Die Anleger seien weiter verunsichert über die weitere Entwicklung der Märkte, und viele hielten sich daher zurück. Dies mache den Markt schwankungsanfällig. Vor allem die anziehenden Energiepreise und die Lieferkettenprobleme schürten bei den Marktteilnehmern zunehmend Inflationsängste, heisst es am Markt. Immer mehr Börsianer stuften die höheren Preise nämlich inzwischen nicht mehr nur als ein temporäres Phänomen ein. Daher rücke auch die US-Geldpolitik immer mehr in den Fokus.

Es dürfte klar sein, dass die US-Notenbank Fed, wenn sie im November den Start des Tapering bekanntgeben werde, danach die Anleihenkäufe ab Ende Jahr bis Mitte 2022 schrittweise auf null zurückfahren werde, heisst es bei der St. Galler Kantonalbank. Dieser Schritt habe aber vor allem einen psychologischen Effekt, so CIO Thomas Stucki. "Realwirtschaftlich ist die Wirkung der Liquiditätszufuhr von monatlich 120 Milliarden Dollar angesichts der Grösse der US-Wirtschaft bescheiden." Die Sorgen über den chinesischen Immobiliensektor, die höheren Energiepreise und die US-Schuldenobergrenze seien zwar potenziell gefährlich, dürften aber bald wieder in den Hintergrund treten.

Der SMI notiert um 11.10 Uhr um 0,36 Prozent höher mit 11'616,92 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, steigt um 0,26 Prozent auf 1882,75 und der breite SPI um 0,17 Prozent auf 14'986,22 Zähler. Gewinner und Verlierer bei den SLI-Werten halten sich in etwa die Waage.

Verluste verzeichnen vor allem Technologiewerte wie AMS (-0,9 Prozent), Temenos (-0,2) und Logitech (-0,5 Prozent). Diese seien bei anziehender Inflation und höheren Zinsen als Wachstumswerte eben weniger gefragt, sagt ein Händler. Aber auch konjunktursensitive Titel wie Kühne+Nagel (-0,8 Prozent), Geberit (-0,3 Prozent), Holcim (-0,1 Prozent) und Schindler (-0,1 Prozent) seien nicht gefragt.

Bei den Finanzwerten fallen die Vermögensverwalter Partners Group (-0,7 Prozent) und Julius Bär (-0,1 Prozent), die Grossbanken Credit Suisse (-0,4 Prozent) und UBS (-0,3 Prozent) sowie die Versicherer Zurich (-0,2 Prozent) und Swiss Life (-0,1 Prozent) mit tieferen Kursen auf, was ein Händler mit den Zins- und Marktunsicherheiten erklärt.

Angesichts der grossen Verunsicherung steuerten die Anleger die als sichere Häfen geltenden defensiven Werte aus dem Gesundheitsbereich wie Lonza (+1,3 Prozent), Roche (+0,7 Prozent), Novartis (+0,2 Prozent) und Vifor (je +0,4 Prozent) an. Höhere Kurse gibts zudem beim Telekomtitel Swisscom (+0,9 Prozent), dem Aromenhersteller Givaudan (+0,9 Prozent) und dem Lebensmittelriesen Nestlé (+0,4 Prozent), die ebenfalls als wenig konjunkturanfällig gelten.

Der Zykliker Sika (+1,2 Prozent auf 298,30 Fr.) profitiert von einer Kaufempfehlung von Barclays. Die Bank hat das Kursziel auf 380 von 340 Franken erhöht und empfiehlt den Bauchemiewert zum Kauf.

Am breiten Markt brechen die Aktien von Aryzta um 12 Prozent ein. Der Bäckereikonzern ist im vergangenen Geschäftsjahr (per Ende Juli) organisch zwar weiter geschrumpft, aber leicht profitabler geworden. Händler beurteilen das Ergebnis als recht gut. "Aber die Markterwartungen sind eben im Vorfeld de Zahlen massiv gestiegen." Der Kursabschlag sei daher die logische Konsequenz darauf.

Die Aktien von Cosmo (-3,9 Prozent auf 76,40 Fr.) geben auch klar nach. Cosmo will die Dermatologie-Tochter Cassiopea (+2,3 Prozent auf 36 Fr.) wieder ganz übernehmen und bietet dafür je Cassiopea-Titel 0,467 eigene Aktien.

Etwas höher sind Medmix (+0,1 Prozent auf 44,02 Fr.). Die Aktie des Börsenneulings verspüre mehr Interesse, nachdem der Börsenstart nicht gerade ein Erfolg gewesen sei. Die Aktie war zu 45 Franken ausgegeben worden und schloss am ersten Tag bei 44 Franken. Doch nun dürfte die Bereinigung wohl abgeschlossen sein, heisst es.

pre/rw

(AWP)