Nach einem freundlichen Start machten die Investoren am Nachmittag Kasse und nahmen Gewinne mit. Besonders Aktien, die an den beiden Vortagen gut gelaufen waren, mussten Federn lassen. In den letzten Handelsminuten weitete sich Talfahrt zu einem Absturz aus. Damit war die Schweizer Börse aber nicht alleine: Alle wichtigen Handelsplätze Europas tauchten im Strudel der New Yorker Börsen.

Auf die Stimmung drückten gemischt ausgefallene Konjunkturdaten in den USA. Die Zahl der wöchentlichen Erstanträge fiel zwar etwas geringer aus als befürchtet. Aber das US-Aussenhandelsdefizit kletterte im Juli auf den höchsten Stand seit zwölf Jahren. Für Aktienanleger lieferten diese Zahlen dennoch einen Lichtblick, sagte ein Marktteilnehmer: Sie bestätigten, dass die US-Wirtschaft sich erhole, aber der Weg noch lang sei. Dies bedeute, dass die US-Notenbank Fed auf absehbare Zeit an ihrer ultra-lockeren Geldpolitik festhalten werde.

Der SMI sackte um 1,58 Prozent auf 10'220,64 Punkte ab, nachdem er zuvor noch ein Tageshoch von 10'511 Punkten erklommen hatte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verlor um 1,90 Prozent auf 1'554,40 und der breite SPI büsste um 1,62 Prozent auf 12'729,45 Zähler ein. Unter den 30 Top-Werten standen lediglich 4 Gewinner den 26 Verlierern gegenüber. Zeitweise hatten zwei Drittel aller Aktien Kursaufschläge ausgewiesen.

Damit ist ein Grossteil des Kurssprungs des SMI vom Vortag wieder ausradiert. Ein solch deutlicher Abstieg komme nicht überraschend, sagte ein Marktteilnehmer: "Eine Konsolidierungsphase tut vor dem Hintergrund der zuletzt stark überhitzten Kurse Not."

Angeführt wurden die wenigen Gewinner von den zuletzt arg geprügelten Aktien des Uhrenkonzerns Swatch (+1,6%) während der Luxusgüterhersteller Richemont nur noch ein hauchdünnes Plus von 0,03 Prozent über die Ziellinie retten konnte. Die Titel profitierten von Sektorrotationen, hiess es. Luxusgüterwerte hätten noch etwas aufzuholen, nachdem sie im laufenden Jahr eine schlechte Performance gezeigt hätten, sagte ein Händler.

Ebenfalls noch ein leichtes Plus wiesen die Aktien von Adecco (+0,3%) aus, die im Vergleich zu Anfang Jahr deutlich an Wert verloren haben.

Von den Finanzwerten wies am Schluss nur noch CS (+0,8%) Kursgewinne aus. Die übrigen Titel, die im Tagesverlauf teils kräftig zugelegt hatten, zeigten Verluste. Darunter waren die Versicherer Swiss Re (-0,2%), Swiss Life (-0,5%) und Zurich (-1,1%) sowie die Banken UBS (-0,4%) und Julius Bär (-1,2%.

An der Spitze der Verlierer standen jedoch Vifor, die von Gewinnmitnahmen nach unten gerissen wurden (-6,7%). Die Technologietitel Logitech (-6,0%) und Temenos (-4,9%) und AMS (-4,2%) wurden von einer Verkaufswelle erfasst, als die technologielastige Nasdaq immer tiefer in den Keller fiel.

Zykliker wie Sika (-3,8%), Geberit (-2,9%) und LafargeHolcim (-2,5%) mussten ebenfalls Federn lassen. Lonza verloren 3,4 Prozent.

Von den Schwergewichten zeigten Roche (-2,5%) die grössten Abgaben, während Novartis 1,7 Prozent einbüsste. Zunächst hatten die Novartis-Valoren noch kursmässig von positiven Studienergebnisse über das Krebsmittel Tabrecta profitiert. Roche stellt auf einem Fachkongress neue Ergebnisse aus Studien mit Medikamenten gegen Autoimmunkrankheiten wie MS vor. Nestlé ging mit einem Minus von 0,6 Prozent aus dem Handel.

Am breiten Markt stachen Dormakaba (-4,1%) negativ hervor. Das Schliesstechnikunternehmen verfehlte mit seinem Umsatz- und Gewinnrückgang im vergangenen Geschäftsjahr 2019/20 die Erwartungen der Analysten deutlich. Nun werden 1'300 Stellen abgebaut und die Dividende gekürzt.

Positiv zeigten sich indes Dufry mit einem Kursgewinn von 3,8 Prozent. Der Reisedetailhändler war beim Kurssprung des Vortages hinterhergehinkt.

jb/rw

(AWP)