«Risk off, hiess die Devise», meinte ein Händler. Die Anleger hätten ihre Risiken reduziert und die Gewinne aus den gut gelaufenen Aktien eingestrichen. Den Erlös hätten sie zum Teil dann in defensive Werte fliessen lassen. Ob die Gewinnmitnahmen in eine stärkere Korrektur münden werde, der sich auch der hiesige Markt nicht ganz entziehen könne, werde sich noch zeigen, so ein Händler.
Als Auslöser der Gewinnmitnahmen nannten Händler neben den gedämpften Zinssenkungserwartungen den KI-Hype, wegen dem die Aktienkurse zuletzt massiv gestiegen waren. Positive Überraschungen in der laufenden Berichtssaison würden kaum mehr belohnt. Denn die hohen Erwartungen seien bereits voll in die Kurse eingepreist, hiess es. Dies sorge nun für verstärkte Gewinnmitnahmen. Zudem seien die Investoren derzeit informationsmässig auf einem Blindflug, da Konjunkturdaten aus den USA wegen des Shutdowns weiterhin ausbleiben. Für Unsicherheit sorgten auch die Äusserungen der US-Regierung, wonach die Hochtechnologie von Nvidia nicht exportiert werden soll und der Streit zwischen den Niederlanden und China um den Chip-Hersteller Nexperia. Damit rücke den Handelsstreit wieder ganz nach vorn. Und in dieser Gemengelage wollten die Marktteilnehmer nicht mit randvollen Depots entgegensehen, meinte ein Marktanalyst.
Der Leitindex SMI, der im Tief bis 12'100 Punkte gefallen war, schloss um 0,58 Prozent höher auf 12'306,89 Punkten und damit auf Tageshoch. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind und wo die Gewichtung der Schwergewichte gekappt ist, gewann 0,31 Prozent auf 2014,80 und der breite SPI um 0,32 Prozent auf 17'036,92 Zähler. Im SLI schlossen 15 Titel tiefer, 14 höher und Amrize unverändert.
Starke Einbussen verbuchten VAT (-3,9 Prozent) und Logitech (-3,3 Prozent) sowie weitere Technologiewerte aus der zweiten Reihe wie AMS Osram (-4,2 Prozent), Inficon (-2,4 Prozent) oder Comet (-3,9 Prozent). Händler machten dafür vor allem die Marktreaktion auf die Zahlen des US-Techriesen Palantir verantwortlich, die letztlich die aktuelle Hype-Sorge losgetreten habe.
Klare Verluste gab es zudem bei Werten wie Richemont (-2,7 Prozent), ABB (-2,1 Prozent), Swisscom (-1,5 Prozent) oder Sandoz (-0,7 Prozent). Bei ihnen hätten Investoren nach dem bislang starken Lauf in diesem Jahr Gewinne mitnehmen wollen. Sandoz alleine weisen seit Jahresstart ein Kursplus von annähernd 50 Prozent aus.
Aber auch weniger gut gelaufene Aktien wie Swatch (-2,2 Prozent), Partners Group (-1,2 Prozent) und Kühne + Nagel (-2,1 Prozent) wurden aus den Depots gekippt. «Gewinnmitnahmen, Zölle oder Konjunktursorgen oder was sonst noch alles belastete», meinte ein Händler.
Neben Partners Group gaben mit UBS (-0,3 Prozent) und Julius Bär (-0,7 Prozent) weitere Finanzwerte nach. Trotz der guten Zahlen in der vergangenne Woche blieben die regulatorischen Unsicherheiten hoch, hiess es dazu zu UBS. Dagegen reihten sich die Versicherer Zurich (+1,3 Prozent), Swiss Life (+0,6 Prozent) und Swiss Re (+0,8 Prozent) bei den Gewinnern ein.
An der Spitze standen aber Geberit (+4,0 Prozent) nach starken Zahlen und einem angehobenen Jahresausblick. Gefragt waren zudem die Aktien von Alcon (+3,0 Prozent), die nach dem bisher schwachen Jahresverlauf günstig bewertet seien. Zudem habe sich der Broker Bernstein positiv über den Augenheilmittelspezialisten geäussert, hiess es am Markt.
Den grössten Beitrag zum Anstieg des SMI trugen aber die Schwergewichte Novartis (+2,0 Prozent), Roche GS (+1,7 Prozent) und Nestlé (+1,5 Prozent) bei, was Händler mit dem «Risk off Mode» erklärten. Daneben gewannen auch andere wenig konjunktursensible Werte wie Lindt&Sprüngli (+1,3 Prozent), Galderma (+1,2 Prozent) und Givaudan (+0,6 Prozent) an Wert.
Am breiten Markt schlossen OC Oerlikon (+0,1 Prozent) nach Zahlen gehalten. Burckhardt Compression (-0,6 Prozent) schlossen nach Zahlen über dem Tagestief. Kardex (-5,1 Prozent) gaben nach Aussagen am Investorentag klar nach.
(AWP)
