Der Stoxx 600 Basic Resources Index ist seit seinem Hoch vom August um 15 Prozent gefallen und damit etwa doppelt so stark wie der nächstschlechtere Sektorindex, was die Bedeutung Chinas für Schwergewichte wie BHP Group und Rio Tinto widerspiegelt. 

Für den Gucci-Eigentümer Kering, dessen Wachstum eng mit dem Wohlstand des asiatischen Landes verbunden ist, ging es im gleichen Zeitraum an der Börse 20 Prozent abwärts. Die Titel des Aufzugherstellers Kone sind seit Ende August um 12 Prozent gefallen.

"Ein Grossteil des Wohlstands und der Wirtschaftstätigkeit ist seit drei Jahrzehnten mit dem massiven Anstieg der Immobilienpreise und des Immobilienvermögens in China verknüpft", sagt Peter Garnry, Leiter der Aktienstrategie bei der Saxo Bank. Die Folgen eines möglichen Zusammenbruchs von Evergrande könnten "eine geringere Wachstumsdynamik in China in den nächsten 10 Jahren sein, da die Ressourcen in andere Bereiche umgeleitet werden."

Schon bevor die Krise von Evergrande die Finanzmärkte erschütterte, verlangsamte sich das chinesische Wachstum. Bank of America hat gerade ihre dreijährigen Konjunkturprognosen für das Land gesenkt und dies mit dem Ausbruch der Delta-Variante und der Verschärfung der Kontrollen für den Immobilien- und Infrastruktursektor begründet. Auch Pictet Wealth Management erklärte, dass ihre Prognosen gefährdet sein könnten.

Luxusunternehmen stark exponiert

Für Bergbauunternehmen sind die möglichen Auswirkungen klar. Auf China entfallen 62 Prozent des Umsatzes von BHP, 58 Prozent von Rio Tinto und fast 50 Prozent von Anglo American und Glencore. Immobilien sind ein wichtiger Motor für die Nachfrage nach Metallen. Und ein Einbruch bei Eisenerz, einem wichtigen Umsatzträger für BHP und Rio, stellt laut Citi ein kurzfristiges Risiko für die Gewinne dar.

Kering ist nicht die einzige Luxusaktie, die gefährdet ist. Burberry Group, Compagnie Financiere Richemont  und LVMH Moet Hennessy Louis Vuitton erzielen laut Liberum zwischen 34 Prozent und 53 Prozent ihres Umsatzes in der bevölkerungsreichsten Nation der Welt. "Wenn China niest, bekommen die Luxusunternehmen eine Lungenentzündung", sagt Luca Solca, Analyst bei Bernstein.

Die potenziellen Auswirkungen auf europäische Aktien enden hier noch nicht. Einige Industrie- und Halbleiterwerte sind stark in China engagiert, ebenso wie in Grossbritannien notierte Finanzunternehmen wie Prudential und HSBC.

Die Strategen von Liberum sind der Meinung, dass Zementhersteller wie HeidelbergCement sowie Bauzulieferer wie Kone und Schindler direkt von den Auswirkungen der Evergrande-Krise betroffen sein könnten und sehen eine Preisschwäche voraus. Es sei sicherer, sich vorerst nicht in China zu engagieren, sagen sie.

(Bloomberg/cash)