Weder der Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) noch Konjunkturdaten und Kursrekorde aus den USA gaben dem deutschen Leitindex Impulse. Kaum bewegt zeigte sich der MDax der mittelgrossen Unternehmen, der letztlich um 0,01 Prozent auf 30'146,41 Punkte nachgab

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 schloss 0,5 Prozent fester. An den Börsen in London und Zürich ging es ebenfalls bergauf. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial notierte zum europäischen Handelsende 1,3 Prozent fester, während der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 um 0,7 Prozent zulegte. Alle wichtigen New Yorker Indizes markierten neue Bestmarken.

Die EZB beliess ihre Leitzinsen wie allgemein erwartet unverändert. Nach einer Serie von Senkungen hatte sie die Zinsen schon im Juli nicht angetastet - nicht zuletzt wegen des unsicheren Umfelds im Zollstreit mit den USA, wie EZB-Präsidentin Christine Lagarde damals betonte. Nun hat Europa es mit einer Regierungskrise in Frankreich zu tun. Die Sorge ist gross, dass die Verschuldung der zweitgrössten Euro-Volkswirtschaft ausser Kontrolle gerät.

Ihren geldpolitischen Kurs macht die EZB zwar weiterhin von der Wirtschaftsentwicklung abhängig und sieht sich auf keinen Zinspfad festgelegt. Doch «es spricht einiges dafür, dass der Zinssenkungszyklus als abgeschlossen gelten kann», schreibt Thomas Gitzel, Chefvolkswirt bei der VP Bank. Denn die Währungshüter rechneten auch für die kommenden Jahre mit Inflationsraten um die von ihnen angestrebten zwei Prozent.

In den USA hat sich die Inflation im August wie erwartet verstärkt. Nur die Kerninflation, bei der schwankungsanfällige Preise für Energie und Nahrungsmittel herausgerechnet werden, blieb auf dem Vormonatsniveau. Gleichzeitig stiegen die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe deutlich stärker als erwartet. Bereits am vergangenen Freitag hatte der monatliche Arbeitsmarktbericht der US-Regierung einen überraschend schwachen Beschäftigungsaufbau belegt.

Die amerikanische Zollpolitik werde die dortige Inflation weiter auf einem höheren Niveau halten als von der US-Notenbank Fed erwünscht, meint Ökonom James Kightley von der niederländischen Bank ING . Doch deren Fokus liege nun auf dem schwachen Arbeitsmarkt. Daher untermauerten die aktuellen Daten die Erwartung einer moderaten US-Leitzinssenkung in der kommenden Woche.

Die Aktien von Heidelberg Materials zählten am Donnerstag mit plus 2,5 Prozent zu den Favoriten im Dax. Die US-Bank JPMorgan bekräftigte ihre Einschätzung der Titel als Favorit in der Baubranche.

Einmal mehr gefragt waren Rüstungstitel. Im Dax zogen Rheinmetall um 2,3 Prozent an, während sich Hensoldt und Renk im MDax um 3,9 beziehungsweise 2,4 Prozent verteuerten. Dazu passte die Meldung, dass der Panzergetriebehersteller Renk seine Produktionskapazität wegen der zunehmenden Nachfrage deutlich steigern will.

Aktien des Übernahmekandidaten Covestro zogen um fast 8 Prozent an. Sie profitierten von einem Medienbericht, dem zufolge der Kaufinteressent Adnoc die Finanzierungskonditionen ändern könnte, um das Plazet der Europäischen Union für den Deal zu sichern.

Dagegen litten die jüngst gut erholten Aktien von Siemens Energy mit minus 1,1 Prozent unter Gewinnmitnahmen. Vom Tief vom Monatsanfang aus hatten sie jüngst um gut 14 Prozent zugelegt.

Im Nebenwerte-Index SDax büsste Schlusslicht LPKF 8,6 Prozent ein und markierte ein Kurstief seit Herbst 2023. Nachrichten zu dem Laser-Spezialisten gab es nicht.

(AWP/cash)