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In wenigen Tagen ist auch das zweite Quartal bereits wieder Geschichte. Wie die hiesigen Publikumsgesellschaften in Zeiten des Coronavirus abgeschnitten haben, wird allerdings erst bekannt, wenn in wenigen Wochen die Berichterstattung anläuft. Dann zeigt sich, ob die Aktien vieler Unternehmen zu Recht mit kursseitigen Vorschusslorbeeren überhäuft wurden.

Für Patrik Lang von Julius Bär ist schon heute klar: Die letzten Monate waren für viele Unternehmen ziemlich übel. Darf man dem Chefstrategen Glauben schenken, dann erwarten uns in den nächsten Wochen nicht nur weitere Gewinnschätzungsreduktionen aus der Analystengemeinde, sondern vermehrt auch wieder Gewinnwarnungen.

Und tatsächlich versuchten in den letzten Tagen erste Unternehmen, die an sie gerichteten Erwartungen zu dämpfen – darunter etwa der Mischkonzern Conzzeta, der Automobilzulieferer Autoneum, die Kiosk-Betreiberin Valora oder der Zahnarztbedarfsspezialist Coltene.

Dennoch mahnt der für Julius Bär tätige Lang in einem Kommentar an seine Anlagekunden zur Besonnenheit. Für ihn sind die anstehenden Quartalszahlen ein Blick in den Rückspiegel und nicht mehr. In Erwartung einer Gewinnbelebung in der zweiten Jahreshälfte blickt der Stratege nach vorn und glaubt, dass es ihm die hiesigen Marktakteure gleichtun. Für ihn sind jegliche Kursschwächen denn auch weiterhin günstige Kaufgelegenheiten.

Der breit gefasste SPI hat seine Kursscharte weitestgehend wettgemacht (Quelle: www.cash.ch)

Was Lang hingegen nicht schreibt: Eigentlich nimmt die seit Mitte März beobachtete Kurserholung – wir sprechen beim Swiss Performance Index (SPI) immerhin von 36 Prozent – eine kräftige Gewinnbelebung in der zweiten Jahreshälfte wohl bereits vorweg.

Unmissverständliche Worte finden übrigens die Strategen der Citigroup um Robert Buckland. Sie befürchten bei den Unternehmen aus dem Stoxx Europe 600 Index im laufenden Jahr mit einer Gewinnhalbierung. In diesem Börsenbarometer sind übrigens auch zahlreiche Unternehmen aus der Schweiz vertreten.

Brisant sind aber weniger die diesjährigen als vielmehr die nächstjährigen Gewinnerwartungen von Buckland und seinen Mitarbeitern. Diese liegen nämlich um gut 30 Prozent unter den durchschnittlichen Annahmen anderer Banken.

Mit anderen Worten: Auf Basis der nächstjährigen Gewinnschätzungen der Citigroup errechnet sich für den Stoxx Europe 600 Index nicht ein moderates Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 15, sondern eines in Höhe von 22.

In Erwartung möglicher Ergebnisenttäuschungen legen die Strategen ihren Kunden nahe, wie bis anhin auf konjunkturresistente Aktien und Sektoren zu setzen. Mehr als ein Lippenbekenntnis ist das vermutlich aber nicht, ist der Schweizer Aktienmarkt doch gerade einmal auf Platz fünf der Länderrangliste der amerikanischen Investmentbank anzutreffen...

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Wenn eine Aktie aus der Schweiz in diesen Tagen den Titel "Aktie der Stunde" verdient hat, dann jene von Zur Rose. Seit Jahresbeginn hat sie sich im Kurs mehr als verdoppelt.

Mittlerweile scheint angesichts der Geschwindigkeit, mit der die Kurse steigen, selbst den beiden Schweizer Grossbanken nicht mehr ganz wohl bei der Sache. Die Fondstochter der Credit Suisse hat ihren Rückzug schon Mitte März angetreten und die Beteiligung in zwei Schritten von ursprünglich 5,16 auf unter 3 Prozent reduziert. Und auch die UBS hat sich einer aktuellen Beteiligungsmeldung zufolge von Aktien getrennt. Neuerdings hält die grösste Schweizer Bank noch 10,03 (zuvor 11,84) Prozent der Stimmen, ein rückläufiger Anteil davon via Aktien.

Der Kurs der Zur-Rose-Aktien steigt seit Monaten exponenziell an (Quelle: www.cash.ch)

Ziemlich das Nachsehen hat KWE Beteiligungen. Die frühere Ankeraktionärin stieg Ende Januar ganz bei Zur Rose aus, als die Aktien noch bei 115 Franken notierten. Heute hätte ihr 10,8-Prozent-Paket fast doppelt so viel Wert.

Ich argumentierte in der Vergangenheit mehrfach, dass der Weg nach oben erst dann frei wird, wenn die verkaufswillige Ankeraktionärin ausgestiegen sei. Hätte mir damals allerdings jemand gesagt, dass sich die Aktien mehr als im Kurs verdoppeln würden, ich hätte ihn wohl für verrückt erklärt.

 

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