Der deutsche Leitindex liess seine anfänglichen Gewinne am Nachmittag liegen und rutschte dann bis an die Marke von 23'600 Punkten ab. Über die Ziellinie ging er 0,36 Prozent tiefer bei 23'632,95 Punkten. Der MDax mit den mittelgrossen deutschen Unternehmen schloss 0,59 Prozent tiefer bei 30'148,88 Zählern.
KI-Euphorie, die vom US-Softwarekonzern Oracle ausging, wirkte sich hierzulande nur anfangs bei SAP positiv aus. Letztlich wurden die Titel des Schwergewichtes zur Belastung für den Dax, indem sie klar ins Minus drehten. Anleger wägten ausserdem ab zwischen geldpolitischer Hoffnung und geopolitischen Sorgen, die bei deutschen Aktien letztlich überwogen.
Laut Eckhard Schulte von MainSky Asset Management zeigten aktuelle Daten zur Entwicklung der Erzeugerpreise in den USA, dass sich die Tür für einen grossen Zinsschritt öffnet. «Diejenigen, die auf den zollbedingten Inflationsausbruch warten, warten vergebens», so der Experte. Er blickt nun gespannt auf die Verbraucherpreise, die am Donnerstag erneut überraschen könnten.
Zurück hielten sich Anleger jedoch angesichts des Abschusses von Drohnen über polnischem Staatsgebiet. Die Drohnen stammen nach polnischen Regierungsangaben aus Russland. Die Regierung in Warschau hat Konsultationen nach Artikel 4 des Nato-Vertrags mit den Verbündeten beantragt. An der Warschauer Börse gerieten die Aktienkurse auch unter Druck.
Vor diesem Hintergrund waren deutsche Rüstungsaktien wieder einmal gefragt. Die Kursgewinne von Renk , Hensoldt und Rheinmetall reichten von 1,8 bis 3,3 Prozent. Mit dem Abschuss russischer Drohnen werde aus der Waffennachfrage für einen theoretischen Verteidigungsfall eine dringliche Notwendigkeit zur Beschaffung, schrieb Jens-Peter Rieck von MWB Research.
Oracle sorgte in New York mit einem Kurssprung um mehr als 40 Prozent für Aufsehen. Der Hype um das Wachstum mit Rechenzentren lenkte am Mittwoch auch hierzulande das Interesse auf mögliche Profiteure der Künstlichen Intelligenz (KI). Während SAP zwar mit drei Prozent ins Minus drehten und damit ihren jüngsten Abwärtstrend mit einem Tief seit April fortsetzten, kamen die Nachrichten aus den USA bei Siemens Energy bis zum Schluss besser an. Mit einem Anstieg um 4,6 Prozent waren sie letztlich der Dax-Spitzenreiter noch vor Rheinmetall.
Die Aktien von Siemens Energy profitierten von der Hoffnung, dass der Energietechnik-Konzern mit seiner Produktpalette vom hohen Energiebedarf der notwendigen Rechenkapazitäten profitieren wird. Ein zweiter von der KI-Fantasie angetriebener Wert waren am Mittwoch im MDax die Aktien von Hochtief , die um 4,2 Prozent auf Rekordhoch stiegen. Fantasie gibt es dort für den Aufbau und Betrieb der Rechenzentren.
Ansonsten verteuerten sich Siemens Healthineers im Dax um 2,2 Prozent. Hier machten erneut Spekulationen um einen Verkauf des Diagnostikgeschäfts die Runde.
Daneben bewegten auch Analystenkommentare im MDax die Kurse. Dort wurden die Titel des Kochboxenversenders Hellofresh von einer Abstufung durch Morgan Stanley mit 6,3 Prozent nach unten gezogen. Eine Neubewertung mit «Overweight» durch die Barclays Bank hievte dagegen Carl Zeiss Meditec mit einem Kursplus von 4,9 Prozent an die Spitze.
Im Nebenwertebereich kam ansonsten noch ein Aktienrückkauf des IT-Dienstleisters Cancom sehr gut an. Das Unternehmen will bis zu zehn Prozent des Grundkapitals am Markt kaufen. Der Kurs wurde davon um fast acht Prozent nach oben getrieben.
Auf europäischer Bühne schloss der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx knapp mit 0,1 Prozent im Minus. In Frankreich, wo nach dem Rücktritt des Premierministers François Bayrou in Sébastien Lecornu ein Nachfolger gefunden wurde, ging der Handel im Cac 40 robust zu Ende. In London schloss der FTSE 100 moderat im Minus und dort lag zuletzt auch der US-Leitindex Dow Jones Industrial . Oracle konnte in New York zumindest den Technologiesektor etwas stützen.
(AWP/cash)