich Insurance Group

Die Jagd nach renditestarken Aktien liess jene der Zurich Insurance Group im Rahmen des hiesigen Aktienmarktes nach oben klettern. Anders als in der Vergangenheit führte selbst ein weiteres eher verhaltenes Ergebnis nicht zu einer Stimmungseintrübung. Von mir noch im Dezember erhoffte strategische Rundumschläge blieben bislang aus. Ich würde den bevorstehenden Dividendenabgang deshalb zum Anlass nehmen, mich vorderhand von den Papieren zu trennen. Denn in der Vergangenheit erwiesen sich die darauffolgenden Monate meist als Nullsummenspiel für die Aktionäre.

Nebenwerte

AMS

Nach einem schwierigen letzten Jahr zeichnet sich bei AMS eine deutliche Verbesserung der Ertragssituation ab. Die Anleger schauen deshalb schon heute über das saisonal bedingt schwierige erste Quartal hinaus. Gerade im Zuliefergeschäft für die Mobilfunkindustrie ist mit einer Nachfragebelebung zu rechnen. Mit Apple und Samsung werden im Jahresverlauf gleich zwei Schlüsselkunden von AMS mit einer neuen Smartphone-Generation an den Markt kommen. Diese Generation birgt vermutlich noch mehr Bauteile des hiesigen Zulieferunternehmens. Obschon das Kurs- und Bewertungsniveau der Aktien mittlerweile einiges an positiven zukünftigen Neuigkeiten vorwegnimmt, rechne ich über die kommenden Monate noch einmal mit steigenden Notierungen.

Basilea

Wie gewonnen, so zerronnen – so lassen sich die vergangenen drei Monate bei Basilea aus Sicht der Aktionäre umschreiben. Mit der neu ausgehandelten Zusammenarbeit mit Astellas beschreitet das in Basel beheimatete Biotechnologieunternehmen Neuland auf dem Weg hin zum vollintegrierten Pharmahersteller. Dass der in diesem Zusammenhang zu erwartende Transformationsprozess von Risiken begleitet ist, ist nicht von der Hand zu weisen. Im Erfolgsfall wird Basilea sehr viel mehr Aktionärswerte generieren können. Eine Übernahme durch Astellas scheint vorerst allerdings vom Tisch zu sein, was den Kursrückschlag der letzten Wochen erklären könnte. Höhere Kurse verspreche ich mir von der angeblich fortgeschrittenen Partnersuche für das Antibiotikum Ceftobiprole, weshalb ich auf dem aktuellen Kursniveau zum Auf- oder Ausbau von Engagements rate.

BCV

Bei den Aktien der Banque Cantonale Vaudoise wurde das Handelsgeschehen vom Ausscheiden aus dem viel beachteten Stoxx Europe 600 Index überschattet. Indexorientierte Anleger und die Anbieter strukturierter Produkte mussten sich bis Mitte März von Aktien im Umfang gleich mehrerer durchschnittlicher Tagesvolumen trennen. Die Papiere der Westschweizer Kantonalbank bleiben eine interessante Wette auf höhere Zinsen. Bis es soweit ist, können sich die Aktionäre an der attraktiv hohen Dividendenrendite erfreuen. Und auch die im US-Steuerstreit drohenden Kosten sind seit der Veröffentlichung des Jahresergebnisses mehr oder weniger abschätzbar geworden.

Micronas

Micronas konnte sich in den letzten Wochen und Monaten nicht aus der Rolle des Prügelknaben befreien. Noch immer hinterlässt die von der japanischen Notenbank absichtlich herbeigeführte Yen-Schwäche tiefe Spuren in der Umsatz- und Ertragsentwicklung. Das Unternehmen hat in der Vergangenheit allerdings Massnahmen ergriffen, um sich gegen die Folgen der Geldpolitik Japans besser zu rüsten. Erste Erfolge konnte Micronas damit bereits verbuchen. Signalwirkung hat der Einstieg von Brandes Investment Partners im Oktober vergangenen Jahres und der seither beobachtete Beteiligungsausbau dieses Grossaktionärs auf zuletzt 5,08 Prozent. Brandes Investment Partners gilt als erfahrener Experte auf dem Gebiet von Substanzaktien. Alleine schon aufgrund der noch immer hohen Baisse-Engagements verspreche ich mir höhere Kurse.